Politik und Kirche

Pirna2

Es ist schön, wenn sich Politiker, die in der Kirche sind und auch nicht sind, für die Kirchen engagieren. Aber: Die Kirche gehört nicht Politikern – sondern die Politiker sind – als getaufte und Kirchenmitglieder Teil der Kirche. Das habe ich von meinem großen Vorbild Ambrosius gelernt. Dieser Kampf bestimmte das gesamte Mittelalter (Kaiser+Papst), wurde dann in der evangelischen Kirche mit der Anbindung an die jeweiligen Fürsten gelöst – aber losgelöst vom katholischen Kaiser – was sich in der evangelischen Kirche der Neuzeit eigentlich auch durchgesetzt hat. Eigentlich. Irgendwie hat man doch die Vorgaben der Gesellschaft verinnerlicht, sodass man nun nicht mehr den Herrschern untergeordnet ist, sondern den herrschenden gesellschaftlichen Ansichten. Die katholische Kirche hat da mit dem Vatikan und dem Papst eine andere Position, die sie stärker von den nationalen Mächten löst.

Was hat das mit Ambrosius auf sich? Er war der Ansicht, dass der Kaiser innerhalb der Kirche stehe und nicht über ihr. Und das hatte Folgen. Als Theodosius I., der Kaiser (379-394), ein Massaker angeordnet hatte und 7000 Menschen umgebracht wurden, muss der Kaiser öffentlich bereuen und Buße tun. Der Bischof steht über den Kaiser – wenn dieser ein Christ ist – und sich unchristlich verhält, dann muss er zur Rechenschaft gezogen werden.

Diese Auseinandersetzung bestimmte die Zeit: Der Kaiser steht als Christ unter dem Bischof – der Kaiser, von Gott eingesetzt zur Führung des Landes, steht über dem Bischof. Und diese Auseinandersetzung bestimmt im Grunde auch die Gegenwart: Staatsverträge mit den Kirchen – Kirchen, vor allem die katholische, wird in vielen Ländern als Staat im Staat angesehen (China versucht unter anderem darum die katholische Kirche durch einen eigenen Staatskatholizimsus zu verdrängen…).

Nun ist das heute nicht so, dass die Christen in der Politik Handlanger der Kirchenleitungen sind. Sie sind frei, aus Glauben verantwortlich zu handeln – aber eben nicht in die Kirchen hinein zu regieren. Und die Kirchen haben den Auftrag, die Politik an die christlichen Werte zu erinnern, sie zu ermahnen, diese einzuhalten. Nicht aus Eigennutz – sondern der Maßstab ist das Wohl der Menschen.

Nun mögen manche sagen: Oh, die Kirchen in ihrer verknöcherten Moral…! Man sollte dabei jedoch nicht vergessen: Kirchen sind Träger des Erfahrungswissens der Menschheit – sie sind auch in gewisser Weise Hüter dieser Erfahrungen, die angesichts all der zeitlichen Alltagsfliegen, die ganze Völker in die Irre führen können, diese Erfahrungen in die Diskussion einbringen müssen.

Staaten, die eine solche Gegenbewegung nicht haben, gleiten leicht in die Hände bestimmter politischer Mächte. Die Medien sollten eigentlich die vierte Macht sein. Aber wie leicht sie sich korrumpieren lassen, kann man immer wieder erkennen. Leider viele in den Kirchen auch – aber da besinnen sich immer wieder einige, dass ihr Chef nicht die regierende Partei ist, sondern Jesus Christus. Dass das natürlich erbitterte Gegnerschaft bestimmter Mächte und Kräfte in den Gesellschaften hervorruft – wer weiß das nicht. Das hat sich seit 2000 Jahren nicht geändert. Jede Ideologie (auch kirchliche), die was auf sich hält, hat sich an den Christen abgearbeitet.

Das heißt freilich nicht: Die Macht der Kirche soll im Machtgebaren bestehen – sie soll in der moralischen Integrität bestehen, als solche, die in der Nachfolge Jesu Christi wirken. Sie soll nicht für sich da sein – sondern für andere. Und das haben einige in der Kirche noch zu verinnerlichen. (Natürlich: Ich auch.)

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