Alles Nazis

Was mir an Pegida gefällt, ist, dass dieses Totschlagargument, das ist Nazi, der Vergangenheit Menschen nicht mehr einzuschüchtern scheint. Die Meinungselite konnte es sich in der Vergangenheit leicht machen: Da äußert einer eine unbequeme Meinung – und sofort wurde er als Nazi abgestempelt und die Menschen distanzierten sich von ihm und er selbst wagte nicht mehr, seine Meinung zu äußern. Dieses einfache, wirksame aber undemokratische Mittel wirkt wohl nicht mehr. Menschen wollen Argumente – und keine Diffamierungen. Das bedeutet: Pegida zeigt, wir kommen so langsam in der Demokratie an – ob freilich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst demokratische Ambitionen haben, will ich damit nicht gesagt haben. Und all diejenigen, die Menschen mit anderer Meinung als Nazis, als Rechtsextreme, als Fundamentalisten, als Stammtischleute, als Nestbeschmutzer, als Rattenfänger usw. usw. bezeichnet haben, müssen langsam umdenken und lernen, Argumente zu gebrauchen.

Und mir gefällt, dass sich auch Intellektuelle differenziert zu all dem äußern und nicht mehr nur gebrift den altbekannten Einheitsbrei formulieren.

Es gibt mehr als nur Schwarz-Weiß.

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Nachdem Meinungselite nun versucht hat, die Pegidas zu diffamieren, merken sie, dass das keinen Erfolg hatte. Nun kommt Stufe 2: Man will mit ihnen reden und bedauert, dass die Pegidas sich nicht an runde Tische begeben. Das ist auch noch zu früh. Denn diese Runden Tische sollen nichts anderes, als die Pegida auf diese Weise unter den Tisch zu drücken. Es geht noch nicht um Augenhöhe. Von daher tut die Pegida gut daran, sich noch nicht an Runde Tische zu begeben.

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Werner Patzelt in den Tagesthemen vom 15.12.2014 stellt es klar dar: http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tt-3375.html (ab Minute 9:30): Politik sollte eine Diskussion mit der Bevölkerung beginnen…

Danach der Kommentar von Florian Meesmann. Auch er sieht es richtig.

Nur: Die Parteien dazu zu bringen, sich auf die Bürger einzulassen – ob das Gehör findet? Sie wollen den Bürger erziehen – doch nicht mit ihm reden, wenn er gegen ihre Meinung eingestellt ist. Auf die kommunalen Politiker kommt eine große Aufgabe zu – einmal müssen sie die Vorgaben der Bundespolitik erfüllen – und gleichzeitig an der Basis argumentieren.

Auch hier gibt es Kritik an der Politik: http://www.welt.de/debatte/kommentare/article135316986/Die-Pegida-Wutbuerger-sind-mehr-Mitte-als-Mob.html

Da Politiker nicht alles machen können, muss man sie auch in Schutz nehmen. Und das ist auch nicht ihre Aufgabe. Aber: Wo der Hase im Pfeffer lag ist, dass Diskussion nicht erwünscht war. Man versuchte die Bürger zu erziehen und zu einer Willkommenskultur zu zwingen – und das durch Verschweigen der Probleme. Meine Intention ist schon immer: Fakten klar auf den Tisch legen, Erfolge wie Probleme, Wege, die man zu gehen versucht auch als solche zu kennzeichnen und nicht als Weisheit letzter Schluss. Auch deutlich zu machen: Wir haben gepennt – wir haben die ganzen vergangenen Jahre alles verpennt – wir wurden selber überrascht – wir haben nun selber keine Ahnung, wie es weiter gehen soll: Welche Ideen gibt es? Das Gute ist, dass genau das in den letzten Monaten vermehrt geschieht – eben auf lokaler Ebene – und das dauert, bis sich das herum spricht. Aber: die Lokalpolitiker sind auch nicht frei – eben weil die große Politik es verpennt hat – und nun müssen andere es ausbaden. Jeder weiß: Wir dürfen es nicht die Flüchtlinge ausbaden lassen, was die Politik versemmelt hat. Aber wie kann man weiter gehen? (Meine Vorschläge zum Thema, die ich seit langer Zeit im Blog wiederholt äußerte, will ich nicht alle wiederholen.)

