Baudelaire

Ich habe meinen Baudelaire Text ergänzt:

Was meinte Verlaine, wenn er schreibt in dem Gedicht an Baudelaire (1892: „Geheime Gebete“): „Du stürztest, betetest wie ich, wie die Beseelten, / die hungernd, dürstend. Lüsternd ihren Weg verfehlten, / bis sie der Hoffnung Schönheiten zum Kreuzweg stießen. // Zum wahren Kreuzweg, den sie zweifelnd nie verließen: Im Hin und Her!“ (Ü.: Däubler)

In diesem Zusammenhang möchte ich auf sein Gedicht „Segen“ hinweisen, das möglicherweise entstanden ist, als der Autor in einer langanhaltenden persönlichen und künstlerischen Krise steckte. Gott hat in dem Gedicht ambivalente Bedeutung – aber eher positive. Gott hat den Dichter berufen – die Mutter verflucht ihn, ein Engel schützt ihn – der Dichter lebt in seiner sozialen chaotischen Lebensform, in seinen geistigen Abschweifungen – aber berufen zum Leiden. Das Leiden ist im Grunde Weihe, ein Leiden auch an sich selbst? In sakraler Sprache spricht er von Weihrauch und sich knien – aber im betrunkenen Zustand, also windet er sich im Dreck und nimmt lachend Gottes Stelle ein, also vollzieht das Gegenteil einer Messe, in dem der Mensch sich Gott unterordnend kniet. Seine Haltung sieht er selbst als Lästerung. Gott – wird gebrochen dargestellt, das heißt, der Dichter weiß um Gott, weiß um seine Verbundenheit mit Gott, weiß um seine Auserwähltheit, seine Berufung – aber es ist eine des Leids, er kann es im Grunde nur bitter sarkastisch, ironisch sehen, sein gebrochenes Leben, auch mit Blick auf Gott. Aber; Wichtiger als alle Weltschätze ist, dass der Dichter mit einer mystischen Krone aus göttlichem Licht bekränzt wurde, also von Gott inspiriert. Was normale Menschen aber nicht erkennen können. Das Gedicht war, wie an der Stellung des Gedichts im Gesamtwerk deutlich wird, Baudelaire nicht unwichtig. Damit zeigt er, wie er vom sozial Verworfenen zum von Gott Erleuchteten geworden ist.

Aus meiner Sicht ist das Gedicht „Hingabe“, in dem der Engel voll Heiterkeit, Güte, Reinheit, Schönheit angesprochen wird, nicht ironisch oder sarkastisch. Der Engel wird gefragt, ob er die jeweils negativen Seiten des Menschseins kennt, das Weinen, die Wut, die Krankheit, die Angst vor dem Alter. Es zeigt die Spannung des Menschseins. Es gibt sie, die Heiterkeit usw. – aber er als Mensch kann nur bitten: „denk´ mein im Gebet“.

Und so könnte es sein, dass Verlaine mehr von Baudelaire kannte, als ich anhand der Gedichte kenne.

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