Gegenwart ohne Vergangenheit + Menschen mit Rückgrat

Ein Beitrag zur Kreuzdiskussion in Berlin: http://cicero.de/berliner-republik/humboldt-forum-kreuzzug-mal-andersrum

In diesem Beitrag heißt es:

Wer die Gegenwart ohne Vergangenheit verstehen möchte, der versteht gar nichts.

Diese Aussage kennzeichnet so manchen der Modernisten in unserem Land: Man meint, die tolle Gegenwart beginne mit dieser tollen Generation, der toleranten, weltoffenen, antireligiösen, antimilitaristischen, bunten… Generation. Nichts gegen die Menschen dieser Generation, die so gekennzeichnet werden können – aber gegen die Geschichtsvergessenheit vieler.

  • Das betrifft nicht nur von der Leyen, die wohl denkt, die Bundeswehr bestehe nur aus dem Jetzt – und kann auf dem Jetzt aufbauen. Nein, sie ist Teil der Geschichte. Und in ihrer Geschichte gab es gute Menschen und gab es üble Menschen. Und alle nun gleichermaßen in den Orkus der Geschichte zu werfen, wird unserem Land nicht gerecht. (Was haben eigentlich die Vorfahren von der Leyens gemacht? Waren sie alle Mitläufer – oder hat sie auch tapfere Vorfahren, die auf ihrer Weise den Ideologen widerstanden haben? Die vielleicht in der Wehrmacht waren, aber eben ehrenvoll und nicht Knechte der Ideologie. Wird sie denen mit diesem ihrem jetzigen Tun gerecht?)
  • Das betrifft zum Beispiel auch den christlichen Glauben: Unsere Kultur lebt auch auf den Schultern des Christentums – und man versucht nun, diese Schultern wegzustoßen und meint, man hätte die Weisheiten der Gegenwart selbst erfunden. (Die Lutherfestivitäten mögen darüber hinwegtäuschen, dass es in unserem Land massive gegenläufige Strömungen gibt.)

Dass Geschichtsvergessenheit übel ist, das ahnen diejenigen, die sich mit Geschichte beschäftigen, diejenigen, die die guten Seiten unserer Tradition lieben, den Mut mancher Menschen der Vergangenheit, die weiterführenden Gedanken, Philosophien, Theologien, Künste und Erfindungen und Wissenschaften – die weltweit anerkannt werden. Das wissen diejenigen, die sich mit den dunklen Seiten unserer Tradition auseinandersetzen und dankbar sind, dass es in diesen dunklen Zeiten immer auch Menschen gegeben hat, die standhaft, tapfer waren – ihrer Namen gedachte man zumindest bis vor kurzem noch bewundernd. Sie waren bewundernswert, auch wenn heute wieder die Modernisten in ihrem ideologischen Modernismus herkommen, und an ihnen zu kritisieren haben, dass sie nicht so dachten wie die Modernisten von heute selbst denken. Diese Selbstzentrierung, die Selbstfixierung mancher heutiger Ideologen, die in der Gesellschaft meinen, das Sagen zu haben, ist kurios. Sauer sind sie, wenn ihnen große Teile der Bevölkerung nicht folgen. Die aus diesem Grund aggressiv, hinterhältig und mit übler Nachrede, mit absichtlichen Fehlinterpretationen den Vorfahren und den Zeitgenossen, die anders denken, ans Leder wollen.

Diejenigen, die die Geschichte unserer europäischen Kultur kennen, die auch die dunklen Seiten kennen, die erkennen in so manchem lautstarken Zeitgenossen eben auch die alten Gefahren wieder. Und diese kommen eben nicht nur aus dem Rechtsextremismus, dem Nationalismus, sondern auch aus dem Linksextremismus und aus anderen jetzt neu wachsenden Ideologien. Heute beklagt man, dass Menschen geiferten, wenn es darum ging, Hexen zu verbrennen, Menschen zu foltern usw. Und heute? Sind manche von uns davon so weit entfernt? Wir sehen so manchen geifern, Gesichter, die ganz verzerrt gegen politische Gegner angehen, Augen, die starr und stechend sind, Münder, die verhöhnen und höhnisch lachend über andere verbal herfallen, Fäuste, die schlagen, Hände, die werfen…

Und so kann man immer nur appellieren:

Leute, habt Rückgrat, macht nicht mit bei diesen Gruppenzwängen aus welcher Richtung auch immer, versucht euch in den politischen Gegner hineinzudenken, denkt zunächst positiv über ihn, dass auch er das Gute will, vergebt… Zu unserer Kultur gehört es, so sehe ich das zumindest, dass wir

die Feigen, die Mitläufer, die Gewalttäter, die Erpresser, diejenigen, die in Gruppen über Einzelne, Schwächere, Unbewaffnete herfallen, die im Verborgenen agitieren, die nicht mit offenen Visier, sondern vermummt auf andere losgehen, die Betrüger und Täuscher, diejenigen, denen es nicht um Gemeinschaft geht, sondern um Zerstörung, darum geht, Misstrauen und Hass zu säen

nicht bewundernd ansehen und sie nicht zu Helden erklären, sondern ablehnend.

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