Gottlose Gemeinde

Die Aussage, dass zum ersten Mal in Deutschland eine gottlose Gemeinde eine gottesdienstähnliche Versammlung feiert, halte ich für übertrieben: http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/gottlose-gemeinde-jetzt-auch-in-deutschland-89399/

Das machen Freireligiöse ja schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Statt Bibeltext – Goethe, statt Himmelfahrt – Frühlingsfest, statt Konfirmation – Jugendweihe… – es gibt nichts Neues unter der atheistischen Sonne, auch atheistischer Gottesdienstabklatsch ist nichts Neues. Man benötigt eben Kirchen als Vorbilder. Auch Atheisten.

Wer weitere Informationen möchte: http://de.wikipedia.org/wiki/Freireligi%C3%B6se_Bewegung Aber dieser Wikipedia-Artikel schönt eine ganz bestimmte Zeit: Das humanistische Weltbild war nicht immer bei allen vorhanden vor allem in den völkischen Aufbrüchen nicht und das Neuheidnisch-Germanische war mancherorts sehr gerne gesehen. Aber wahrscheinlich hat man heute Dinter, Ludendorff und co. aus dieser Ahnentafel ausgeschlossen.

Reventlow und Drews und andere Gleichgesinnte wollten sich nicht festlegen – außer darauf, dass man sich nicht festlegen sollte, denn Gottes Wesen, das Wesen der Welt, prägt sich selbst den Menschen ein – da benötigt man keinen christlichen Glauben, man selbst ist dieses Wesen und weiß somit, was moralisch zu tun ist aus sich heraus, das heißt aus dem eigenen göttlichen Wesen usw. usw. usw.

Spannend ist nun, dass diese so offene Sicht dann von anderen gefüllt werden konnte (Dinter, Ludendorff): das Völkische, das raunende germanisch-arische Blut… Reventlow und Drews waren den Menschen zu kompliziert. Sie haben viel dazu getan, die Menschen vom christlichen Glauben zu lösen, und haben sie dann frei gemacht für die völkische Ideologie. Nach dem Motto: Wenn die Gottheit ihr verjagt, kommen die Gespenster. Damals waren es die völkischen, nationalistischen, nationalsozialistischen, kommunistischen Gespenster, die vom entleerten Menschen Besitz ergriffen haben. (Weitere Informationen bietet mein Buch: Wie Jesus zum Arier wurde. Auswirkungen der Entjudaisierung Christi im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005)

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