Digitale Ethik

In dem Buch von Spiekermann: Digitale Ethik wird das negative Menschenbild dargestellt. Es habe seinen Ursprung im Christentum. Dann wird der rote Faden bis in die Neuzeit kurz skizziert, Luther, Calvin, Hobbes, Locke, Rousseau. Diese haben den Menschen isoliert, ihn dem Staat untergeordnet. Interessant finde ich nicht diese Aussagen, diese waren zu erwarten, weil es das gängige Klischee wiedergibt. Interessant finde ich, dass der Autorin nicht deutlich wird, dass sie die dann beschriebenen Transhumanisten eben auch negativ schildert. Es liegt also ein logischer Knacks vor. Denn warum sollen diese Genannten den Menschen nicht in seiner ethischen Schwäche schildern? Sie tut es ja auch.

Das Problem kommt nämlich daher, dass sie ahistorisch vorgeht. Denn sie bedenkt nicht, warum die Christen und Philosophen, die sie genannt hat, die Menschen negativ sehen: Sie leben in Zeiten, in denen Menschen wirklich einander Gewalt antun. Das Bild, das die Autorin hat, das vom netten, freundlichen, sozialen Menschen, ist Ausdruck unserer historischen Situation in Nordeuropa. Das nimmt sie nicht wahr. Wer ahistorisch argumentiert, kommt zu schiefen Ergebnissen – auch in der Selbstwahrnehmung und somit auch in der daraus folgenden Selbstüberhebung.

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