Menschenrechte 7

Ergänzungen zu Menschenrechte 1-6:

(6) Auch wenn Hugo Grotius und vor ihm andere die Unabhängigkeit des Naturrechts von der Existenz Gottes betont hat, heißt das noch nicht, dass sie nicht auf der christlichen Basis argumentieren. Grotius war Deist, das heißt: Die Vernunft sagt, dass am Anfang der Welt Gott steht. Gott hat das Naturrecht erschaffen und die von Gott gegebene Vernunft lässt das Naturrecht erkennen. Darum muss man nicht an Gott glauben, um das Naturrecht erkennen zu können, da ja Gott die Vernunft gegeben hat, die ermöglicht, unabhängig vom Glauben an Gott das Naturrecht erkennen zu können. Grotius gibt der Vernunft einen großen Vertrauensvorschuss, den andere Philosophen nicht geteilt haben, vor allem dann nicht, wenn sie die Vernunft nicht von Gott abgeleitet haben. 

Thomas Hobbes (1588-1679) hat ein ganz anderes Modell entworfen: Gott hat erst einmal mit nichts etwas zu tun, darum muss der egoistische Mensch zusehen, wie er klar kommt. Und das, kurz gesagt, indem der Mensch sich dem Souverän unterwirft. Dieser ist nicht dem Menschen verantwortlich, sondern Gott, dem Geber des natürlichen Gesetzes, dem Ermöglicher einer solchen Sicherheit bringenden Staatenbildung. Darum verlangt Gott vom Herrscher, dass der Souverän Frieden und Annehmlichkeiten des Lebens sichert. Anzumerken ist, dass, soweit ich sehe, nicht Gott in der Argumentation des Deisten Hobbes dominant ist, sondern das von Gott gegebene natürliche Gesetz. Dagegen hat John Locke herausgearbeitet, dass Gott Schöpfer und Eigentümer des Menschen ist, darum sind alle gleichgestellt. Das Individuum hat Rechte – und Pflichten dem Schöpfer gegenüber.

(7) John Locke kennt den Gottesbeweis: Menschen erkennen sich als endliche Vernunftwesen, erkennen als solche, dass sie von einem unendlichen Wesen erschaffen worden sein müssen, das vernünftig ist. Das Naturrecht zeigt die Gleichheit aller Menschen und wie der Mensch sich dem Schöpfer gemäß verhalten solle. Übrigens hat der Mensch als Individuum Anteil an Gottes Absicht mit allen Menschen – und von daher darf der Mensch etwas nur dann zur Selbsterhaltung beanspruchen, wenn es anderen nicht schadet. Auch hier muss man sagen: Was John Locke vor ca. 300 Jahren sagte, hat sich heute, im Zeitalter des Kapitalismus noch nicht durchgesetzt.

(8) Interessant ist auch Thomas Paine (1737-1809) für die Verbreitung der Menschenrechte in weiten Kreisen der Bevölkerung. Er, als Sohn eines Quäkers aus England, wanderte in die Vereinigten Staaten aus. Christliche Begründung ist, wie vielfach schon gesehen, auch hier zu finden: Freiheit und Gleichheit sind Ordnung der Schöpfung, der Staat hat die Pflicht, das zu garantieren. Spannend ist dass er Hilfe für Notleidende nicht als Almosen ansieht, sondern als Recht. Ihm schwebt eine Art diakonische Arbeit vor, finanziert durch Besteuerung von Reichen. Das ist eine altkirchliche Tradition, die er hier aufgreift.

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