Christen glauben nicht an die Institution. Sie glauben an Gott in Jesus Christus. Dieser Glaube muss, weil sehr, sehr viele Menschen glauben, in rechtliche, institutionellen Rahmen gebracht werden. Das heißt aber noch immer nicht, dass Christen an die Kirche glauben. Die katholische Kirche hat den Glauben stärker mit der Institution Kirche verzwirbelt als es die protestantische Kirche tut. Darum gibt es nun auch so massive Zweifel an Kirche wie Glaube. Die Protestanten haben den Glauben an Jesus Christus statt an die Institution Kirche gebunden. Da ist es dann leichter, üble Taten von Einzelpersonen nicht mit dem Glauben unmittelbar in Verbindung zu bringen. In der evangelischen Kirche ist die Vorstellung, dass ein Vertreter der Institution auch Sünder sein kann, gängiger als in der Katholischen Kirche. Das hängt mit dem Amtsverständnis zusammen.
Die Hierarchie in der katholischen Kirche, so habe ich einmal gelernt, wurde im 2. Jahrhundert entwickelt, um Scharlatanen in der christlichen Gemeinde keine Chance zu lassen. Scharlatane waren – in Anlehnung an Luther – dennoch wie die Dämonen (Wasserspeier) an einem Dom immer Begleiter der Kirche. Warum? Die Kirche steht besonders im Fokus des Versuchers. Und manche in der Kirche lassen sich versuchen, werden kriminell oder handeln auch sonst antichristlich.
Diese werden dann wiederum gerne von Antichristen gebraucht, um der Kirche zu schaden. Was freilich wiederum gut sein kann, da das den Reinigungsprozess innerhalb der Kirche fördert. Und solche Reinigungsprozesse waren durch die Jahrtausende hindurch notwendig. Manchmal haben eben es auch solche unchristlichen Menschen bis an die Spitze geschafft, üble Strukturen errichtet. Aber auch hier: Sie wurden dann irgendwann durch Christliches wieder in ihren Kreisen gestört.
Auch wenn in der katholischen Kirche der Glaube stärker mit der Institution verzwirbelt ist, arbeiten und wirken in dieser wunderbare Menschen. Menschen, die sich um andere selbstaufgebend kümmern, die weiter denken als die Menschen ihrer Zeit, in ihrer Menschlichkeit vorbildhafte Menschen. Diese vom Geist Gottes erfüllten Menschen sind Salz der Erde, Licht der Welt. Wer Christ ist, vernetzt sich mit diesen im Gebet. Wer Christ ist, versucht eben auch im Geist Gottes zu handeln. An dem fest haltend, was die Institution dem Glauben an Wahrem bietet. (Ich bleibe Protestant – und leide an der Institution Evangelische Kirche ebenfalls. Schaue aber auf die wunderbaren Menschen, die so leben, wie ich es als christlich ansehe – in der evangelischen, katholischen, orthodoxen Kirche und in anderen Konfessionen.)
Wenn ich von „wunderbaren Menschen“ schreibe, dann nicht, weil sie schuldlos sind. Wer meint, er sei schuldlos, wird der Todsünde des Hochmuts schuldig. Ich meine damit Menschen, die aus der Vergebung durch Jesus Christus ihr Leben im Heiligen Geist gestalten.
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