Behütete Jugendliche sind weniger sozial engagiert? http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/elternliebe-macht-jugendliche-nicht-mitfuehlender-a-1101264.html Einmal weiß ich nicht, ob ich diesen Studien trauen darf – weil sie meinen Erfahrungen diametral entgegenstehen. Zudem frage ich mich: Bezwecken diese etwas?
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Ob diese Künstlerinnen, die Papierpussys basteln, um gegen die Frauenbeschneidung zu protestieren, ihr Ziel erreichen? Was sie auf jeden Fall erreichen, das ist eine gewisse Aufmerksamkeit für ein Thema, das immer wieder vergessen wird – und damit die leidenden Frauen vergessen werden.
Ich bezweifle sehr, dass sie ihr Ziel erreichen, weil gerade dieser Protest in den Kulturen, in denen die Frauenbeschneidung durchgeführt wird, dazu führen kann, dass sie sagen: Jetzt erst recht. Man muss immer versuchen, sich in die „Gegner“ hineinzudenken. Was in unserer Kultur als schön gilt, eben auch die Vielfalt und der Körper überhaupt, das finden andere Kulturen abstoßend. Sie empfinden es als eine Überwindung der Natürlichkeit, des „Animalischen“ – kurz: als zivilisiert.
Und meine Frage ist es, ob eine solche Aktion dazu in der Lage ist, Anhänger dieser Kulturen dazu zu bringen, umzudenken – und zwar bis ins Innerste der Gefühle „umzudenken“. http://ze.tt/papierpussys-gegen-genitalverstuemmlung/ Ich wünsche es sehr.
Was diese Aktion auf jeden Fall stärken wird ist das Selbstbewusstsein von Frauen unserer Kultur. Was man auch nicht unterschätzen sollte.
Trotz dieser Worte ist mir unbehaglich. Warum? Es fördert den Exhibitionismus – für einen guten Zweck. Mit dem „guten Zweck“ kann man alles mögliche legitimieren. Ich frage mich: Wenn Männer das gemacht hätten, wäre es sexistisch? Was Frauen machen ist immer legitim – vor allem, wenn es um einen guten Zweck geht, mit dem man sich selbst dann auch noch einen Namen macht? Vor ein paar Jahren wurden die Männer bekämpft, weil sie Frauen nackt abbildeten. Heute bilden sich Frauen selbst nackt ab – die Wirkung auf Männer – das sage ich als Mann – bleibt die gleiche. Nur als Frau scheint man sich dabei wohler zu fühlen, wenn man sich exhibitionistisch den wohlwollenden Blicken darstellen kann.
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