Keine deutsche Kultur und nicht alt + „intellektuell stark unterkomplexes Chaos“

Na, das freut uns aber, dass unsere Kultur weder deutsch noch unsere Tradition alt ist: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/traditionen-irene-goetz-ueber-den-wandel-der-deutschen-braeuche-a-1065815.html

Es gibt Beiträge, die ein ideologisches Ziel haben, nach dem Argumentationsmuster: die Lederhose ist nicht deutsch sondern bayerisch. Oder: Es gibt überhaupt kein Deutschland. Das, was jetzt Deutschland heißt, war vor ein paar Jahrzehnten noch ein unzusammenhängender Haufen kleiner Staaten. Was wollt Ihr also mit Blick auf deutsche Kultur und deutsche Tradition?

Im Ernst: Wenn eine oder mehrer Generationen dies und jenes mit der eigenen Kultur verbinden und sich damit identifizieren, dann ist das eben ihre Kultur und ihre Tradition. Und wenn der Tannenbaum noch so jung ist, Stille Nacht, heilige Nacht noch so aus Österreich kommt, oder Jesus Christus aus Israel – das gehört zu unserer Kultur dazu – und zwar für diejenigen, die das so sehen.

Worauf der Beitrag jedoch Wert legt, das ist, dass man den Kulturbegriff nicht einengt, sondern dass man ihn offen hält, denn Kultur ist immer im Wandel. Man sollte mit dem Begriff nicht abgrenzen, sondern andere aufnehmen. Damit hat die Professorin Recht. Aber: Das ist kein Prozess, der verlangt werden kann, sondern der vonstatten geht. Und wenn man ihn verlangt, dann wird das Ziel, die Kultur in eine entsprechende Richtung zu verändern, zur Ideologie. Rückblickend kann man sagen: Dies und jenes hat sich verändert. Aber die Veränderung herbeizuzwingen, ist nichts.

Interessant finde ich die Information, dass in den 1990er Jahren in München von muslimischen Eltern über das Schweinefleisch in Kindergärten geklagt wurde. Und man daraufhin begonnen hat, über „vollwertige Ernährung“ nachzudenken (Verbalideologie: als sei Schweinefleisch nicht vollwertig). Daraus folgte, dass man sich auf eine Umstellung der Ernährung einigte. Wahrscheinlich: Die armen Kids futtern jetzt Grünkern-Bratlinge und VollkornSpaghetti mit Sojasoße. Wenn dem so ist, dann hat also die Vegetarier-Ideologie einen Ausweg geboten. Und das ist auch etwas, was ich mit gemischten Gefühlen ansehe. Warum? Weil das trendy ist:

Um einen Streit zwischen Muslimen und Christen aus dem Weg zu gehen, verdrängt man christliche Traditionen und fördert die scheinbar atheistische Neutralität bzw. asiatische Religiosität. Das ist keine Lösung, das ist nur der Wechsel in eine Ideologie oder Religion von der ein kleiner Teil der Gesellschaft annimmt, dass sie neutraler sei als eine andere.

*

Ich finde diese Formulierung klasse: „intellektuell stark unterkomplexes Chaos“. Worum geht es? Um ein Theaterstück in Hamburg, das mit der Herzunahme von ein paar Afrikanern Aufmerksamkeit erregen wollte – was ihm aufgrund des „schieren Kitsches“ wohl auch gelungen ist: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/schiff-der-traeume-im-hamburger-schauspielhaus-a-1066232.html (Wolfgang Höbel)

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

KategorienAllgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert