Leonard Cohen

Nicht selten habe ich in meinem Blog auf diesen für mich einer der ganz großen – hingewiesen: Nun ist er gestorben: http://www.spiegel.de/kultur/musik/leonard-cohen-nachruf-zum-tod-des-musikers-a-1120810.html Zu seiner letzten Veröffentlichung:  http://www.spiegel.de/kultur/musik/letztes-album-von-leonard-cohen-im-land-der-letzten-dinge-a-1120840.html

hineni, hineni…

Hier bin ich, hier bin ich, hier bin ich, hier bin ich,

ich bin bereit, mein Gott,

Hier bin ich, hier bin ich, hier bin ich.

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

Ilse Aichinger ist gestorben + Literarische Kippbilder

Ilse Aichinger ist gestorben – die Schriftstellerin, die mich sehr beeindruckte – seit langem. Sie schrieb nicht viele Gedichte – aber was für welche – in ihrem Minimalismus!

Hör gut hin, Kleiner,
es gibt Weißblech, sagen sie,
es gibt die Welt,
prüfe, ob sie nicht lügen

Ein guter Rat, an den Kleinen, nicht leichtfertig alles zu glauben, was die Leute sagen – aber auch der nicht glauben, die diesen Rat gibt, denn gibt es keine Welt? Wer weiß!

Genial finde ich auch das Gedicht: Zeitlicher Rat

Zum ersten
mußt du glauben,
daß es Tag wird,
wenn die Sonne steigt.
Wenn du es aber nicht glaubst,
sage ja.
Zum zweiten
mußt du glauben
und mit allen deinen Kräften,
daß es Nacht wird,
wenn der Mond aufgeht.
Wenn du es aber nicht glaubst,
sage ja
oder nicke willfährig mit dem Kopf,
das nehmen sie auch.

Ich weiß, es gibt so manche Interpretation, philosophisch und theologisch. Aber vielleicht ist es auch ganz anders zu verstehen: Alle sagen es – du bist anderer Meinung, aber sag ja. Und wenn es Tag wird und alle sagen, es wird Tag – du aber denkst, dass der Tag nicht licht ist, wie alle denken, sondern Nacht, dunkel, finster, dann sag dennoch ja, damit du keinen Ärger bekommst. Und wenn es dunkel, kalt, trübe… ist, und alle sagen: es ist kalt, dunkel, trübe – und du aber denkst: oh, so schlimm ist das nicht, es ist doch hell, wenn der Mond scheint, es ist licht… – sage dennoch ja, wenn du das „Ja“ gegen den Strom, gegen die Meinung aller aber nicht über die Lippen bekommst, nicke nur. Das ist den Jasagern egal – Hauptsache, sie fühlen sich bestätigt. Zeitlicher Rat – ein Rat für diese Zeit, nicht für die Ewigkeit – ein Rat, sich unterzuordnen, sich der Meinung aller anzuschließen. Ein ironischer Rat – so möchte ich das sehen aufgrund der letzten zwei Zeilen. Oder ist es doch ganz anders: ich bin irre und beharre auf meine falschen Gedanken – auch wenn ich so tue, als würde ich nicht beharren?

Es sind so eine Art literarische Kippbilder.

Und auch das Öse und Kamel Gedicht, das ein Wort Jesu aufgreift – klasse!

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

Ehemalige Muslima + Kinderehen schließen Muslima aus + Jesusbilder übermalt

Eine ehemalige Muslima, Mariya Dostzadah, die jetzt Christin ist, hat Interessantes zu sagen: http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/wir-haben-jesus-in-eine-westliche-schublade-gesteckt-98274/

