
(Wenn man diese Hyzinthen auf Notenlinien malen würde – besser gesagt: Notenlinien durch das Bild ziehen würde, welche Melodie ergäbe sich?)
Mangalwadi ist Inder und versucht darzulegen, wie sehr das Christentum die indische Kultur beeinflusst hat bzw. erst gefördert hat. Ausgangspunkt ist seine Auseinandersetzung mit einem Allround-Menschen: Arun Shourie. Arun Shourie wurde in einem christlichen College in Indien ausgebildet, hat von einer amerikanischen Uni den Doktortitel bekommen, war Beamter der Weltbank, leitete Indiens größte Zeitungskette. Dieser Mann warf den Missionaren vor, Handlanger des britischen Kolonialismus und des CIA gewesen zu sein, die indische Seele und Kultur zerstört zu haben, die Bibel sei ein irrationales und unsittliches Buch. Dieses Shourie-Buch wurde dann von der extremen Hindupartei im Wahlkampf für ihre Zwecke eingesetzt. Mangalwadi fragt sich nun, wie dieser Mann, der christliche Traditionen genossen hat und erst durch das Christentum zu dem wurde, was er ist, das sagen kann, warum er ein so geringes Wissen darüber hat, was die Missionare tatsächlich für Indien getan haben.
Und so stellt er die Bedeutung der Bibel für Indien dar – aber stellt sie in den Kontext der europäischen Kultur. Was bedeutet sie für Wissenschaft, Wirtschaft, Grundrechte?
Das erste Kapitel “Der Westen ohne seine Seele” beginnt mit einem Satz von Orwell, dass der Westen 200 Jahre am Ast gesägt habe, auf dem er saß, das hat viel Mühe bereitet. Und endlich fiel man herunter, doch statt in Rosen gebettet zu werden, fiel man in eine Jauchegrube voller Stacheldraht. Man hat sich von der christlichen Tradition gelöst – und verfiel dem Nihilismus. Das wird an dem Sänger Kurt Cobain dargestellt. Ohne Gott verliert sich der Mensch. Und das wusste schon Buddha: “heute vertreten immer mehr Leute die Ansicht, dass es ohne Theologie theoretisch nicht möglich ist, Psychologie zu betreiben. Sechs Jahrhunderte vor Christus wusste Buddha bereits: Wenn Gott nicht existierte, dann existierte das menschliche Selbst auch nicht… Unsere Annahme von einem Selbst sei daher Illusion. In Wirklichkeit gebe es nur das Nicht-Selbst (anatman). Du existierst nicht.” (26f.)
Nachdem man im Westen Gott verneint hat, greifen viele die buddhistische Lehre der Auslöschung des Selbst auf. Der Dekonstruktivismus machte die Sprache dafür verantwortlich, dass der Mensch denke, es gäbe ein Selbst. Schon die alten griechischen Skeptiker, die mit Alexander den Großen buddhistische Ideen in den Westen brachten, lehrten, dass man nichts wissen könne. Und wenn man eh nichts weiß und das Erkennen von Wahrheit ablehnt, dann ist alles Illusion, gleichwertig. Und damit nahmen Wissenschaft, Philosophie usw. ab. Musik und Ethik spielten keine Rolle mehr.
Dann macht Mangalwadi einen zeitlichen Sprung: Augustinus habe diesen Skeptizismus überwunden: Der Mensch ist wirklich, weil die Bibel es sagt. Er existiert nicht nur, sondern Gott hat ihn nach seinem Ebenbild geschaffen. Diese Überwindung der Selbstverneinung habe es in Asien nicht gegeben, darum konnte der Buddhismus weder eine nennenswerte Musiktradition entwickeln, noch Instrumente. “Eine Philosophie des Schweigens kann keine Musik der Freude und Hoffnung hervorbringen.” Leben wird nicht bejubelt, weil es Leiden ist. In der alten indischen Tradition spielte Musik eine große Rolle. Doch dann wurde sie verdrängt durch Meditation und Schweigen.
Die Musik spielte für Augustinus und die wissenschaftliche Entwicklung im Westen eine große Rolle: “Augustinus erkannte, dass die wissenschaftliche Basis oder das Wesen der Musik in mathematischen `Ziffern´ oder einer Partitur der Schöpfung angelegt ist. Da der Ursprung der Musik in mathematischen Zahlenverhältnissen liege…, müsse sie rational, ewig, unveränderlich, sinnvoll und objektiv sein – es bestehe eine mathematische Harmonie. Wir können nicht mit jeder beliebigen Saite Töne erzeugen. Um die Note präzise spielen zu können, muss die Saite vielmehr eine bestimmte Länge, Stärke und Spannung haben. Das lässt erkennen, dass der Schöpfer in der Struktur des Universums einen Code dafür angelegt hat.” Das hatte schon Pythagoras erkannt, Augustinus hat diese heidnische Sicht dann aufgegriffen und aus christlicher Perspektive vertieft. Auch wenn dem so ist, Musik kann letztlich keinen Lebenssinn verleihen.
Die Musiktheorie des Augustinus bestimmte den Westen und hat sie vielfältig inspiriert. Die Musiktheorie inspirierte im 10. Jahrhundert Mönche auch zu einem technischen Meisterwerk: die größte Pfeifenorgel der Welt mit 400 Pfeifen. Kunst, Wissenschaft, Technik dienten der Ehre Gottes und helfen dem Menschen, das Leiden zu erleichtern.
Es wird weiter über Luther gesprochen, der biblische Wahrheiten über die Musik in die Herzen der Menschen verpflanzte, was weitergeführt wurde durch “Amazing Grace” in dem ein ehemaliger Sklavenhändler (John Newton) den Kern des christlichen Glaubens Wort und Musik werden ließ. Johann Sebastian Bach und Kepler werden in einem Atemzug genannt, denn Kepler lehrte, “Musik sei ein Spiegelbild der göttlich verordneten mathematischen Harmonie des Universums.” Und Bach habe eben Musik und Mathematik zusammengeführt. Diese Menschen, die Musik liebten, haben auch Leiden erfahren wie Buddha und Cobain. Aber der biblische Glaube der Liebe Gottes, ließ diese Menschen des Westens auch im Leiden singen: “Herbei, o ihr Gläubigen, fröhlich triumphieret.”
Aber nicht alle Nihilisten verloren sich im Sinnlosen, sondern Sartre und Camus betonten, man müsse selbstbestimmt leben, sich seine Wirklichkeit schaffen. Aber Cobain war sehr einflussreich, weil er authentisch schien.
Die Bibel wurde von vielen abgelehnt, weil sie für Rassendiskriminierung, Unterdrückung der Frau, Hexenverfolgung, Wissenschaftsfeindlichkeit, Umweltzerstörung usw. verantwortlich sei. Damit erkennt man die Kraft der Bibel an – auch wenn man sie ablehnt. Je mehr die Bibel jedoch im Westen abgelehnt wird, desto stärker wird die Dekadenz, der Stillstand, das Irren. Mit dem ehemaligen Atheisten Muggeridge gesagt: “Die Geschichte des Menschen reduziert sich nun auf den Aufstieg und Niedergang materieller Zivilisationen, ein Turmbau zu Babel folgt dem anderen… abwärts in Abgründe, die zu schrecklich sind, um über sie nachzudenken.” (49)
Er schließt dieses Kapitel mit einem Ausblick auf seine persönliche Hinwendung zur Bibel, die er im nächsten Kapitel beschreibt.
(Auch dieses Buch werde ich erst beurteilen, wenn ich es fertig vorgestellt habe.)
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