Wir bekommen hier einen genauso sonderbaren Blick auf unsere mitteleuropäische Geschichte wie es die Kritisierten abliefern. Dieses Geschichtsbild hier ist auch nicht besser: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/deutschland-die-erfolge-der-deutschen-geschichte-sind-unsinn-kolumne-a-1211775.html
Wir alle können enorm froh sein, nicht ein bisschen früher in den 1000 vermeintlich erfolgreichen Jahren geboren zu sein, von denen Gauland schwadroniert. Das gilt übrigens nicht nur für uns Deutsche: Früher war alles Mist, fast überall. Die Geschichte ist als Hebel zur Steigerung des eigenen Selbstwertgefühls völlig ungeeignet.
Genau das wird mit unserer Zeit gemacht: Sie wird beschönigt. Nie war weltweit gesehen die Sklaverei so hoch. Nie war die Welt aufgrund der Massenvernichtungswaffen gefährdeter, Umweltverschmutzung, und was die kommende Robotertechnik mit uns machen wird, was die Abgrenzung der Reichen von den Armen (wie in Ländern Afrikas, Südamerikas, Asiens…) mit unserer Bevölkerung machen wird… – wer weiß das schon? Wir könnten damit fortfahren. Dieser Blick, der das Heute auf Mitteleuropa konzentriert, ist auch unhaltbar.
Und wie heute nicht alles schlimm ist, so haben auch Generationen vor uns ihre Zeit als positiv erleben können – je nachdem wo und wie sie geboren wurden usw. Vergangenheit auf ein paar negative Schlaglichter zu konzentrieren, ist einfach nichtssagend. Geschichte ist lebendig. Sie ist immer mit guten und schlimmen Seiten verbunden. Sie entwickelt sich, mit Vorschritten und Rückschritten. Und so ist unsere Zeit Folge der vielen Hinwendungen zum Guten.
Dass die Kultur Mitteleuropas anders ist – das sieht man doch dann, wenn man einmal reist. Anders – das heißt nicht per se besser. Aber sie ist zumindest so, dass sehr viele Menschen diese lieber mögen als ihre alten Kulturen in Afrika, im arabischen Afrika, in asiatischen Bereichen… Die in unserer Kultur – mit Hilfe jüdisch-christlicher Tradition – entwickelten Menschenrechte…? Keine Besonderheiten, die man schützen sollte?
Es hilft nicht weiter, wenn man aufgrund von Kritik an anderen unhaltbaren Positionen selbst unhaltbare Positionen von sich gibt.