EKD-Zukunftspapier – auf Kritik ist zu hören +

Auf Kritik hören – kann das die sich als modernisierend ansehende EKD?: https://www.deutschlandfunk.de/zukunftspapier-der-ekd-gemeinden-werden-zerstoert.886.de.html?dram:article_id=482490 und: https://www.zeit.de/2020/32/ekd-zukunftspapier-glauben-diakonie-evangelische-kirche

Hier kann man die Leitsätze lesen: https://www.ekd.de/11-leitsaetze-fuer-eine-aufgeschlossene-kirche-56952.htm

Vielleicht mit der Hausaufgabe verbunden:

  • Wie wird von Gott, Jesus Christus, Heiliger Geist – vom Dreieinigen Gott – geredet?
  • Inwiefern kommen Bibel, Gebet, Mission vor?
  • Welche Bedeutung hat die Ortsgemeinde?
  • Wie wird von den Schwestern und Brüdern in Jesus Christus geredet, welches Bild wird von ihnen vermittelt, die jetzt schon sehr viel tun?
  • Wieweit kommt all das vor – außerhalb frommer und sozial klingender Floskeln?
  • Wieweit wird die Kirche verkopft, das heißt: Leitungsgremien werden dominant – statt die Basis?
  • Wieweit kommt der Glaube vor – wieweit Selbstbespiegelung und Selbstbeschäftigung von Verwaltung und Kirchenstrukturen?
  • Wird die Kirche von oben nach unten oder von unten nach oben strukturiert?
  • Kann ich am Ende sagen: Wow, so eine Kirche finde ich klasse, in so einer will ich mitarbeiten?
  • Von welchen Gemeinden der weltweiten Kirche kann unsere Kirche in D lernen? Theologie der Befreiung, Charismatische Kirchen, Diakonische Kirchen… – vielleicht nach dem Motto des Paulus: Prüfet alles, das Gute behaltet.

Aus meiner Perspektive kommt alles darauf an, dass die Glaubenden aus ihrer engsten Beziehung mit Jesus Christus eine muntere Gemeinschaft bilden – und jeder und jede Einzelne diese Beziehung lebt, nach außen trägt, missionarisch wirkt. Dafür benötigt man kein Zukunftspapier, sondern eben Gottes Geist. Davon getrennt ist die Kirchenstruktur zu betrachten, auch finanzstrategisch und organisatorisch auszurichten. Verwaltung wo es nötig ist einzusparen. Aber: Diese Mischung von Verwaltung und Glauben und der damit verbundenen Erniedrigung bestehender Gemeindestrukturen in diesem Papier halte ich für fatal. Das vielfältige Handeln der Vergangenheit wird klein geredet – und angesichts all der kirchlichen Angebote auf allen möglichen Ebenen fragt man sich: In welcher Welt der Ignoranz leben die Schwestern und Brüder dieses Papiers? – statt in Dankbarkeit auf das zu blicken, was in den Kirchen los ist. Wenn man es vielfältiger gestalten möchte, dann gern – aber nicht in dieser den Text durchscheinenden Arroganz. Übrigens benötigt man zu einer vielfältigen Ausgestaltung: a) Menschen, b) Gelder – und die sollen ja erst gewonnen werden, das geht nicht durch Zerschlagung alter Strukturen – oder wie es hier so kreidestimmig (man denke an den Wolf und die 7 Geißlein) heißt: „Es gilt, Beharrungskräfte einzuhegen.“ – und das mit zu Herzen gehenden Worten zuckersüß garniert, wie es der Fettdruck unten zeigt. Ich erkenne ein rhetorisches Nudging, das meine volle Abneigung hervorruft.

Was vermittelt zum Beispiel dieser Abschnitt?:

Die Organisation und Institution Kirche wird insgesamt fluider und risikobereiter werden. Es gilt, Beharrungskräfte einzuhegen. Parochiale Strukturen werden sich verändern; die sozialen Ausdrucksformen in den vier Grundvollzügen kirchlichen Handelns (Martyria, Leiturgia, Koinonia und Diakonia) werden vielfältiger. Dabei können die traditionell stärkeren und wohlhabenderen evangelischen Kirchen im ehemaligen Westdeutschland von den Kirchen in Ostdeutschland lernen: Kleinere Versammlungen um Wort und Sakrament bedeuten weder Mut- noch Sinnlosigkeit, sie entlasten auch von erstarrten Routinen und eröffnen die Chance, Neues auszuprobieren. Es braucht Mut, zwischen resonanzlosem kirchlichem Handeln und Resonanzräumen zu unterscheiden, in denen Herz und Seele berührt und die zeugnishafte Präsenz in der Gesellschaft bestärkt werden. (Fettdruck: WF) Es gilt, das eine zu lassen, um das andere zu stärken und offen zu bleiben für neue Wege. 

Wenn man das also liest – alles schön und gut: Kirche muss sich ständig ändern, und was da von kleinen Gemeinden gesagt wird – das haben wir ja schon. Warum rennen sie damit offene Türen ein? Wie es zudem nicht erst seit heute – sondern wohl seit dem 17. Jahrhundert – altbacken 😉 heißt: Ecclesia semper reformanda. Das Beharrende ist meistens die Verwaltung. Muss sie sich mit dem Papier Mut zureden, sich zu ändern? Wie dem auch sei: Es wird kommen, wie es immer kommt: So ein Papier überlebt die nächsten fünf Jahre nicht, weil sich dann wieder alles geändert hat, andere Strategien Raum greifen müssen, neue Ideen kommen. Das Problem wird nur sein: Was zerschlagen sie im Hintergrund – ohne wieder wirklich Neues aufbauen zu können? Kaputt machen ist leicht – weiß jedes Kind – aber aufbauen gilt!

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Heiliger Synod des Patriarchats von Konstantinopel – auf der auch auf die Annexion der Hagia Sophia durch erdogans islam Bezug genommen wird: https://www.kath.net/news/72706

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