Allein Luther – Widerborstig sein! Neue Reformation verwohlfühlen

Es luthert überall. Ich weiß nicht, ob irgendeiner in der Lage oder auch nur willens ist, das, was zurzeit geschrieben und gesagt wird auch nur ansatzweise zu rezipieren. Ich kann es nicht und will es auch nicht. Ich finde diesen ganzen Luther-Nippeskram ärgerlich. Nun denn, wenn man damit irgendwen finanziell unterstützen kann – ist es gut… – Echt?

Was finde ich bedeutsam an Luther?

Er hat eine Frage gestellt. (Wie bekomme ich einen gnädigen Gott.) Und die Beantwortung dieser Frage hat alle möglichen Herrschern seiner Zeit mächtig auf die Füße getreten. Dem Papst – und damit einem großen Teil des Klerus -, dem Kaiser – und damit einem großen Teil der Fürsten -, und, was häufig vergessen wird: den weltlichen Humanisten.

Und diesen hat er entgegengestellt: Allein Christus – und darum: allein die Gnade Gottes. Woher wissen wir das? Allein aus der Schrift/Bibel und dem aus allein dem Wort allein der Glaube erwächst. Und das wiederum bedeutet: Allein Gott sei die Ehre. (Nicht dem Papst…, nicht dem Kaiser…, nicht den weltlichen Humanisten…)

Und wenn diese Allein Christus usw. – im Jahr 2017 vor lauter Begeisterung über Luther vergessen werden und somit allein Luther das Thema wird, gräbt sich die Kirche das Grab. Freilich ist der Mensch Luther sehr interessant – nicht nur, weil er todesmutig seine Zeit im Gehorsam auf Gott geprägt hat, sondern auch unübersehbare Auswirkungen hatte auf unsere Kultur (ich sage nur: Deutsch). Aber die Konzentration auf den Menschen Luther tut einer Kirche nicht gut.

Die „Deutschen Christen“ haben sich auch mit Luther das Grab gegraben: allein Luther hat den christlichen Glauben aus dem Judentum herausgeführt und den wahren germanisch-christlichen Glauben initiiert.

Ich will damit nicht sagen, dass in der Kirche die Gefahr besteht, wieder in diesen kuriosen Ansatz der „Deutschen Christen“ zurückzufallen. Ich will damit nur sagen, dass die Konzentration auf Luther übel ist: Sie ist Kommerz. Sie huldigt nicht dem germanischen Zeitgeist, sondern dem Zeitgeist des Kapitalismus.

Aber hört uns noch jemand zu, wenn wir sagen:

Allein Christus

allein aus Gnade

allein die Schrift

allein der Glaube

allein Gott sei die Ehre.

Das darf nie die Frage von Christen sein. Wir haben uns auf den Kern zu konzentrieren, die frohe Botschaft zu verkündigen, allein Gott die Ehre geben – und damit sind wir, was auch Luther war: Widerborstig bis zum Geht-nicht-Mehr. Man sollte die Chance nutzen, sich in ein paar seiner Schriften einzuarbeiten. Zum Beispiel: Von der Freiheit eines Christenmenschen…

Und was das heute bedeutet zu sagen: allein Christus! – was das alles ausschließt, somit Ärger bedeuten kann…, und was das bedeutet, allein Gott, den Jesus Christus Vater nennt, die Ehre geben! – wo dieses Bekenntnis überall aneckt! Versucht es mal, liebe Reformationsfreunde. Euch werden die Augen übergehen – und das würde zu einer neuen Reformation führen. Aber keine Angst: Lutscht lieber ein Lutherbonbon, trinkt lieber aus einer Luthertasse, mit einem Lutherlätzchen und Lutherpantoffeln an den Füßen. Die Reformation wird dann schnell an uns vorübergehen.

Aber auf die Lutherkekse lasse ich nichts kommen. Die sind wirklich gut.

(Nachtrag: Uwe Siemon-Netto: Goerdeler und Luther – Widerstand gegen Tyrannen: http://www.spiegel.de/einestages/luther-und-der-widerstand-gegen-das-ns-regime-a-1118479.html )

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

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