Johann Kaspar Schade

Ich beschäftige mich mit Solowjow, aber auch mit christlichen Dichtern, die in Pressel: Die geistliche Dichtung von Luther bis Klopstock, ausgewählt und eingeleitet von Paul Pressel, Stuttgart 1868 (Evangelische Volksbibliothek Bd. 5), wiedergegeben werden. Hinweisen möchte ich hier besonders auch Johann Kaspar Schade.

Leicht hatten es manche nicht, weil der Neid anderer groß war. So der Neid der Professoren in Leipzig, die dem Theologen und Philosophen Johann Kaspar Schade (1666-1698) das Leben wegen dessen Erfolg bei Studenten schwer machten und ihn abwiesen. Zudem war er ihnen zu fromm, sodass er wegen Ketzerei Ärger bekam. Es konnte ihm jedoch nichts nachgewiesen werden, aber dennoch wurden Vorlesungen verboten: Er wurde als „Nebenbuhler“ empfunden, es kam zum „akademischen Konkurrenzneid“: https://www.deutsche-biographie.de/sfz77886.html#adbcontent In dieser Lebensphase dichtete Schade laut Pressel: „Meine Seel ist stille / Zu Gott, dessen Wille / Mir zu helfen steht: / Mein Herz ist vergnüget / mit dem, wie´s Gott füget, / Nimmt an, wie es geht“.

Er fand durch Spener eine Gemeinde in Berlin, war Diaconus an der Nikolaikirche (!), kümmerte sich um Arme und Kranke, hatte Gesprächskreise mit Handwerkern und weiteren Bürgern, sorgte für preiswerte Verteilbibeln, hielt intensive Bußpredigten (mit Blick auf Volk, Obrigkeit, Staat, Kirche): „Gott selbsten hat dies Wort / Der Wahrheit fest versiegelt, / Bewährt durch seinen Geist, / Und in der Seel verriegelt: / Recht muss doch bleiben Recht. / Hälts gleich die Welt für Scherz / So fället ihm doch zu / Ein jedes gläubig Herz.“

Er kämpfte gegen die Privatbeichte, weil laut Gesetz jedem, der sich gesetzlich nichts zu Schulden kommen ließ, die Absolution gegeben werden musste. Was für ihn eine Farce war. Er trat für die Allgemeine Beichte ein. Er wurde zum Mittelpunkt eines erbitterten Prinzipienstreites. In der zweiten Strophe des zuletzt genannten Textes geht er darauf ein: „Ihr Menschen dräuet mir / Mit viel und manchen Plagen, / Wo ich nach eurer Lust / Euch nicht bald will behagen: / Ihr wollt mir, wie ihr sagt, / Benehmen Amt und Ehr / Und machen, daß kein Kind / Mich nicht soll achten mehr. // Doch dies bewegt mich nicht: / Wie? Sollt ich denn betrachten, / Was mir ein Mensch gebeut, / Und unterdeß verachten / Des Herren sein Gebot?“  In dem weiteren Text wird beschrieben, was Menschen ihm antun oder anzutun gedenken und dass er weiterhin Gott vertraut – bis in den Tod.

Schade bekam Fieber und starb. Der christliche Pöbel wollte seinen Leichnam schänden: „Der aufgeregte Pöbel gönnte ihm nicht einmal die Ruhe des Todes; nach seinem Begräbniß sammelte sich eine große Volksmenge auf dem Kirchhofe, die den Leichnam aus dem Grabe zu reißen versuchte und unter gotteslästerlichen Aeußerungen den größten Unfug verübte.“ Leider wird nicht gesagt, warum der Pöbel so aufgebracht war: wegen der Bußpredigten? Weil Schade die Privatbeichte abschaffen wollte? Weil er Pietist, also fromm war, aufgestachelt von irgendwelchen Rädelsführern?

Und so können wir zusammenfassen: Neid und aufgebrachten Pöbel gab es wohl zu aller Zeit.

Schöne Strophen hat auch sein Gedicht „Des Christen Glück“: „O wie richtig und wie wichtig / Ist der Christen Freude! / Freude, die in Gott gegründet, / Und den Geist mit ihm verbindet, / Freude, die kein Ende find.“ Mit diesem Eingangssatz „O wie richtig und wie wichtig“ führt er aus: Schönheit, Glück, Ehre, Richten, Wissen, Schätze, Herrschen usw. In seinem Gedicht „Ruhe“ beschreibt er die Ruhe des Christen, die in Gott ihren Grund hat. In einer Strophe heißt es: „Ruhe den erst recht ergötzt, / Der ein Schüler ist / Und sich zu den Füßen setzt / Seines Herren Christ, / Und lernt die Ruh.“ Es folgt der Refrain: „Hier und dort ist keine Ruh, / Als bei Gott; zu ihme zu! / Gott ist die Ruh.“

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Die Auseinandersetzungen werden auch in anderen Liedern benannt. So finden wir https://www.evangeliums.net/lieder/lied_ach_alles_was_himmel_und_erden_umschliesset.html (vgl. auch: Auf, hinauf zu deiner Freude: https://www.evangeliums.net/lieder/lied_auf_hinauf_zu_deiner_freude.html):

3) Es mag die Welt stürmen, gleich wüten und toben,
den lieblichen Jesum will dennoch ich loben:
Es mögen gleich blitzen und Donner drein knallen,
so will ich von Jesu doch nimmermehr fallen.

4) Und wenn es schon sollte in Trümmern zergehen,
dass nichtes mehr bliebe auf Erden bestehen;
So soll doch mein Herze bei Jesus verbleiben,
von welchem mich ewig kein Teufel soll treiben.

5) Denn Jesus betrachtet die schmächtige Herzen,
versüßet mit Freuden die bittere Schmerzen:
Das weiß ich nun alles, drum will ich nicht lassen
von meinem Herz Jesu, ich muss ihn umfassen.

Predigten sind hier zu finden: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11214923?page=5

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