Ernst-Moritz Arndt

Die Uni Greifswald will den Namen loswerden. Darüber wird heftigst gestritten. Warum, das wird hier beschrieben: http://www.zeit.de/2017/06/uni-greifswald-namenspatron-ernst-moritz-arndt

Ja, es ist eine Luxusdebatte – und zwar für alle, die sich um Wesentliches kümmern. Aber wir haben es heute vielfach mit Menschen zu tun, die solche Luxusdebatten fordern, darin den Sinn ihres Lebens sehen, die Geschichte vom Bösen zu reinigen. Diese Bösen gab es zwar – aber man soll bloß nicht mehr an sie erinnern, weil wir heute so gute, tolle, demokratische Menschen sind. Die Menschen der Welt werden ganz gnostisch-dualistisch aufgeteilt in Gute und Böse. Dass aber böse Menschen – aus heutiger Sicht – auch gute Folgen hatten, dass gute Menschen – aus heutiger Sicht – auch böse Folgen hatten, das darf nicht vorkommen. Wir müssen heute alles bereinigen.

Ich bin einmal gespannt, welchen Namen sie stattdessen wählen. Teflon-Menschen, die rein gut und klasse und toll waren, so wie diese Kämpfer heute, gab es nicht. Vielleicht: Teflon-Universität?

Selbst die Widerstandskämpfer unter dem Nationalsozialismus haben es heute schwer, anerkannt zu werden, weil sie Meinungen vertreten haben, die unseren Teflon-Menschen so nicht mehr genehm sind. Martin Luther King, Gandhi – alles Menschen, die Menschen waren und somit nicht ganz Teflon-Sauber sind. Vielleicht nennen sie sie Mandela-Uni – sollten aber nicht so sehr in die Biographie Mandelas schauen.

Noch eine Anmerkung: Ernst Moritz Arndt hat wirklich heftige Texte verfasst. Aber seine heftigsten Texte sind in einer Zeit des Freiheitskampfes entstanden. Von gebildeten Menschen – die man an der Uni leichtfertig erwartet – kann man eigentlich davon ausgehen, dass sie Texte zeitlich einordnen können. Zudem: Ein Freiheitskampf ist eben ein Freiheitskampf, Kampf für Freiheit und Autonomie. Aber die Bereitschaft dazu, sich auf andere Zeiten einzulassen, ist heute bei so manchem nicht mehr gegeben und somit dürfte auch Freiheitskampf ein Fremdwort sein. Wir leben vielfach unter Menschen, zumindest die, die sich als linksliberale Elite ansehen, die eine quasi-ideologische Nabelschau lieben – und nur Helden ihrer gleichen Gesinnung dominieren lassen wollen. Quasi-Ideologisch darum, weil ich unsere Zeit noch nicht so richtig einordnen kann. Darum sei auch der genannte Begriff Linksliberal mit Vorsicht zu genießen.

Ich finde übrigens die Lösung der Uni München im Ansatz gut: Die Ludwig-Maximilians-Universität hat man eng mit den Geschwistern Scholl verbunden. Es gab einmal die Diskussion, sie als Geschwister-Scholl-Universität zu bezeichnen. Im Augenblick scheint die Diskussion aber wieder verstummt zu sein – und der Name LMU allein spielt die Rolle – die Geschwister Scholl nur im Nebensatz? https://www.uni-muenchen.de/ueber_die_lmu/index.html  Wenn ich das aus der Ferne so betrachte.

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

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