Spannend:
Also ist es doch nicht der alte säkular beliebte Gedanke der Moderne, um den Christen eins auszuwischen: Der Mithraskult allein ist Grundlage des Weihnachtsfestes!
Wie dem allen auch sei: Entwicklung von Festtagen ist spannend. Religiöse Metaphorik ist spannend. Religionen sind uralt – und es bleibt nicht aus, dass alte religiöse Bräuche und Metaphern verwendet werden mussten, um Neues zu formulieren. Wie will der Mensch sich sonst verständlich machen?
Ich empfand schon immer die Abweichungen von Traditionen spannend, weil eben die Abweichungen das Neue und Besondere zeigen. Zum Beispiel: In vielen Religionen wird gebetet. Worin liegt die Besonderheit christlichen Betens? Das ist an den Abweichungen von den Traditionen erkennbar.
Die Abweichung im Neuen Testament zum Beispiel: Das Loben Gottes verdrängte alles Klagen. Freilich klagte Jesus auch schon am Kreuz – natürlicherweise. Und dann im Laufe der Zeit geschahen in den Völkern wieder Verschmelzungen mit alten nichtchristlichen Traditionen. So kam das Klagen dann wieder intensiv in das christliche Gebet hinein.
Manche Besonderheiten aber blieben: zum Beispiel das besondere und sonderbare „Vater unser“ oder die Formulierung: „das bitten wir durch Jesus Christus“ (zurückzuführen auf Johannes 16,23) oder das freie, regellose Beten: „Freut euch allezeit! Betet ohne Unterlass! Seid in allem dankbar; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.“ (Paulus an die 1. Thessalonicher 5) Und dann ist natürlich der Adressat zu nennen, der Abba, der Vater / das Väterchen, dem Glaubende sich vertrauensvoll zuwenden können. Diese Besonderheiten sind es, die das Gebet der Christen ausmacht.
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