Angst vor lebendiger Natur

Natur ist lebendig. Angst vor Klimawandel scheint mir auch Angst zu beinhalten, Angst vor der Lebendigkeit der Natur. Angst davor, die Natur nicht im Griff zu haben. Eine uralte Angst der Menschheit – heute allerdings verlagert: Man denkt nicht mehr, dass die Natur Herausforderungen bereithält, denn wir Europäer und Nordamerikaner dachten, wir hätten sie gezähmt, sondern man denkt, man ist für die Herausforderungen selbst verantwortlich. Und nun müssten wir die Natur zähmend in das Leben zügelnd massiv eingreifen, weil wir so viel falsch gemacht haben. Und dabei machen wir wieder viel falsch. Die Zukunft wird es erst zeigen.

Meine Intention besteht ganz stoisch darin, zu sagen: Wir müssen alles dransetzen, sich dem Wandel anzupassen – alles so gut es geht entsprechend so zu verändern, dass man angepasst ist.

Soweit ich mitbekomme, geht jeder davon aus, dass ein Klimawandel stattfindet, auch ohne des Zutuns der Menschen. Der Mensch beschleunigt diesen nur. Das bedeutet: Wir müssen uns schneller anpassen – man geht heute allerdings davon aus, man muss sich nicht anpassen, man muss ihn stoppen. Geht aber nicht. Vor Jahren schrieb ich schon im Blog (als die Rheinschifffahrt wegen Niedrigwasser eingestellt werden musste), dass wir lernen müssen, uns vor extremem Regen und extremer Trockenheit, vor extremer Hitze und extremer Kälte usw. zu schützen. Wir haben unsere Infrastruktur, unsere Technik usw. an unsere gemäßigte Klimazone angepasst: die Schienen, die Straßen, die Häuser… Das muss sich ändern. Wir haben alles an den regelmäßigen Abläufen der europäischen Natur an die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts angepasst. Das muss sich ändern. Auch mental. Zu den notwendigen Anpassungen gehört auch, sich als Land möglichst autark aufzustellen, sodass wir zum Beispiel nicht abhängig sind von einem Schiff, das im Suezkanal stecken bleibt; es ist dumm, dass wir nicht Grundlegendes parat haben, sondern es erst importieren müssen – denn wir wissen doch, dass die weltweite Infrastruktur sehr empfindlich gegenüber allen möglichen unerwarteten Veränderungen ist. Von daher sehe ich die politischen Eingriffe in unsere europäische Landwirtschaft sehr skeptisch.

Alles muss den Veränderungen welcher Art auch immer angepasst werden. Denn wir sind weder vor diesen Dingen geschützt noch vor dem, was aus dem All auf uns zukommt. Unsere kleine Erde im weiten All ist vielen, vielen Herausforderungen ausgesetzt. Leben ist lebendig – und immer gefährdet. Es gibt kein Leben, das nicht gefährdet ist. Eine Binsenweisheit.

Das Problem ist freilich, dass viele Länder zu arm sind, um sich anpassend wirklich aktiv werden zu können. Wobei freilich die Mentalität vielfach schon die ist, sich anpassen zu können, was wir Natur-Disziplinierende und Natur-Dressierende aus Europa vielfach nicht mehr können.

Letztlich hat die Menschheit, die gesamte Natur alles Mögliche schon sehr häufig durchgemacht. Menschen schaffen auch den Klimawandel – allerdings immer unter großen und vielen Opfern, und die muss man, so gut es geht vermeiden. Man kann sie aber nicht vermeiden, indem man sich den Veränderungen nur entgegenstellt, statt sich anzupassen. Menschen schaffen das – mit Klugheit, mit psychischer Stärke, mit Solidarität, mit Einheit – nach allem sieht es im Augenblick noch nicht aus. Der Mensch wird es wie seit Jahrtausenden gehabt, auch ohne diese Klugheit, psychische Stärke, Solidarität und Einheit schaffen. Nur werden die Opfer größer sein.

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