Gott ist nicht Teil der Schöpfung,
aber er hinterlässt in ihr seine Spuren.
Gott ist nicht Mensch,
aber er hat sich mit den Menschen verbunden.
Gott ist nicht Teil der Geschichte,
aber er hat sich in sie hineinbegeben.
Gott ist nicht nur Gegenüber – sonst wäre er begrenzt.
Seine Selbstbegrenzung liegt in der Ermöglichung der Freiheit, die er dem Menschen gewährt.
Aber auch diese Überlegungen begrenzen ihn.
Alle Gottes-Überlegungen sind Versuche, in zu verstehen – damit: ihn zu begrenzen – werden ihm nicht gerecht. Denn wir selbst sind begrenzt und können nur begrenzt denken, auch darum, weil Sprache begrenzt.
Wenn wir Gott bekennen, wissen wir um die Begrenzung – und sprechen als begrenzte Menschen zu begrenzten Menschen.
In Jesus Christus begibt sich Gott in unsere Begrenzung hinein.
Seine Selbstbegrenzung öffnet unsere Grenzen.
Im Glauben tauchen wir ein in die Welt Gottes:
Die Geburtsgeschichten Jesu öffnen Ohren, Augen, Herzen für die Welt Gottes, die in unsere selbstbegrenzte Welt einbricht. Wunder über Wunder sehen die Evangelisten als Vertreter ihrer Glaubensbrüder und Glaubensschwestern, und lassen uns Glaubensschwestern und Glaubensbrüder an ihnen teilhaben, in sie eintauchen.
Glauben bricht aus, bricht aus, aus den fest gefügten Rahmen, die wir Menschen zimmern. Mit den Geburtsgeschichten zerbröseln die Evangelisten fest gefügte soziale Strukturen, Sprache wird gedehnt bis ins Geht-nicht-mehr – manchmal auch gesprengt, Zeitdimensionen geraten ins Wanken: Mann, Frau, Kind – alles gerät in Bewegung – , Kind ohne Zutun eines Mannes, die unehelich schwangere Frau wird nicht getötet, nicht vertrieben, ein Mann lässt sich überzeugen, sich ihrer anzunehmen, Gottes Weg zu gehen; Menschen aus fernen Ländern kommen herbei, paktieren nicht mit dem Herrscher, sondern gehorchen Gott, ehrbare Männer – sie huldigen einem Kind, einem Kind mit einem Allerweltsnamen: Jeschua; Super-Herrscher werden deklassiert – statt Augustus wird Gott akklamiert; Menschen, sozial abgewertet, ungebildet, steigen auf, dürfen hören, dürfen sehen, dürfen reden, berichten – man hört ihnen zu; unsichtbare Mächte Gottes beginnen zu agieren, in Träumen und körperlich. Eine riesen große Freude löst die Menschen aus ihren Sorgen, Nöten und Erniedrigungen. Alltags-Worte beginnen zu strahlen, sie entfalten eine Kraft, ein Licht, eine Herrlichkeit, die Menschen ergreift – die sie im Herzen bewegen. Wie Maria. Die Mutter des Kindes mit dem Allerweltsnamen: Jeschua. Ein Name, der sich seitdem in die Herzen, Seelen, Hirne eingewohnt hat: Was für ein Name, ein Name ohnegleichen.
Diese Bewegung durchzieht die gesamten 2000 Jahre, wenn wir die Weihnachtslieder betrachten. Es wurde etwas in Gang gesetzt, das Menschen übersprudeln lässt. So manchen von uns auch. Ehre sei Gott!
Gesegnete Weihnachten!
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