Martin Mosebach reist nach Ägypten, dem Land, aus dem 20 der Männer kamen, die von Islamisten in Libyen propagandistisch geköpft wurden. Er reist zu den Menschen, die diese Männer gekannt haben, die von der koptischen Kirche aufgrund ihres Blutzeugnisses heilig gesprochen wurden. Der 21. Ermordete kam wohl aus Ghana.
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Es ist ein beeindruckendes Buch. Es ist angenehm, dass sich Mosebach nicht als westlicher und intellektueller Besserwisser aufspielt, der alles aus seiner Sicht kommentieren muss, sondern einfach stehen lässt, was er hört, was er sieht. Er deutet an, dass es nicht seine Welt ist, aber das ist auch alles. Diese Besserwisser, die meinen, andere Menschen erziehen zu müssen, die meinen, alles kommentieren zu müssen, damit auch jeder merkt, was für ein toller Westkerl er ist, wie fortschrittlich und klug, das meidet Mosebach. Natürlich merkt man, dass er aus einer anderen Welt kommt.
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Wenn man das Buch liest, denkt man an die vielen, vielen Menschen, die um ihres Glaubens Willen verfolgt und ermordet werden, die standhaft bleiben, weil Glauben keine zufällige Lebenseinstellung ist, sondern ein Sein, auf dem das Leben basiert. Sie sind alle Heilige, auch wenn wir Menschen sie nicht zu Heiligen erkoren haben. Gott kennt sie, die vielen, vielen Christen, die von Islamisten und vielen anderen ermordet wurden, wo auch immer weltweit. Sie sind von Menschen vergessen, aber heilig bei Gott.
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Über die schlimme Zeit der Klöster unter muslimischer Herrschaft – so friedlich, wie es immer dargestellt wird, war es nicht, darüber schreibt Mosebach auch. Kopten sehen sich als Kirche der Märtyrer an, denn sie mussten in den Jahrhunderten viel erleiden – nicht ständig, aber in Wellen. Von daher sind sie auch jetzt auf der Hut. Dass unter Sadat eine Re-Islamisierung Ägyptens stattgefunden hat, erfahren wir auch. Das heißt, Mosebach flicht eine Menge an Hintergrundwissen ein.
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Zum Thema Theodizee, die in der Diskussion in diesem Blog so wichtig geworden ist, gibt es in dem Buch einen Ansatz, den wir, soweit ich sehe, noch nicht angedacht haben. Kopten sehen das so: Gebetserhörungen dienen dazu, dass man in Zeiten der Not die Gegenwart Gottes nicht vergisst.