Das ist eine grundsätzliche Frage, die Frage nach der strukturellen Schuld. Man ist eingebunden in ein Schuldsystem und kann nichts dagegen tun. Bei uns trägt der Kapitalismus noch ein angenehmes Gesicht. Aber in den armen Ländern trägt er vielfach ein äußerst brutales Gesicht. Von daher muss eines der größten Hauptanliegen darin bestehen, die Organisationen zu unterstützen, die dem Raubtierkapitalismus in den armen Ländern die Zähne ziehen – und freilich müssen unsere Firmen ihre ethischen Standards auch in den armen Ländern nachprüfbar einhalten – auch in Hinblick auf die Subunternehmen.
Das Leiden von Menschen ist groß. Menschen werden eingestellt, ausgebeutet, entkräftet, krank – entlassen müssen sie irgendwo herumsterben. In dieser Hinsicht müssen wir äußerst wach werden. Weiß eigentlich jemand, so habe ich neulich gelesen, dass in Indien seit Jahren zahlreiche Bauern Suizid begehen, weil sie sich mit Düngemittel und Kauf von Samen überschuldet haben? Sie sind in den Händen der Verkäufer – schlechte Ernten führen zum Ruin, Kredite können nicht abbezahlt werden, sie können auf dem Weltmarkt nicht konkurrieren und so billig produzieren wie Firmen… und so sehen sie keinen Ausweg mehr. Sie werden nicht geköpft und abgeschlachtet. Das System ist diffizil und das Unrecht muss verstärkt in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden.
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