Ich wüsste gerne, was Nietzsche heute den Nietzsche-Verharmlosern sagen würde. Nietzsche-Verharmlosern, die alte Nietzsche bewundernde Interpreten vorwerfen, Nietzsche verfälscht zu haben, trivial gewesen zu sein.
Nietzsche kämpft gegen das Bürgertum. Das Bürgertum hat viele Marotten, aber er bekämpft auch die guten Seiten des Bürgertums – tut er das wirklich, oder treibt er den Egoismus nicht nur auf die Spitze? Nietzsche ist hart. Er, das Genie der Ästhetik, duldet niemanden neben sich, der nicht seine Polemik teilt. Nietzsche würde gar nicht mehr rezipiert werden, wenn er nicht diese unduldsame, spitz zustechende Härte hätte.
Nietzsche hat Menschen negativ beeinflusst. Und ich glaube nicht, dass die ihn alle nicht verstanden haben, dass nur sie sie ihn selektiv gelesen haben.
Ich vermute eher, dass heutige Nietzsche Weichmacher ihn so differenziert lesen, dass sie ihn zu zügeln in der Lage sind. Aber sie lesen sich selbst ein. Das ist nicht Nietzsche, der Unduldsame.
Nietzsche ist nicht leicht zu verstehen – das wissen alle, die sich intensiv mit ihm beschäftigen – interessant ist dennoch, dass man das weiß und dennoch sagt: Das ist Nietzsche! Statt zu sagen: Das ist mein Nietzsche!
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Eine kleine bissige Anmerkung: Wann wird eigentlich das Werk von Elisabeth – Nietzsches Schwester – gewürdigt, die an der Rezeptionsgeschichte einen großen Anteil hat. Ohne die böse Elisabeth wäre der gute Friedrich kaum rezipiert worden. Er müsste neu entdeckt werden. Oh, es gibt ein neues Buch von Ulrich Sieg. Mal bestellen und sehen, was er zu sagen hat.
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