Kritik eines Muslim

Verständliche Kritik eines Muslim am Christentum: http://islam.de/1919 – und meine kurze Reaktion:

– Christen haben die Bibel verfälscht:

Das ist eine Behauptung Mohammeds. Nicht nur Christen, sondern auch Juden hätten die Bibel verfälscht. Dieser Vorwurf dient dazu, den Koran als Wort Allahs – als einziges und richtiges Wort Gottes – den Menschen nahe zu bringen. Verfälscht wurde sie an den Punkten, die Mohammed bzw. Allah, wie Mohammed ihn verstanden hat, nicht für richtig halten. Wir kennen diese Argumentation aus den zahlreichen Sekten/Sondergruppen christlicher Richtungen: Diese Behauptungen gibt es immer wieder – und dem folgt eben eine Art eigene Bibel, eigene Schrift. Darum wurde der Islam von unseren Vorfahren auch als christliche Sekte verstanden. Wie dieser Vorwurf zu verstehen ist, ist schwer zu sagen. Man müsste also behaupten, jeder einzelne biblische Autor habe schon das Falsche aufgeschrieben. Denn nachträglich durch irgendeine Gruppe eine Fälschung vorzuwerfen, ist historisch/textkritisch nicht begründet.

– Jesus hat nie behauptet, Sohn Gottes zu sein, sondern Menschen aufgerufen, an den einzigen Gott zu glauben:

Ja, Jesus hat nie behauptet, Sohn Gottes zu sein. Es gibt bei ihm keine so genannte explizite Christologie. Es gibt aber implizite Christologie, die in der Bergpredigt sichtbar wird: Es wurde (durch Gottes Gesetz) gesagt:… Ich aber sage euch… Das heißt: Jesus hat „vollmächtig“ gesprochen, als Stimme Gottes. Der Glaube an die Gottes-Sohnschaft ist vor allem durch die Auferstehungserfahrung begründet – und nachträglich erkannten die Anhänger: Das hat ja seine Grundlage schon in seinen Worten! Bevor sie Jesus Christus als Auferstandenen erfahren haben, haben sie ihn wie einen normalen Menschen gehört, haben entsprechend auch seine Worte gehört und ihn bewundert. Doch nach der Auferstehung bekam alles von Jesus Gesagte einen neuen Sinn – und Bewunderung kippte um in Nachfolge (die auch Jesus schon forderte). Ein Mensch kann nach seinem Tod nicht so erfahren werden, wie Jesus Christus. Von daher muss Jesus Christus etwas Außergewöhnliches gewesen sein. Zudem ist er bis heute erfahrbar. Das kann man von keinem Menschen sagen. Übrigens, das wird nicht gesagt, schwingt aber für Muslime mit: Sohn Gottes heißt nicht, dass Gott/Allah Jesus gezeugt habe, so wie Zeus sich schöne Menschenmädels ausgesucht hat. Der Geist Gottes, von dem die Rede ist bedeutet, er ist die Schöpferkraft Gottes. Gott erschuf, so das Bekenntnis, in der Maria seinen Sohn, das heißt, sein irdisches Äquivalent.

– Obwohl Jesus Christus kein Schweinefleisch gegessen hat (und beschnitten war usw.) essen Christen Schweinefleisch.

Ja, denn die frühen Christen sahen sich als Menschen an, die durch den Glauben befreit worden sind und nicht mehr als Menschen, die durch Gesetze geknechtet werden. Und darum haben sie Neues in die religiöse Welt gebracht: Menschen tragen Verantwortung für ihr Tun vor Gott – sie leben mit Gott, aber eben nicht als Sklaven Gottes, sondern als Kinder Gottes, wie Paulus ausführt. Das jüdische Gesetz wurde nicht von Paulus aufgehoben, sondern von der frühen Gemeinde modifiziert, die vom Geist Gottes bestimmt worden ist. Das mag nicht jeder verstehen, ist klar. Zum anderen wird in der Anfrage an die Christen verächtlich gesagt: „von einem Mann, der Christen verfolgen ließ und sogar ermordete.“ So mancher Christenverfolger wurde Christ – von daher können wir allen Aggressionen gelassen begegnen. Warum hat Jesus nicht das Schweinefleischessenverbot aufgehoben? Warum sollte er. Er hatte es mit seinem Volk zu tun gehabt und hat nicht, wie Mohammed, gemeint, er müsse für alle kommenden Zeiten Recht und Gesetz festlegen. Darum müssen wir auch nicht alle möglichen Themen der Gegenwart in der Bibel krampfhaft auffinden. Jesus lehrte Freiheit. Das war wesentlich: Freiheit in Liebe. Das ist der Maßstab. Und so können „Heidenchristen“ Schweinefleisch essen oder es lassen – und „Judenchristen“ können es lassen oder es essen.

(Fortsetzung folgt.)

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