Trauriger Zustand des Islam

Nachrichten über den Islam sind nicht traurig, weil ich sie bringe und deute, sondern ich bringe sie aus Trauer über den Islam und seinem Zustand – mit Blick auf die Auswirkungen auf die gesamte Welt.

Denken wir an die muslimischen Opfer in Pakistan,  an die vielen Opfer nicht nur durch den IS, sondern durch all die islamistischen Gruppen. Denken wir an Somalia, an die Auseinandersetzungen im Jemen (in dem Sunniten/Wahhabiten – Saudi Arabien – und Schiiten – Iran – vermutlich einen Stellvertreterkrieg führen), an den Sudan, an Nordnigeria, Philippinen, Thailand, man denke an die stärker werdenden Islamisten in Indonesien. …. In manchen Ländern stemmen sich Muslime dagegen – wie in Pakistan – sie müssen hohen Blutzoll zahlen.

Muslime selbst trauern über den Zustand des Islam in vielen Teilen der Welt – im Grunde überall da, wo es Muslime gibt. Der Islam weltweit bietet einen bedauernswerten Zustand. Man denke an die unzähligen Einzelschicksale, die es nicht bis in die Medien schaffen – nur zufällig irgendwann deutlich werden – wie zum Beispiel das, was der Mutter von Adrien Mamadou Sawadogo passiert ist. Wie schlimm ergeht es den Ahmadiyyas, die von Muslimen bekanntlich offiziell gar nicht als Muslime anerkannt sind, auch wenn zumindest bei ins Kontakte zu anderen islamischen Gruppen bestehen, in vielen Ländern. Mir sind noch schlimme Bilder vor Augen… Und ich kenne viele Muslime, die über den Zustand trauern, ja verzweifelt sind. Manche wollen gar nichts mehr mit dem Islam zu tun haben,  manche beschuldigen einzelne islamische Staaten, manche die Islamisten, den wahren Islam zu verhunzen, manche rühmen die schöne Sprache des Koran, um seine dunklen Seiten nicht zur Sprache bringen zu müssen… Und sie fragen sich: Woran liegt das?

In diesen traurigen Zustand des Islam wird die gesamte Welt mit hineingezogen. Frauen, Männer, Kinder, Muslime selbst und Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen. Und weil die ganze Welt mit hineingezogen ist, muss man sich auch als Nichtmuslim äußern, darf man sein Erschrecken seine Kritik äußern? Ich denke an den Ruf: Allahu Akbar – für Muslime ein wichtiger Ruf, ein Bekenntnis – aber dadurch, dass er als Kampfschrei von Kämpfern gebraucht wird, ruft er in Menschen Angst und Schrecken hervor, vor allem auch bei denjenigen, die unter diesen Ruf verletzt wurden, denen Leiden zugefügt wurde.

Dieser traurige Zustand ist ein Gesamtbild. Das bedeutet nicht, dass es im Islam nicht großartige Menschen gibt, die sich gegen all das dagegen stemmen. Und – so meine Perspektive – die sollte man unterstützen.

Kritisieren darf nur der Islam – auch wenn einzelne Muslime sich zurückhalten, vielleicht auch viele – die Christen? Denn die Kritik des Koran an den Christen haben Muslime meines Wissens noch nicht zurückgewiesen und ist weiterhin gültig: Allah sagt, laut Koran, im Grunde, dass alles, was Christen heilig ist, nicht stimmt. Das sollte Christen nicht verletzen? Und Mirza Ghulam Ahmad hat weiter in die Kerbe geschlagen. Das ist sein Recht gewesen – klar, wer wollte es ihm verbieten. Aber das muss man auch berücksichtigen, wenn man Kritik von Christen nicht hören mag – und sie selbst vielleicht auch nicht äußert.

Ein Dialog der Religionen schließt aus meiner Perspektive gegenseitige Kritik nicht aus. Sie gehört zur Ehrlichkeit im Umgang miteinander dazu. Somit verlangt auch keiner, dass der Koran nicht Christen kritisieren darf, dass Muslime, die dem Koran folgen, die Christen nicht kritisieren dürfen. Aber vice versa muss auch von muslimischer Seite Kritik angenommen werden. Denn erst dann, wenn man sich ehrlich miteinander auseinandersetzt, nimmt man einander ernst, begegnet man einander auf Augenhöhe. Denn die andere Seite ist für Muslime auch nicht gut: Unbeachtet zu bleiben, oder man sagt ihnen, wie zu kleinen Kindern: Alles ok, was ihr sagt – sie aber nicht ernst nimmt. Voraussetzung ist: Man kritisiert sachlich, menschlich. Auch das geht ohne Verletzungen nicht ab, weil Menschen Menschen sind, manche fühlen sich schneller verletzt, manche haben eine dickere Haut – auch wenn es nicht das Ziel sein darf, andere zu verletzen.

Es verletzt, dass andere das ansprechen, was mir selbst wehtut. Ich kenne das auch als Christ. Mir tut weh, was Christen alles in der Geschichte angerichtet haben und vielfach auch jetzt anrichten. Ich möchte am liebsten nichts davon hören. Ich will nichts davon hören, weil ich weiß, dass die KirchenKritiker Recht haben und dass auch nichts mehr wieder gut gemacht werden kann bzw. nicht von mir beeinflusst werden kann. Sich verletzt fühlen, mag eine Schwäche sein – aber sie kann auch fruchtbar sein: Kirchen versuchen Vergangenes dadurch wieder gut zu machen, dass sie – sensibel geworden für das eigene Versagen – sich für die Fehler der Vergangenheit entschuldigen. Aber gut machen – das geht im Grunde nicht. Man kann damit nur signalisieren: Wir sehen die Verhaltensweisen der Vorfahren als falsch an und wollen es selbst so nicht machen. Aber nur dadurch, dass ich zuhöre, was andere uns Christen vorwerfen, kann ich deren Verletzung, die ihnen durch Christen zugefügt wurde, verstehen und hoffen es abzuändern.

Aber wenn wir die gegenseitigen Verletzungen aussprechen, dann sehen wir, dass wir als Menschen miteinander umgehen müssen – und wachsen so vielleicht zusammen, trotz religiöser oder weltanschaulicher Unterschiede.

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