In dieser Auseinandersetzung geht es um die Deutungshoheit: Man darf nicht alles sagen – auch wenn dem so ist. Man soll möglichst ruhig gestellt werden, möglichst loben, möglichst Zuversicht ausstrahlen, so die einen, die anderen sagen: Man soll die Situation darstellen wie sie ist, man soll Ängste und Realitäten formulieren. Nein, das darf man nicht, sagen die anderen, denn dadurch könnten die falschen Leute davon profitieren – also die Deutungshoheit der Situation bekommen.
Wo ich stehe? Lieber die Realität benennen als ins Unglück zu rennen. Denn das Thema begleitet uns ja schon seit Anbeginn. Und die Beschöniger müssen immer stärker zurückweichen, weil die Realität sich nicht mehr verleugnen lässt. Immer mehr Menschen werden mit ihr konfrontiert.
Man muss die Realität benennen, unbeschönigt, ohne Rücksicht auf Claqueure der falschen Gruppe. Denn gerade dadurch, indem man sie benennt, sieht die Bevölkerung, dass der jeweilige Politiker es ernst meint und darum auch bereit ist, Probleme anzupacken. Dadurch fühlen sie sich nicht verschaukelt. Wer lügt, dem traut man nicht. Der warnt auch nicht vor Gefahren, weil er die Realitäten nicht so nimmt, wie sie sind.
Und erst dann kann man auch gegen das Problem angehen, das sich innerhalb der Deutschen aufbaut: Aggression und Ablehnung.
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Die Diskussion ist kurios: Darf man eine nichtweiße Frau auf Schokoladenmilch abbilden? So lange man weiße Frauen auf Milch entsprechend abbilden darf ist das richtig. Mein Problem ist, dass ich rigoroser mit sexistischer Werbung umgehen würde – also: Wie werden Frauen dargestellt, um das Produkt zu verkaufen. Aber da gibt es sexistische Sachen, dagegen ist Müllermilch noch harmlos. Rassismus ist nicht, wenn man Menschen unterschiedlicher Farbe gleichermaßen in der Werbung „verwendet“. Rassismus ist, wenn man Menschen einer Hautfarbe anders darstellt als die der anderen Hautfarbe. Und so muss man all die Protestierer fragen: Wendet ihr euch auch gegen die Verwendung von Frauen in der Werbung insgesamt? Oder empört ihr euch darüber, dass nicht nur weiße Frauen verwendet werden? Wenn dem so sein sollte, dann seid ihr selbst Rassismus gefährdet, weil ihr Menschen unterschiedlicher Hautfarbe unterschiedlich bewertet. Sexismus ist auch nicht, wenn man Frauen in der Werbung heranzieht, um das Produkt zu verkaufen – sondern wie man sie heranzieht. Anders als Männer?
Übrigens gibt es bei Burger King Hot Blondies und Hot Brownies. Vielleicht mag sich ja da jemand drüber empören.
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