24. April 1915 – Gedenken an das Massaker an den Armeniern

Am 24. April gedenken Armenier – aber nicht nur sie – an den Völkermord, an die Opfer auch vom 24. April 1915.  http://www.hayfm.de/events/24-april-2013-gedenken-an-den-volkermord-von-1915

1,5 Millionen Armenier von den ca. 2 Millionen wurden durch die Osmanen ermordet. Grausamste Überlieferungen sind bekannt, so zum Beispiel die Kreuzigung von 16/19 lebenden jungen Frauen. Diesen Link nur anklicken, wenn man auf Grausamkeiten gefasst ist: http://tangsir2569.wordpress.com/turkentum/der-armenische-genozid/

Warum muss man immer wieder daran erinnern? Weil die Türkei leugnet, weil sie mit allen diplomatischen Mitteln immer wieder versucht, diese Erinnerungen klein zu halten, zu verharmlosen – indem gesagt wird: Es war kein Völkermord. Das fand alles statt, aber es war ein Völkermord oder nicht. Türken scheuen den Vergleich mit der Judenverfolgung unter der nationalsozialistischen Diktatur.

War es nun ein Genozid oder waren es schreckliche Massaker ohne Genozid zu sein? Wenn man von einem Genozid spreche, müsse rein rechtlich die Absicht vorhanden gewesen sein, „eine nationale, ethnische, religiöse oder rassische Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören.“ http://www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de/2014/04/500944/us-wissenschaftler-die-tuerken-haben-die-armenier-nicht-ermordet/  Und das sei nicht nachweisbar, dass es dieses Ziel gegeben habe, außerdem: Hätten die Armenier sich nicht mit den Russen gegen die Türken gestellt und hätten armenische Nationalisten keine Massaker an der türkisch-kurdischen Bevölkerung verübt, würde auch kein Deportationsgesetz beschlossen worden sein. Außerdem sei eine andere Sicht der Dinge vom „antitürkischen Instinkt“ geleitet – „eine besonders komische Form christlicher Nächstenliebe.“

Wenn man den Widerstandskampf eines Volkes dazu benutzt, 2/3 der Bevölkerung auszurotten (außerdem seien viele Deportierte gar nicht gestorben, heißt es lapidar) und ebenso im Grunde sagt, dass die Armenier selbst daran Schuld seien, sollte man doch einmal die gesamte Geschichte dieser Angriffe der Osmanen in den Blick nehmen.

Im 14. Jahrhundert hat der muslimische Mongolenführer Timur der Lahme Armenien verwüstet.

Im 15. Jahrhundert haben Turkstämme die Armenier beherrscht.

Im 15. und 16. Jahrhundert wurden Armenier nach Konstantinopel deportiert – nicht um sie zu ermorden, sondern um ihre Fähigkeiten ausbeuten zu können.

Im 16. Jahrhundert fanden zahlreiche Verwüstungen Armeniens durch die Osmanen statt.

Im 17. Jahrhundert werden 300.000 Armenier nach Persien deportiert. Später ging es ihnen dort dann besser – was allerdings nicht die Deportationen als solche rechtfertigen darf. Im 17. Jahrhundert emigrierten Armenier nach Indien. Sicher nicht, weil es ihnen Freude bereitet.

Im 18. Jahrhundert muss ein armenischer Mönch nach Venedig fliehen – und dort begann dann die armenische Kultur wieder belebt zu werden (am Rande: Und das wird nun gegen die christliche Nächstenliebe ins Feld geführt: Sie hätten die Armenier gegen die Osmanen unterstützt!)

Im 19. Jahrhundert geht es den Armeniern echt gut: Sie werden rechtlich gleich behandelt. Natürlich nur im Sinne der Osmanen – aber nicht im Sinne der Armenier (harte Steuerlast). Ebenso verpflichten im 19. Jahrhundert europäische Staaten die Türkei, die Politik gegenüber Armeniern zu reformieren. Armenier freuten sich – aber nichts geschah. Und dann wurden Befreiungsbewegungen gegründet.

Ende des 19. Jahrhunderts gab es Progrome gegen Armenier. Und es folgten bis ins 20. Jahrhundert ein Pogrom gegen die Armenier nach dem anderen.

Es findet ein permanenter Krieg gegen ein Volk statt, das sich nicht unterkriegen lassen will a) von den mächtigen osmanischen Expansionisten und b) handelt es sich mit diesem Volk um Christen – was den muslimischen Herrschern ein ständiger Dorn im Auge ist. Und dass c) die Armenier als selbständiger nationaler Staat von den Osmanen einverleibt werden soll – das kann doch wirklich keiner leugnen. Und so haben die Osmanen Angst, dass die Armenier ihr großes Reich wieder haben wollen – und weil sie diese Angst hegen, wird ständig gemordet und deportiert. (Informationen aus: H. von Voss: Porträt einer Hoffnung – die Armenier. http://www.weltbild.de/3/14717592-1/buch/portraet-einer-hoffnung-die-armenier.html

War es nun ein Völkermord? Hätten die Armenier den Sieg der Osmanen über ihr Land anerkannt,  wären sie Muslime geworden, dann wäre ihnen wahrscheinlich nichts passiert. Das heißt, das Vorgehen ist mit dem nationalsozialistischen Mord an den Juden – soweit ich sehe – nicht vergleichbar, da Juden aus rassistischer Weltanschauung nie Deutsche und Christen werden konnten, auch wenn sie konvertierten oder den Pass bekamen. Gleichzeitig aber wird deutlich – und da hat türkischer Machismo bis heute seine Schwierigkeit mit: Armenier wollten sich als Volk und Religion und Nation nicht unterwerfen. Von daher ist kein rassistischer Genozid im Blick – aber ein völkischer und religiöser ist nicht von der Hand zu weisen. Auch wenn dazu vielleicht kein offizielles Papier vorliegen mag: Die entfesselte Brutalität und kaum mehr zu beschreibende Menschenverachtung, die in dieser Aktion sichtbar war, deutet eine latent vorhandene genozidäre Einstellung aller Beteiligten an. So sehe ich das.

Ich möchte auch auf meinen Blogbeitrag vom 14.3.2012 hinweisen: http://blog.wolfgangfenske.de/2012/03/14/armenien-4/

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auf www.wolfgangfenske.de

 

 

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