Rituale in der Politik des Mittelalters / Gebetshaltungen

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Der Handgang – heute eine Gebetsgeste. Zwei zusammengelegte Hände werden in die Hand des Herrschers gelegt als Zeichen der Treue. Gebetsgesten sind Folge politischer Handlungen oder umgekehrt? Im Islam deutlich: den Kopf auf den Boden = Unterwerfung unter dem Herrscher, der seinen Fuß auf meinen Nacken stellen kann, bzw. in der katholischen Kirche: https://www.herder.de/gd/lexikon/prostration/

Stehen im Gebet (z.B. im Gottesdienst): vor Gott wachsam sein, ihm vertrauend, mit Gott stark sein, bereit, mit ihm weiter zu gehen. Dabei Handflächen nach oben richten: sich von Gott beschenken lassen; Kopf nach unten senken und Hände gefaltet: Als vor Gott Stehender Gottes Größe anerkennen.
Sitzen beim Gebet: persönliches Gebet, meditieren, nachdenken, auf Gott hören.
Knien während des Gebetes: Gottes Größe betonen, mein eigenes Angewiesensein auf Gott mit dem Körper betonen.

Natürlich können Christen in allen Körperhaltungen beten, mit allen Worten, die ihnen einfallen, situationsabhängig (so kann im Bus sitzend gebetet werden, muss aber nichts mit Meditation zu tun haben). Wir haben keine festen Gebetsregeln – die gehören der Religion, dem Religiösen an. Aber Beten ist im Wesentlichen Ausdruck der Gottesbeziehung. Die kann Riten aufgreifen, muss aber nicht. Riten können in Zeiten der Unsicherheit auch einen festen Rahmen bieten, freilich können Riten, wenn sie zu wichtig genommen werden, auch Hindernis sein.

Gebetshaltungen sind auch Signale: Ich bin jetzt ganz bewusst im Bereich Gottes. Und das kann auch durch das Kreuzschlagen gezeigt werden. Es ist nicht unbedingt Heuchelei von Christen, um als besonders fromm angesehen zu werden, gerade nicht in unserer säkularen Welt. Denn da bekommen wir kein Ansehen, wenn wir öffentlich beten. Im Gegenteil. Und so stelle ich mich selbst in einen Bereich, der sich ganz auf Gott konzentriert.

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