
Wir wissen nicht, warum Gott Leiden zulässt. Wir wissen nur, dass Christen das Leiden mindern müssen, wie sie es nur können. Sie gehen damit in den Fußstapfen Jesu: Wir wissen nicht, warum die Menschen leiden mussten, bis er sie geheilt hat (einen Antwortversuch gibt es im Johannesevangelium, aber den können wir hier vernachlässigen) – aber er hat sie in ihrem Leiden nicht allein gelassen.
Gott verhindert Leiden nicht immer. Der Mensch klagt darüber: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Die Klage des Menschen ist Echo der soeben zitierten Klage Jesu am Kreuz, sie stimmen mit ein in seine Klage. Im Meer der Klage sind sie nicht gottverlassen allein.
Wegen Leid kann man nicht glauben? Nein, die Existenz Gottes ist nicht abhängig vom Leiden bzw. Nichtleiden. Sondern Gott ist. Christen glauben bekanntlich nicht, weil es für sie kein Leiden gibt, sondern trotz des Leidens – weil es Gott gibt. Wer an dem Leiden leidet, kann wie Jesus den Kampf gegen das Leiden aufnehmen, darf sich nicht lähmen lassen. Sich vom Leiden lähmen lassen, vermindert kein Leiden. Auch gegen Gott kämpfen nimmt Kraft, das Leiden zu bekämpfen, vermindert kein Leiden, vergrößert es nur, weil es verkrampft.
Gott entlähmt, richtet auf, gibt Kraft und Trost. In den Spuren Jesu gehen heißt, aus dieser Kraft, diesem Trost heraus mit seinen eigenen, ihm gegebenen Möglichkeiten gegen das Leiden anzugehen.
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Schon 2010 schrieb ich diesen Text unter der Überschrift: Haiti. Trauer mit den Menschen von Haiti – Leiden, das zu wenig beachtet wird: https://www.handelsblatt.com/politik/international/karibik-staat-banden-erobern-haiti-der-westen-verliert-sein-aermstes-land/100021576.html
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