Interessant fand ich, dass wenn man einem Muslim sagt: deine Religion ist falsch, dass man dann seine gesamte Identität, die nicht ohne Gruppe/Familie zu denken ist, angreift, seine Kultur. Er sieht alles zusammen, während wir in unserer westlichen Kultur trennen. Das heißt: Wenn einer sagt: Deine christliche Religion ist falsch, dann fühle ich mich nicht insgesamt gekränkt als ich und auch nicht meine Kultur (wenn ich ehrlich bin: eigentlich gar nicht). Zudem erfahren wir: Muslime suchen ein Beduinenideal, das Ideal ist: Stolz. Mission sollte nicht das Individuum ansprechen, sondern den Muslim als Teil seiner Kultur – die zum Teil gar nicht so anders ist als die Kultur zur Zeit Jesu. Das heißt: Nicht mit Hilfe westlicher, moderner Bibelinterpretation, sondern so wie sie in der Zeit Jesu verstanden worden wäre. Sie stellt das mit Hilfe von Situationen ihrer afghanischen Heimat dar.

*

Die Legalisierugn von Kinderehen führt dazu, dass Muslima ausgegrenzt werden: http://de.europenews.dk/Kinderehen-Legalisierung-grenzt-Muslime-aus-Wo-liegen-die-Loyalitaeten-der-Integrationsbeauftragten–132616.html

*

Jesusbilder von 1938 wurden einfach übermalt, damit der Raum heller wird und die Asylsuchenden bessere Gefühle bekommen – schon kurios. Überall ist man bemüht, Historisches anzuerkennen, davor zu bewahren, dass es vernichtet wird, und hier haben scheinbar Kulturbanausen nichts anderes zu tun, als flugs Jesusbilder zu übertynchen: http://www.oe24.at/welt/Jesus-Bilder-in-Fluechtlingsunterkunft-uebermalt/258091642 Aber: Die Kapelle wäre sowieso abgerissen worden – mit den Bildern. Es ist gut, dass die Bevölkerung sensibler wird und damit auch manche unsensiblen Pragmatiker zum Nachdenken bringen.

*

Die Niederlande hat das Schächten (mit wenigen Ausnahmen) verboten: http://www.oe24.at/welt/Muslime-empoert-Parlament-verbietet-das-Schaechten/256749667

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

Furchtbar sauer – TrumpGegner + Wandel oder Wie-bisher + Vernünftig: Ischinger

TrumpGegner sind furchtbar sauer. Nicht nur diejenigen, die demonstrierend die USA  in eine Bananenrepublik hinabziehen wollen, sondern auch diejenigen, die sich einen zweifelhaften Ruhm erworben haben: Planned Parenthood. Wer darüber mehr wissen will – gebe den Namen oben in meinem Blog-Suchfeld ein: http://www.kath.net/news/57421 Unisono mit so manchen unserer deutschen Medien, die sauer sind, weil die Wähler in den USA anders gewählt haben, als sie es wollten: http://www.pro-medienmagazin.de/kommentar/detailansicht/aktuell/trump-wahl-schock-fuer-die-berufs-besserwisser-98263/ Kurios – oder?

*

Ich glaube nicht, dass Merkel so eine Macht hat, dass sie für die Wahl Trumps mit verantwortlich ist: http://cicero.de/weltbuehne/deutschland-und-die-usa-trumps-werk-und-merkels-beitrag

*

Eine Momentaufnahme von spiegel-online am 11.11.2016 um 17:21 – ein Wahnsinn!:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/us-wahl-2016-donald-trump-gewinnt-drei-lehren-fuer-deutschland-a-1120537.html

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/us-wahl-2016-wie-donald-trump-das-klima-vergiften-will-a-1120740.html

http://www.spiegel.de/politik/ausland/donald-trump-wird-praesident-der-frust-der-frauen-und-familien-a-1120776.html

http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/donald-trump-und-die-studentenproteste-revolution-oder-strohfeuer-a-1120869.html

http://www.spiegel.de/politik/ausland/us-wahl-2016-proteste-gegen-donald-trump-schrecken-usa-auf-a-1120861.html

http://www.spiegel.de/reise/aktuell/usa-bleiben-jetzt-die-touristen-weg-a-1120442.html

