Christliche Dichter 2

Christliche Schriftsteller 1: https://blog.wolfgangfenske.de/2019/08/10/christliche-schriftsteller/

In der Beschäftigung mit christlichen Schriftstellern erkennt man dann doch zuweilen, dass man die Texte nicht einfach so in die Gegenwart transportieren kann. Die Sprache ist veraltet, der Stil ist vielfach so, dass man die Ernsthaftigkeit nicht dahinter zu spüren vermag, wenn man nicht in der Sprache der Dichter beheimatet ist.

Was man noch zur Kenntnis nehmen kann, das ist, dass sie in ihrer Zeit vielen Menschen aus dem Herzen gesprochen haben, dass sie diese aufgerichtet haben und deren Leben ein Sinn geben konnten. In einer veränderten Situation, ohne Not, Hunger, Kälte, Krieg kann man das nicht mehr so sehr nachvollziehen. Die Frage stellt sich dann gleichzeitig: Sind wir heute in unserer Situation in der Lage, Entsprechendes zu bewirken?

Aber dennoch gibt es auch so manches, was man einfach wissen sollte, manches, was auch heute manchen noch bereichern dürfte.

Als Beispiel für das Gesagte möchte ich Siegbert Stehmann nennen. Er war ein Mann, der in christlich-bürgerlichem Elternhaus aufgewachsen ist und wurde Pfarrer. Er war in der Bekennende Kirche tätig. Dazu später mehr. In diesem Zusammenhang geht es darum, dass er in den skandinavischen Ländern kämpfen musste und nicht nur an der Brutalität der Kampfhandlungen litt, sondern auch an der Grobschlächtigkeit seiner Kameraden. Er fühlt sich zerbrochen. In diese üble Situation hinein kam die Nachricht, dass das von seiner Frau und ihm sehnlichst erwartete Kind, das in der Zeit des Unfriedens ein Zeichen des Friedens sein sollte, kurz nach der Geburt gestorben ist. In dieser furchtbaren Zeit schreibt er, dass ihm die Gedichtzeilen von Rudolf Alexander Schröder begleiten:

„Wem Gott das Recht der Klage gönnt, / der darf sich kaum beklagen, / weil er ihm mit der Plage gönnt / die Schulter, sie zu tragen. / Doch wo das Herz zu Aschen ward, / die Lippe steinern, – trüber / bedünkt kein Schicksal, zehnmal hart: / Verhüllt euch; geht vorüber!“

Diese Gedichtzeilen wurden Siegbert Stehmann zur Hilfe in sehr schlimmer Zeit. Ich denke, dass vielen von uns heute solche Zeilen eher fremd anmuten, inhaltlich wie sprachlich. Das heißt: Die Zeit geht über solche Texte hinweg. Kann es sein, dass sie einmal wieder für Menschen äußerst wertvoll werden können? Vielleicht. Darum sollte man sie nicht dem Vergessen überlassen. (Informationen von Rudolf Wentorf: Dichter der Kirche. Rudolf Alexander Schröder, Jochen Klepper, Siegbert Stehmann, Brunnen-Verlag 1967, dort auch der zitierte Text: 53)

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