Reden von Gott

Gott, alter weis(s)er Mann – Gott ist natürlich kein alter weis(s)er Mann. Diese Vorstellungen von Künstlern haben sich tief in die Hirne mancher Menschen gefressen. Und weil sie in den Hirnen herumspuken, meinen manche, nicht an Gott glauben zu können/wollen, weil sie nicht an einen weißen Mann oben im Himmel glauben können/wollen. An sowas glaubt freilich heute wohl keiner mehr – es sei denn, um den christlichen Glauben ad absurdum zu führen.

Spannend ist, dass es immer wieder Schlagzeilen bereitet, wenn jemand sagt, Gott sei kein alter weiser Mann. Ein Beispiel: https://www.katholisch.de/artikel/44310-theologin-kritisiert-vorherrschendes-gottesbild-vom-alten-weisen-mann

Jesus spricht nie davon, dass Gott ein alter weis(s)er Mann sei. Nun haben wir allerdings das Wort Vater – Abba – Väterchen. Es ist ein Beziehungswort, es ist kein Wort, dass das Bild eines Mannes zeichnet mit langem Bart oder wie auch immer sich Menschen alte weise Männer vorgestellt haben.

Du sollst dir kein Bild von Gott machen. Das heißt nun aber auch nicht, dass man dieses Bild von alten Kunstwerken durch ein neues Bild ersetzt – so zum Beispiel durch Morgan Freeman (Bruce allmächtig usw.) oder Octavia Spencer (Die Hütte). Das Alte Testament hat viele, viele Bilder für Gott. Auch sich widersprechende Bilder. Sie wollen nicht sagen, dass Gott wirklich ein Turm, die Sonne usw. ist. Sie geben die Eigenschaft Gottes wieder, die die Betenden gerade aufgrund von Erlebnissen von Gott erfahren haben. Wir müssen bildhaft von Gott reden, wollen wir nicht schweigen.

Das Bild, das Christen von Gott haben, geht immer über Jesus Christus. Natürlich ist auch Jesus Christus kein alter weis(s)er Mann. Das Bild, das wir von ihm haben, wird durch unsere Beziehung zu ihm geprägt.

Die persönlichen Vorstellungen, die bildhaften Vorstellungen dürfen und können nicht durch abstrakte philosophische Begriffe ersetzt werden. Diese wären eben nichts anderes als bildhafte aber furchtbar dröge Philosophen-Worte. Aus der eigenen Gottesbeziehung heraus mit Gott reden, über Gott reden – darum geht es, dazu sollen Glaubende einladen. Und sei es mit Hilfe alter Bilder, die uns nahekommen bzw. nahe gekommen sind. Es wäre eine philosophische Überheblichkeit zu meinen, wir kämen als Glaubende ohne diese aus.

Und so können wir auch nicht pauschal Bezeichnungen wie „Herr“ (Adonai; Kyrios) oder „Schöpfer“ oder „Gott“ ersetzen. Sie ersetzen, würde bedeuten, sprachlos zu werden, würde das, was sie ausdrücken nicht mit Modernismen auffangen können. Eine von Theologen seit vielen Jahrzehnten geforderte Sprachlosigkeit könnte den Glauben zerstören. Tut es aber nicht, weil Gott sich mit den sprachlichen Mitteln der Menschen immer wieder durchsetzt.

Was all die Kritiker dieser religiösen Sprache erregt: es werden mit den Gottesbezeichnungen Weltbilder transportiert. Wer Gott „Herr“ nennt, fordert Demut. Abscheulich in vielen Augen Moderner. Wer Gott „Schöpfer“ nennt, so meinen sie, würde der modernen Wissenschaft widersprechen. Dabei bedeutet die Aussage, Gott ist „Schöpfer“ aus der Gottesbeziehung heraus unendlich viel: Gotteslob, Geborgenheit, Staunen, Lebendigkeit… Von daher: Wer die Abschaffung bestimmter Bezeichnungen fordert, fordert ein neues Gottes- und Weltbild. Es geht nicht um Neutralität. Altes, das Erfahrungen vieler, vieler Generationen widerspiegelt, soll durch moderne Eintagsfliegen ersetzt werden. Manche machen dabei munter mit.

Alte Gottesbilder müssen hinterfragt werden, damit sie nicht zu leeren Worthülsen werden. Denn leere Worthülsen helfen niemandem den Weg zu Gott finden. Diese alten Worte müssen darum vielfach gefüllt – nicht ersetzt – werden. Schön, wenn es neue Worte gibt, wenn sie von Gott in Ehrfurcht und Liebe sprechen. Nicht aus ideologischer Änderungssucht.

Wie alte Gottesbilder hinterfragt werden, müssen also auch die ideologischen Modernisten hinterfragt werden.

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