*

Was der ExBotschafter Wolfgang Ischinger zu Trump sagt, ist sehr gut: http://www.focus.de/politik/ausland/us-wahlen-2016/ehemaliger-deutscher-botschafter-in-den-usa-ischinger-wer-glaubt-trump-sei-ein-duemmlicher-idiot-liegt-falsch_id_6194621.html Ich denke, dass das Herumgebocke unserer Politiker eben das verhindert, was Ischinger rät: Trump zu sagen, was wir uns in Europa für eine Beziehung zur USA wünschen – er wird hören.

Er wird aber wohl kaum hören, wenn man ihn ständig als Idioten ansieht. Dann hört er stärker auf andere. Aber unsere europäische Politik ist dermaßen neben der Spur, dass man nur hoffen kann, sie wird vernünftig und hört auf solche vernünftigen Voten wie die von Ischinger.

*

Wie nach dem Brexit rufen manche: Es muss alles anders werden und andere rufen: Es muss verstärkt das Alte vertieft werden. Insgesamt ein Artikel, der sehr gut auch Gaucks Dunkelmänner-Beitrag – ohne ihn direkt zu nennen – auf den Punkt bringt: „Im Umgang mit dem Rechtspopulismus haben sich weite Teile der Scheinheiligen in eine manichäische Weltanschauung geflüchtet, eine moralische Zweiklassengesellschaft, in der es die progressiven Anständigen gibt und die zurückgebliebenen Bösewichter.“ Auch das ist böse-präzise: „Als Gegenentwurf zu den stalinistischen politischen Korrektheiten der Elite-Unis, die aus ihrer Verachtung für die Nicht-Eliten kaum ein Hehl machen…“. Oder: „Zu glauben, dass es in der Politik mit vernünftigen Dingen zugehe, ist die Hoffnung vor allem derjenigen, welche für sich erkannt haben, dass sie sie gepachtet haben.“ – So viel zum Thema: nur die Rechtspopulisten sind postfaktisch… Ein klasse und lesenswerter Beitrag von Ulf Poschardt: https://www.welt.de/debatte/kommentare/article159391987/Die-deutschen-Eliten-brauchten-diesen-Trump-Schock.html

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

Islamisten + UNO – grausame IS Taktik + Südsudan + Stämme

Taliban griffen Konsulat an: http://www.focus.de/politik/ausland/nach-anschlag-auf-deutsches-konsulat-rasten-auf-abgesperrten-tatort-zu-bundeswehrsoldaten-erschiessen-motorradfahrer_id_6192525.html Bundeswehrsoldaten erschossen Motorradfahrer, die nicht anhalten wollten. Sicher wird irgendwo schon ein Anwalt bereit stehen.

Nachtrag: http://www.n-tv.de/politik/Taliban-bedrohte-deutschen-Konsul-mit-Waffe-article19073151.html

*

Auf dem größten US-Stützpunkt in Afghanistan gab es eine schwere Explosion – wohl ein Anschlag: http://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-schwere-explosion-auf-us-stuetzpunkt-in-bagram-a-1120989.html

*
Ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Taliban das geschundene Land wieder in die islamistische Dunkelheit zurückgeworfen hat?

*

Ich verstehe diese Nachricht nicht. Da wird über die grausame IS-Taktik der IS berichtet, mit der diese Terrorgruppe Mossul verteidigt: http://www.spiegel.de/politik/ausland/mossul-uno-berichtet-von-unmenschlicher-is-verteidigungstaktik-a-1120927.html Was ich daran nicht verstehe? Warum vorher die Propaganda gegen die Russen und die Assad-Regierung? Die Islamisten verteidigen OstAleppo doch genauso.

