Schönheit und Gewalt

Der kleine Keim der Schönheit Gottes
bricht sich immer wieder Bahn:
Schönheit – was gibt es nicht alles
auf der Welt an Schönheiten.
Schönheit erhebt, macht glücklich,
Schönheit befreit, lässt atmen, träumen.

Warum gibt es die Gewalt gegen Schönheit.
Bestreben mancher, alles Schöne zu zerstören.
Menschen, Natur, Architektur, Kunst, Gesellschaft –
fesseln, vernichten, zerstören, zerbrechen, zertreten.
Schönheit, wehrlos, einfach lebend, offen, herzlich,
Ausdruck der Seele, der Seele der Welt.

Sind es Versuche, das Schöne zu unterwerfen?
Ist es der Neid auf das Schöne?
Ist es die Gier, die Sucht, besitzen zu wollen,
und wie einen freien Schmetterling,
mit Händen zu fangen, zu haben, zu töten?
Menschen bekämpfen auch ihre Schönheit,
indem sie sich verunstalten: traditionell oder modern.
Ihre Schönheit wollen sie anderen entziehen?
Der Kampf gegen den Schöpfer des Schönen,
Kampf gegen Gott und seine Herrlichkeit?

Die schöne Ruhe – dröhnende Geräusche,
die schönen Bäume – kreischende Sägen,
die plätschernden Bäche – Begradigungen,
schöne Musik – schräge Töne,
schöne Farben, Bilder – mit Dreck bewerfen,
schöne Architektur – mit Unrat markieren,
schöne Menschen – quälen, Tränen, Schreie, Schmerzen,
gute Menschen – beseitigen, erniedrigen, zertreten,
quälendes Gelächter, verletzender, ätzender Spott

Die Sünde, die große, große Sünde,
der Mensch verkauft unter dem Bösen,
lässt sich versklaven,
ist hörig dunkler Macht,
gierig, das Schöne zu zerstören –
der Todestrieb, die Todesgier gegen sich selbst.
Kann man es sonst verstehen?

Der kleine Keim der Schönheit Gottes
bricht sich immer wieder Bahn:
Schönheit – was gibt es nicht alles
auf der Welt an Schönheiten.
Schönheit erhebt, macht glücklich,
Schönheit befreit, lässt atmen, träumen.

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