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Der Spiegel ist witzig! http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50990508.html Er titelt: „Mekka Deutschland. Die stille Islamisierung“. Haben die Pegida-Leute hier ihre Argumente gefunden? Was 2007 galt – gilt heute nicht mehr, weil es nicht mehr gelten darf. Ich finde das sehr interessant, dass man 2007 noch anders über den Islam reden durfte als heute (zumindest erschließe ich das aus diesem Cover) – aber damals war es dennoch schwieriger, den Islam insgesamt zu kritisieren. Oder anders gesagt: Man hatte noch mehr Angst, es zu tun, weil es nur Einzelne taten, die leichter zur Zielscheibe werden konnten. Heute tun es mehr, wobei die Hauptakteure es auch nicht leichter haben.

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Was die Pegida-Leute allerdings tun müssen, das ist, die Weltanschauung von Nationalsozialisten bzw. eine Unterwanderung durch Nationalsozialisten mit allen legalen Mitteln zu verhindern suchen.  Und das muss auch immer wieder öffentlich kommuniziert werden, damit sich die unmenschliche Weltanschauung nicht breit macht – und auch dazu führt, dass sich nationalsozialistische Ideologen trauen, zugewanderte Menschen in Gefahr zu bringen. Denn das wäre der höchstmögliche Gau, wenn der Boden für ideologische Verbrecher bereitet werden würde. Es gilt, die Unzufriedenheit der Menschen zu bündeln und konstruktiv zu fokussieren. Und damit haben die Verantwortlichen von Pegida eine Aufgabe übernommen, die schier unmöglich zu lösen ist. Ob sie es hinbekommen? Zu wünschen ist es.

Der Brand neulich bei Nürnberg – da bin ich gespannt, was die Ermittlungen ergeben. Wenn ich recht sehe, ist das A verräterisch geschmiert worden.

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„Christen sollten den Islam nicht anklagen“ sagt EKD Bedford-Strohm, denn Millionen Muslime leben in Deutschland friedlich. http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/detailansicht/aktuell/ekd-chef-christen-sollten-muslime-nicht-anklagen-90499/ Was würde Abdel-Samad dazu sagen? Schön, dass sie friedlich leben – aber das liegt nicht am Islam.

Und was sage ich? Klagen wir den Islam nicht an, sondern fordern wir Muslime freundschaftlich dazu auf, eine neue Koran- und Ahadith-Hermeneutik zu entwickeln, damit der Islam durch die neue Hermeneutik ein menschliches Antlitz bekommt und nicht durch Islamisten geprägt wird. Und zur neuen Hermeneutik gehört als Ziel auch: Dass Muslime mit allen Menschen guten Willens zusammenarbeiten und nicht die Ummah über die Gemeinschaft mit anderen Menschen stellen. War das schon eine Islam-Anklage?

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Noch einen Aspekt zum Justizminister Maas, der süffisant (wie in der Tagesschau vom 16.12. zu sehen) sagte, dass die Werte der Pegida eben in der Flüchtlingsfrage nicht den Werten des christlichen Abendlandes entsprechen würden… Aber Dummheit entsprach auch nie den Werten des Christentums – auch wenn manche Christen entsprechend einzuordnen sind, klar. Christen suchen Lösungen für Probleme, versuchen Fragen zu beantworten, aber nicht, sich von den Problemen unterbuttern zu lassen und zu allem Ja und Amen zu sagen, was der Herr Justizminister wohl in dieser Frage erwartet. Und weil sich Christen aktiv in allen sozialen Fragen engagieren, finden sie auch Lösungen und sind entsprechend innovativ.

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Abdel Samad hat einen guten Artikel geschrieben: http://www.zeit.de/2014/39/islam-religion-krieg Es geht um die islamistischen Gruppen und darum, dass der Islam eine neue Theologie entwickeln muss – also das, was ich auch immer sage, nur unter dem Begriff: Hermeneutik.

Aber: Die Überschrift und der Untertitel stimmen nicht mit dem Artikel überein: „Die neuen Religionskriege. Eine Theologie der Gewalt breitet sich aus. Sie bedroht den Westen, aber vor allem die Mehrheit friedlicher Muslime.“

Religionskriege klingt so, als würden die Religionen miteinander im Krieg liegen. Im Artikel ist zu finden, dass der militante Islam alles bekriegt. Und der Untertitel stimmt auch nicht, denn es heißt: Muslime müssen sich von der Theologie der Gewalt, von „autoritären Denkweisen des Islams“ emanzipieren – die Theologie der Gewalt „hat mit dem Islam zu tun.“

Warum wurde diesem Beitrag eine solche irreführende Überschrift gegeben?

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Woher soll Mazyek es besser wissen – wenn es selbst Politiker nicht tun? http://islam.de/24447

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