*

Es sieht so aus, als würde der politische Konflikt im Südsudan zu einem Stammeskonflikt zwischen Dinka und Nuer werden: http://www.spiegel.de/politik/ausland/suedsudan-uno-warnt-vor-moeglichem-voelkermord-a-1120971.html

In meinem Blog hatte ich das Thema „Stämme“ schon häufiger. So auch hier: http://blog.wolfgangfenske.de/2014/03/02/staemme-in-afrika-in-deutschland/

Man schließt in der westlichen, so aufgeklärten Welt, die Augen vor den Stammeskriegen. Man reduziert alles auf Bürgerkriege, weil man das hier so kennt. Man denkt sich Afrika wie Europa. Aber Afrika ist Afrika. Und man muss versuchen, afrikanische Problemlösungen zu finden und nicht westliche, die das Stammesdenken nicht mehr kennen.

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

Würde des Mensch–Menschen lieben

P1020764

Die Würde des Menschen kann nur der wirklich achten, der den Menschen liebt.

Kann den Menschen nur der lieben, der sich selbst liebt, weil er sich von Gott geliebt weiß?

Der Mensch ist ein faszinierendes Wesen.

Was er sich alles an ästhetisch Schönem ausdenkt – und das in einer unzählbar vielen Weisen der Kunst: Malen, tanzen, Ikebana, Skulpturen, Design, mit unterschiedlichsten Materialien – bis hin zur Kaffeekanne, dem Auto…

Was er sich alles ausdenkt, um anderen Menschen Gutes zu tun, in Familien, unter Nachbarn, an den Arbeitsplätzen, im Kontakt mit seinesgleichen an welchem Ort auch immer.

Sein Lachen, sein Weinen, sein Hoffen, seinen Glauben, seine Sehnsüchte, seine Bereitschaft, immer dazu zu lernen, seine Offenheit allem gegenüber und auch anderen Menschen gegenüber. Sein Streben nach Vollkommenheit, Einfachheit und positiver Verworrenheit. Er will hoch hinaus, fällt tief, steht auf. Er nimmt sich in seiner Torheit furchtbar ernst – und kann darüber lachen.

Sein Streben nach Gemeinschaft, nach Einsamkeit, nach Tanz, Schlaf und Gesang. Sein Umgang mit Schuld, mit Schuldnern, seine Sehnsucht nach Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit, farbspritzenden Sonnenuntergängen und Sonnenaufgängen, nach Spiel.

Er lauscht den Tieren, dem Meer, den Wind in den Bäumen, dem Brummen der Insekten, dem Knistern der Ameisen, der Stille des Mondes. Er hat Tiere zum Freund – Wesen einer ganz anderen Gattung. Er lernt immer mehr, sie als Geschöpfe zu achten.

Er denkt sich Welten aus in Träumen, Romanen, Erzählungen und Gedichten, in Politik und Zukunftsbildern.

Und nun sagst Du: Der Mensch ist doch nicht nur gut!

Nein, ist er nicht. Aber es ist gut, auch einmal diese Seite zu betonen. Würdest Du auch nach der guten Seite des Menschen fragen, wenn ich nur die schlechten Seiten erwähnen würde?

Die Würde des Menschen kann nur der wirklich achten, der den Menschen liebt.

Kann den Menschen nur der lieben, der sich selbst liebt, weil er sich von Gott geliebt weiß?

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

Keine Judenmission – aber behutsames Christuszeugnis + Messianische Juden + Integrationspapier

Das ist eine gute Haltung, die in der EKD-Synode die Oberhand gewonnen hat: Judenmission wird abgelehnt – aber dass das Christuszeugnis auch Juden nicht vorenthalten wird – wie Juden auch den Christen ihre Glaubenserfahrung mitteilen -, wird auch ausgesprochen: http://www.pro-medienmagazin.de/kommentar/detailansicht/aktuell/ekd-zur-judenmission-weil-gott-treu-ist-98254/ Es wird in dem Papier selbst nur vorsichtiger formuliert:

In der Begegnung mit jüdischen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern haben wir gelernt, einander gleichberechtigt wahrzunehmen, im Dialog aufeinander zu hören und unsere jeweiligen Glaubenserfahrungen und Lebensformen ins Gespräch zu bringen. Auf diese Weise bezeugen wir einander behutsam unser Verständnis von Gott und seiner lebenstragenden Wahrheit.

