Boethius 1

Zurzeit lese ich von Boethius „Trost der Philosophie“. Ich bin Mitten im zweiten Buch angelangt. Vielleicht folgt dieser Darlegung eine Fortsetzung.

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Boethius, ein Philosoph und Theologe aus dem 5./6. Jahrhundert, wurde unter dem Gotenherrscher wegen – sagen wir: Landesverrat – hingerichtet. Ihm wurde vorgeworfen, mit dem Oströmischen Herrscher zu paktieren. Der Herrscher war so klug, die Verurteilung und Hinrichtung seinen Handlangern zu überlassen – und so konnte er dann seine Hände in Unschuld waschen.

Boethius war ein hervorragend Gebildeter und politisch wichtiger Mensch seiner Zeit. Sein Ziel bestand unter anderem darin, die Werke und Gedanken der großen griechischen Philosophen (z.B. Platon und Aristoteles) in die Gegenwart des Westens zu retten. In seiner Haft schrieb er die Schrift: Trost der Philosophie.

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Die personalisierte Philosophie spricht mit ihm. Unter anderem sagt sie, dass das personifizierte Glück – also Fortuna – launisch sei. Diese Launenhaftigkeit (sie bringt Glück, nimmt es wieder usw.) ist die Konstante des Glücks. Warum ist das für die Menschen wichtig? Weil die Launenhaftigkeit den Menschen zeigen soll, dass sie sich nicht auf das Glück – also Fortuna – verlassen sollen, sondern auf sich selbst besinnen sollen.

Aber das ist natürlich nicht das letzte Wort des christlichen Denkers Boethius. Und das wird häufig übersehen: Der Mensch ist durch den Schöpfer zu einem göttlichen Wesen dadurch geworden, dass er Vernunft hat. Der Mensch ist durch den Geist Gott ähnlich – und er, der also als besonderes Geschöpf über allem Geschöpf steht, meint, er benötige für sein Glück irgendetwas, das außer ihm selbst liegt, zum Beispiel Reichtum. Und damit tun Menschen dem Schöpfer Unrecht. Wenn man meint, man habe Glück durch etwas, das unter dem Menschen steht, dann stellt man seine Würde unter das, was man erstrebt.

Kurz, wer seine Würde aus Reichtum, Macht usw. zieht, der hat sich durch den Reichtum entwürdigen lassen, weil er Reichtum höher stellt als seine ihm von Gott gegebene Würde.

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