Ein ganz leichter Duft umhüllt diesen Busch.
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Theodor Storm dichtete:
“Jasmin und Flieder blühen,
Es ist die schönste Zeit.”
Aber leider plagte ihn die schlimmste Einsamkeit.
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Das kann man sich vorstellen, denn der Jasmin klettert – und bildet mit anderen Pflanzen ein Dach – ideal für die Liebe, die Zweisamkeit.
Was nützt das schönste Blütendach, wenn man allein darunter liegt?
Vielleicht, lieber Theodor Storm, hilft der Traum – ein wenig zumindest? Der Traum von der Geliebten? Aber “Traum” reimt sich schlecht auf “Zeit”. Also bleiben wir bei der Einsamkeit.
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Warum haben so viel Liebesgedichte den Schmerz im Gepäck? Nicht geliebt werden, zurückgewiesen werden – ist wie ein Trauma, das schmerzhaft verarbeitet werden muss und immer wieder hoch kommen kann.
Aber: Wenn nicht der Zustand der Erstverliebtheit besungen wird – somit glaubwürdig zu sein scheint – gilt der Schmerz in Liebesgedichten als echter, weniger rosig, realistischer, ergreifender.
Schade.
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