Ich weiß nur nicht so genau, wen sie sich unter Gesprächspartner vorstellen: Ist da der öffentliche jüdisch-christliche Dialog gemeint – oder jede Begegnung zwischen Juden und Christen? Aber da der Glaube nicht etwas ist, das Christen anknipsen oder ausknipsen können, sondern eine Lebenseinstellung, so wird hoffentlich auch von der EKD jeder Christ im Blick sein und nicht nur der besonders für den Dialog installierte Amtsträger.

An dem pro-medienmagazin Artikel fand ich gut, dass er die Ablehnende Haltung gegen messianische Juden ablehnt. Sie sind Brüder und Schwestern in Christus. Diese finden in der EKD-Erklärung leider keine Erwähnung: https://www.ekd.de/synode2016/beschluesse/s16_05_6_kundgebung_erklaerung_zu_christen_und_juden.html Nun denn – das Verhältnis ist auch kompliziert: Kirchen dürfen Messianische Juden nicht vereinnahmen, darum auch nicht in deren Namen sprechen, zum anderen gehören sie in den Dialog der Kirchen mit den Juden auch nicht hinein. Mit den messianischen Juden haben wir es mit einer eigenen Größe zu tun – und die sollte auch einmal so langsam in den Blick unserer Kirche rücken. Vielleicht findet man ja auch ihnen gegenüber einen so ausgewogenen positiven Text.

Was aber den gesamten Text betrifft: Spricht die EKD für sich oder für alle Christen – weltweit? Ich denke: für sich. Und als Christen Deutschlands sollte man sich wirklich mit Judenmission zurückhalten. Oder sollen nur Heidenchristen sich zurückhalten – aber Judenchristen dürfen missionieren? Wie entscheiden andere Christen weltweit? Spannend.

*

Wichtig finde ich, dass dieser Passus auch eingefügt wurde:

Wir sehen uns vor der Herausforderung, unser Verhältnis zu Gott und unsere Verantwortung in der Welt auch von unserer Verbundenheit mit dem jüdischen Volk her theologisch und geistlich zu verstehen und zu leben. Wo in Verkündigung und Unterricht, Seelsorge und Diakonie das Judentum verzeichnend oder verzerrt dargestellt wird, sei es bewusst oder unbewusst, treten wir dem entgegen. Wir bekräftigen unseren Widerspruch und unseren Widerstand gegen alte und neue Formen von Judenfeindschaft und Antisemitismus. Das Miteinander von Christen und Juden ist vielmehr ein gemeinsames Unterwegssein in der Verantwortung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

Hier noch einmal der Link zu dem gesamten Text: https://www.ekd.de/synode2016/beschluesse/s16_05_6_kundgebung_erklaerung_zu_christen_und_juden.html

*

Das Integrationspapier geht meines Erachtens an der Situation in unserem Land vorbei: https://www.ekd.de/synode2016/beschluesse/s16_02_10_beschluss_motor_der_sozialen_erneuerung.html . Der Aspekt: „Integration ist ein Prozess auf Gegenseitigkeit“ wird betont. Das ist unrealistisch und auch nicht wünschenswert – es ist im Grunde warme, wohltuende Luft. Die Menschen, die in unser Land flüchten, die merken, was sie hier haben, im Gegensatz zu ihrem Heimatland, die wollen sich integrieren. Und es ist kaum realistisch zu denken, dass sich die Mehrheitsbevölkerung dazu bringen lässt, sich den Vorstellungen der Zugereisten anzupassen (welcher? Der Hindus? Der Muslime? – Der Muslime welcher Couleur, welchen Landes? – Wie sollte eine solche Anpassung aussehen? Oder doch lieber an die Schintoisten, an Japaner oder chinesischer oder buddhistischer Tradition? Alles zusammen? (Was absurd ist.)).

