Fried(e)rich Karl von Moser (1723-1798) Sohn des von mir schon vorgestellten Johann Jakob Moser (https://blog.wolfgangfenske.de/2025/12/16/johann-jakob-von-moser-1701-1785/), trat ganz in die Spuren seines Vaters. Er war Jurist, Staatswissenschaftler, Publizist, Dichter: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Karl_von_Moser
In Hessen Darmstadt sollte er die Finanzen in Ordnung bringen, was allerdings nicht nur Freunde hervorrief. Pressel (Die geistliche Poesie von Luther bis Klopstock, Stuttgart 1868) schreibt: „Durch seine entschieden christlichen Grundsätze, strenge Rechtlichkeit und Abschaffung vieler Missbräuche zog er sich mächtige Feinde zu“ (772). Der schwache Herrscher, Landgraf Ludwig IX., hat ihn zum Minister berufen, um die Staatsschulden in den Griff zu bekommen. von Moser gründete die erste Ökonomische Fakultät Deutschlands in Gießen, versuchte die Finanzen der Kommunen in den Griff zu bekommen, förderte Landwirtschaft und Gewerbe. Ludwig IX. hatte ein Hobby: Soldaten. Und hatte ein SoldatenLotto, um Geld für sein Hobby zu bekommen (Truppenstärke erhöhen, Kasernen errichten usw.). Das hatte von Moser abgeschafft – doch das war nicht im Sinne des Herrschers, sodass er dieses wieder einführte. Das bedeutete für von Moser, dass er des Landes verwiesen wurde. Da der Herrscher Geldmangel hatte, wurde das Vermögen von von Moser beschlagnahmt. Das hatte zur Folge, dass er verarmte. Er prozessierte gegen dieses Unrecht. Als dann der Herrscher 1790 gestorben war, wurde er durch den Nachfolger, Ludwig X. / Großherzog Ludwig I., rehabilitiert und bekam eine jährliche Pension.
Wie sein Vater schrieb Friedrich Carl von Moser zahlreiche juristische, zeitkritische, christliche Werke. In einem Werk, so finden wir es im Wikipedia-Beitrag, beschrieb er das inflationäre Aufkommen der Kammerherren-Würde. Manche hätten das Amt, vor lauter Mitkammerherren nur einmal im Leben ausgeführt.
Pressel nimmt drei Texte von Moser auf. Ein ausführlicher Text geht auf die Theodizeefrage ein. Der Duktus: Das Leiden führt dazu, dass der Mensch sich an Gott anschmiegt, Gottes Herz spürt. In diesem Leiden lockt Gott Menschen zu sich in seine Arme, im Leiden entzündet Gott die Sehnsucht nach Gott. Es ist nicht so ganz deutlich, ob der Feind Gottes, also der Satan, das Leiden herbeiführt und Gott im Leiden beisteht, oder ob Gott mit dem Menschen „ungewohnte Wege wandelt“ – also die ungewohnten Wege auch verursacht. Wichtig ist ihm: Im Leiden ist Gott anwesend. Und durch Leiden führt Gott den Leidenden, wie er auch die „Wolke der verklärten Zeugen“ geführt hat. Damit greift er auf den Hebräerbrief zurück. Menschen leiden und gehen dann ein in Gottes Freuden. Der Mensch stirbt, der Geist geht zurück zu Gott – aber auch der Körper, der verwest, ist ein Samenkorn, das herrlich werden wird. Damit wird ein alter Gedanke aufgegriffen, dass Gott auch den Körper neu erschaffen wird. Nicht nur die Seele lebt, wie wir heute mit der Tradition vielfach sagen, sondern auch der Körper, weil Gott der Schöpfer und Neuschöpfer des Körpers ist.
Dieser Text beginnt:
1. „Der Weg ist gut, der durch das Leiden führet:
man findet Gott, wenn man sich selbst verlieret;
Gefahr und Not treibt die beherzten Streiter
beständig weiter.“
2. So spricht der Glauben, der sich mutig waget,
wenn die Vernunft bei eigner Kraft verzaget.
Der Text ist unter https://www.christliche-gedichte.de/?pg=11188 zu finden, allerdings unvollständig (bei Pressel hat er 20 Strophen) und auch in Grundaussagen verändert. Dass zum Beispiel dieser Aspekt weggelassen wird, dass der Körper ein Samenkorn ist, ist Kennzeichen unserer neuzeitlichen Leibfeindlichkeit. Die Aussagen des Apostels Paulus im ersten Brief an die Korinther 15, dass Gott aus dem Samenkorn neues erschaffen wird, sollte ernster genommen werden als der alte nicht christliche Volksglaube der mit dem Seelenglauben aus dem asiatischen Bereich zusammengewachsen ist, genährt durch die Körperfeindlichkeit in Folge der descart´schen und anderer Philosophie.
Das Gedicht „Wer feiert echte Osterfreuden?“ schließt mit der Strophe, die den auferstandenen Jesus Christus anspricht, unter Aufnahme von Johannes 20,24ff.:
Du bist auch heut in unsrer Mitte;
Drum wag´ ich eine Osterbitte:
Was Thoma ist gescheh´n,
Die Mal an Händ und Seit´ und Füßen,
Dich meinen Herrn und Gott zu grüßen, /
Laß mich im Geiste sehn!“
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