Vom Heiligen und Schönen

Zu dem Thema: Missbrauch von Gottesdiensten an Weihnachten – und sehr, sehr gut über das Thema „das Heilige“: https://www.youtube.com/watch?v=yUy9qpbYHWM

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Sich mit Klimbimbus wichtig tun. Die Botschaft ist so wichtig und großartig, befreiend, tröstend, beglückend. Und dann wird mit Klimbimbus versucht – was eigentlich? Menschen anzulocken, die abgestoßen werden? Menschen, die schon da sind zu verschrecken? Will man einer Bubble zeigen – aus Minderwertigkeitskomplexen heraus – wir passen uns an?

Dass sich auch irgendwelche respektlose Atheisten, verhärmte Satanisten, Weltanschauungen welcher Art auch immer in den Mittelpunkt stellen wollen – ist normal für Kleinkarierte. Sie wollen ein bisschen Licht abhaben vom Licht des Kindes in der Krippe – zumindest indem sie bekannter werden wollen. Sie versuchen freilich auch, es zu verdunkeln, das sei zugestanden – aber ihre Dunkelheit macht das Licht Gottes nicht dunkel.

Der Verlust des Gespür für das Heilige wird unter dem Link angesprochen. Ich kann sagen, dass in meiner Jugendzeit das „Heilige“ verpönt war. Alles musste irgendwie mit Sozialem zusammenhängen. Das Heilige war zu sehr emotional, war verpönt, verschrien. Auch in Kirchen.

Es ist schön, dass wieder nach dem Heiligen gefragt wird, dass das thematisiert wird. Viele Menschen lechzen danach. Kirchen können es vielfach noch nicht geben, weil sie noch zu sehr in der entheiligten Zeit leben. Dabei ist Soziales erst dann verwirklicht, wenn Sozialarbeit sich auch um die Seele kümmert. Soziales ohne Seele – ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Wie freilich auch die reine Konzentration auf falsch verstandene Heiligkeit nichts Halbes und nichts Ganzes ist. Das gilt auch für Moral/Ethik. Das wussten Generationen von Christen. Aber man wollte im 20. Jahrhundert modern sein und zerstörte das, was dem Menschen ganz wichtig ist. Wenn die Basis fehlt, dann kann, was jede und jeder weiß, nichts Haltbares aufgebaut werden.

Heute verstehen viele es hoffentlich ein bisschen besser. Sicher haben Große am Heiligen festgehalten, zum Beispiel Karl Barth, Romano Guardini, Hans Urs von Balthasar. Und auch Gruppen haben es betont, aber ein dominanter Teil in den Kirchen hat sowas abgelehnt.

„Wohin führt das eine Kultur, die das Heilige nicht mehr erkennt?“ – wird unter dem genannten Link gefragt – wir sehen es, würde ich sagen jeden Tag in den Medien. Darum haben Christen an dieser Stelle einen ganz wichtigen Auftrag.

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Grundsätzlich:

Ich bin an dieser Stelle schon Fan von Hans Urs von Balthasar, der das Thema „das Heilige“ im Kontext der Herrlichkeit Gottes vertieft hat. Das Heilige ist nicht nur einfach ein sonderbares Gefühl, sondern Begegnung mit Gott – Gott strömt aus sich heraus und überwältigt den Menschen (nicht nur positiv gemeint). Die Schönheit Gottes erscheint in der Welt in Jesus Christus – und so ist Jesus Christus Maßstab für das, was „Schönheit“ ist – das wahrhaft Schöne (Kunst, Natur) weist über sich hinaus (Guardini sieht auch die harmonische Ordnung – z.B. Liturgie, Raum – als schön an). In ihm zeigt sich die Liebe Gottes – und die Erfahrung des Heiligen äußert sich dann auch, knapp gesagt, als Folge der Erfahrung der Liebe Gottes im sozialen Engagement. Ohne die Erfahrung des Heiligen ( das auch eingeübt werden muss) wird alles Soziale nur flach und banal. Wenn zum Beispiel Kirche (Caritas/Diakonie; im liturgischen Verhalten, in der Berücksichtigung des Kirchenraumes, dem Achten der Symbole [worauf Guardini mehr Wert legte]) entheiligt wird, arbeitet sie nur noch funktional. Im Grunde geht es nicht um den Menschen – sondern man funktioniert einfach. Das Heilige ist erkennbar in der Kirche, die aus Gottes Gnade lebt, im Nächsten, der Ebenbild Gottes ist, im Glaubenden, der im Gehorsam gegenüber Gottes Auftrag und in der Anbetung lebt (Guardini sieht stärker den Menschen aktiv mit Blick auf das Heilige, der Mensch, der auf das Heilige achtet, es bewahrt, pädagogisch vermittelt, in einer Moderne, die in sich zerrissen ist).

Und an dieser Stelle spielt auch die Kunst eine Rolle. Kunst hilft für Guardini, den Menschen zu sammeln, ist in der Ordnung der Liturgie erkennbar, in der Stille, im Rhythmus, im Bild – also in dem, was „erhebt“. Aber auch hier: Nicht alles, was schön ist, was den Menschen erhebt ist auch Heilig. Im Gegenteil: Menschen können sich durch Schönheit auf eine antigöttliche – also anti-heilige – Spur geführt werden. Für Hans Urs von Balthasar muss Kunst, die an dem Heiligen orientiert ist, die wahrhaftig ist, auch verstörend sein, muss den Menschen überwältigen, Leiden zeigen können – denn auch zeigt sich Schönheit im Kreuz, weil es die vollkommene Liebe Gottes zeigt.

Und das ist eben auch mit Blick auf die im Link angesprochene „Kunst“ zu sagen: Diese sonderbare Menschengestalt in der Krippe entspricht nicht dem, was Guardini mit Blick auf Heiligkeit versteht, eher schon, was von Balthasar darunter versteht. Aber auch für Balthasar gilt: Lässt die Kunst (auch wenn sie nicht schön und ansprechend ist) das Heilige über den Menschen hereinbrechen? Einfach irgendwas Abstoßendes bieten, kann auch vom Heiligen abhalten, auf eine anti-heilige Spur führen, kann ideologisch und leer sein.

(Es sei mir verziehen, wenn ich aufgrund der Knappheit den einen oder anderen Schwerpunkt nicht korrekt formuliert habe. Das sei aber Ansporn, sich intensiver mit dem Thema zu befassen.)

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