Mesut Özil + Dazu gehören

Özil – seit einer Woche läuft die Diskussion, die sich erst wunderte, dass Özil angesichts seines Erdogan-Besuches auf das Thema Rassismus zu sprechen kam – und nun so hingedreht wurde, dass eben Rassismus überall zu finden ist. Das läuft hin zu diesem sonderbaren Beitrag von Augstein, der nicht in der Lage ist, Rassismus von Fremdenfeindlichkeit zu trennen. Nun denn, diese Trennung ist ja auch bei manchen nicht erwünscht. Beides ist nicht gut – aber ist nicht identisch. Platituden helfen nicht weiter. Von daher stellt sich manchmal die Frage, ob solchen Menschen wirklich an einer Lösung des Problems gelegen ist – oder an einer Einheizung. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/mesut-oezil-rassismus-debatte-und-metwo-mimimi-muslime-kolumne-a-1220813.html

Allerdings ist es gut, dass das diskutiert wird – die Leserbriefe, so ich sie wahrgenommen haben, sind allerdings hilfreicher als der sonderbare Beitrag.

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Vor einer Woche (Dienstag 24.7.) schrieb ich zu dem ganzen Thema… (Ich bringe es, auch wenn es veraltet ist, weil es zeigt, wie der Diskussionsgang lief):

Muss man was zum Thema Özil sagen? Die Menschen in den Kommentaren schätzen das überwiegend richtig ein: http://www.tagesschau.de/inland/oezil-erdogan-101.html

Interessant ist, wie mit der Deutung der Lage durch Özil, die jeweiligen umgehen: Manche fühlen sich sofort schuldig, übernehmen die Deutung Özils, andere übernehmen sie nicht, und beklagen, dass er sich als Opfer sieht, alle anderen als Täter.

Hart mit der Selbstdeutung geht ins Gericht: https://www.bild.de/sport/fussball/nationalmannschaft/oezil-analyse-julian-reichelt-56397550.bild.html

Dagegen: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/mesut-oezil-und-die-bild-ein-jammer-aber-echt-kommentar-a-1219814.html

Der DFB sollte Herrn Özil einen guten Berater sponsern, der ihn von dem unsäglichen Erdogan-Bild abgeraten hätte und ebenso von einer solchen Veröffentlichung.

Viele Türkischstämmige, so darf man inzwischen nach den Erdoganwahlen und den Studien (http://www.tagesschau.de/inland/studie-tuerkisch-deutsch-101.html) und dem Verhalten gegenüber Özil sagen, treiben ein gefährliches Spiel, weil sie Extremisten darin unterstützen, dass sie zeigen: In unserem Land kann man sich auf viele Türken nicht verlassen. Das war immer der Vorwurf. Dieser wird bestätigt. Und da müssen viele Türkischstämmige noch einiges lernen. Man kann nicht beklagen, nicht dazu zu gehören, wenn man nicht dazu gehören will oder signalisiert: Wir gehören nicht ganz dazu. Damit verhindern sie übrigens auch den Türkischstämmigen, die ganz dazu gehören wollen, dass ihnen das ermöglicht wird.

Dass man zwei Herzen in der Brust schlagen hat, das ist ganz normal. Die Frage ist nur: Welches Herz lässt man den Vortritt. Und am Beispiel der Unterstützung Erdogans sieht man, dass politisch etwas falsch läuft. Dass man die Sprache, die Familie, die Atmosphäre seines Landes  – in dem Sinn: das Land meiner Vorfahren… – für etwas ganz Besonderes hält – das ist normal, darf niemand nehmen und kann niemand nehmen. Die Frage ist nur: Was bedeutet das für das zweite Herz, das Land, in dem man selbst und die Kinder Fuß fassen wollen.

Aber was heißt eigentlich dazu gehören? Auch Münchener in Hamburg und Hamburger in München dürften sich vielfach beklagen, dass sie einfach nicht dazu gehören – nach so vielen Jahren. Dazu gehören ist soziopsychologisch bedingt. Das ist wie mit Cliquen: Man gehört oft nicht dazu, wenn man nicht von Anfang an mitgemacht hat. Warum? Man hat miteinander Erfahrungen gemacht, man muss andeuten – alle lachen. Später hinzu gekommene wissen nicht, und können nicht mitlachen (außer krampfhaft) – sie fühlen sich somit ausgeschlossen. Man darf seinen Gefühlen nicht trauen – denn in einem Land leben – muss das mit dem Gefühl verbunden sein? Kann doch auch eine ganz rationale Angelegenheit sein. Anders ist es selbstverständlich, wenn man keinen Job bei gleicher Qualifikation oder gar besserer bekommt. Oder andere Zurückweisungen dazu dienen, dass man sich als Mensch zweiter Klasse fühlt. An dieser Stelle müssen sich zum Beispiel die Inländer massivst an die eigene Nase packen.

Was das Dazugehören betrifft: Im Blick auf die Türkei gibt es noch massive religiöse Barrieren, die Türken selbst, so sie nicht liberaler und assimiliert sind, errichten können.

Die Diskussion darf nicht dazu führen, dass man keine Kritik an wen auch immer äußert. Denn wie man sieht: Wenn Kritik unterdrückt wird, dann bricht sie auf einmal hervor.

Was ich mich auch immer frage: In der Türkei gehören die Kurden und Armenier noch nach 700 Jahren (seit der vollständigen Eroberung durch die Osmanen) nicht dazu.

Zu sagen, die Debatte werfe uns zurück, ist nicht sinnvoll. Integrationsfragen sind keine Frage der Stringenz. Es geht um ein lebendiges Verhältnis, das immer wieder austariert und diskutiert werden muss. Wer ist „wir“? : http://www.tagesschau.de/inland/oezil-debatte-101.html

Schlusswort soll Somuncu haben:  http://www.tagesschau.de/inland/somuncu-oezil-101.html

Soweit habe ich vor ca. einer Woche die Lage zusammengefasst. Heute kann man noch hinzufügen: So ergeht es einem, wenn man manchen Leuten nicht nach dem Mund redet: http://www.bento.de/politik/manuel-neuer-und-thomas-mueller-was-sie-zur-debatte-um-mesut-oezil-sagen-ist-einfach-nur-noch-peinlich-2706481/#ref=ressortbox

Insofern begibt sich Lindner auf dünnes Eis. Manche Medien könnten ihn ans Schienbein treten, obwohl er so moderat spricht: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fdp-chef-christian-lindner-kritisiert-die-metwo-debatte-als-einseitig-a-1221713.html

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