Dass man offen ist für viele Aspekte, die Zugereiste mitbringen, das muss selbstverständlich sein, man muss aber auch Integrationswillen erwarten. Insgesamt wird in dem Papier zu sehr betont, dass sich die „Einheimischen“ genauso zu verändern haben wie die Zugereisten. Und das halte ich für nicht weiterführend, sondern für einen unrealisierbaren Traum. Das bedeutet allerdings nicht, dass so manche Forderungen dieses Papiers nicht sinnvoll sind – und auch schon im Blog gefordert wurden. Aber diese Einschübe, die gegenseitige Integration fordern, halte ich für warme Luft.

*

Was das Europa-Papier betrifft: Überwiegend d´accord – aber es gibt da einzelne Formulierungen, die in der Kürze nicht akzeptabel sind, so der Seitenhieb auf die Banken. Die Banken, man mag zu ihnen stehen wie man will, aber sie taugen als Feindbild nicht, da sie lebensnotwendig für unsere Gesellschaft sind. Sie müssen nur diszipliniert werden. Aber sie zu disziplinieren scheint mir nicht die Hauptaufgabe. Die Wirtschaftspolitik insgesamt muss auf Dauer reformiert werden. Ich schrieb neulich darüber. Und ich sehe auch den immensen Reichtum mancher Einzelpersonen als unangemessen und sozial unverträglich an. Oder die aus Medien übernommene Aussage ist auch irgendwie sonderbar: „Die jungen Menschen in Großbritannien haben mehrheitlich für den Verbleib in der Europäischen Union gestimmt…“ – das ist so eine undemokratische Phrase. Denn Jugend hat nicht gewichtigere Stimmen als Nichtjugend. Und diese Phrase wird nur eingebracht, weil man vom Wahlausgang enttäuscht ist. Und das hat in so einem Papier, das politisch sein will, nichts zu suchen, Auch ich bin für ein geeintes Europa – aber sieht mein geeintes Europa so aus wie das des EKD-Papiers? Das heißt, es ist nicht besonders hilfreich, was da so formuliert wird. Es ist auch hier nur heiße Luft. Insgesamt wird viel gefordert.

Angesichts all dieser Forderungen, die zum Teil auch meine sind, ist nun interessant zu fragen: Was ist nun das spezifisch Christliche daran? Es ist im Grunde eine politische  Erklärung, die auch von einer der großen Parteien kommen könnte. Man mag sagen: Der christliche Geist dahinter erweist es als christlich – aber dieser Geist ist sehr politisch orientiert, und dass der christliche Glaube sich auch expressis verbis einbringt, indem er sein Handeln auf Jesus Christus baut oder darauf, als christlicher Glaube zur Umkehr zu Gott aufzurufen, das ist nicht zu erkennen. Punkt 30 ist ein wenig vom Heiligen Geist die Rede, dann auch in 31 von Jesus Christus, auf den die Kirche hört, indem sie dieses parteipolitische Papier formuliert. Das ist nicht genug. Es sind Wünsche, die wohl jeder Mensch guten Willens unterschreiben kann – aber eben in der Realität aus Verantwortung anders füllen muss.

Damit möchte ich nicht sagen, dass man seine Träume nicht formulieren darf und vielleicht auch muss, um andere mitzureißen. Aber was ist mit denen, die aus Verantwortung andere Wege gehen müssen? Diese müssen auch wissen, dass die Kirche sie unterstützt. Denn all diese politischen Wirren erfordern Entscheidungen, die nicht so allgemein paradiesisch sind. https://www.ekd.de/synode2016/beschluesse/s16_04_4_kundgebung_schwerpunktthema_europa_in_solidaritaet.html

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/