Josef Bordat und Wikipedia + Kommentar in eigener Sache + Emotionale Medienwellen

Über Wikipedia und Josef Bordat: https://jobosblog.wordpress.com/2018/06/22/wikipedia-jetzt-wirds-persoenlich/

Eben, es sind die wenigen Worte, die im Leser negative Assoziationen wecken sollen, damit dann das, was ein Mensch geleistet hat, erniedrigt wird.

Es handelt sich ja nicht um sachliche und inhaltliche Auseinandersetzungen, sondern einfach nur um verbale Tritte gegen das Schienbein.

Was in diesem Beitrag noch deutlich wird und mir auch immer wieder aufgefallen ist: Aussagen, die aus einer bestimmten Zeit und Situation heraus gemacht wurden, werden aus dem Kontext herausgenommen, in den heutigen Kontext gestellt – und dann heftigst kritisiert. Es wird nicht berücksichtigt, dass im Laufe der Jahre gesellschaftliche Prozesse stattfinden und somit eine Aussage der Vergangenheit nicht mehr 1:1 auf die jeweilige Gegenwart übertragen werden darf.

Oder anders gesagt: Man greift eine Internetseite auf – die Menschen, die diese gestaltet haben, haben sich im Laufe der Zeit geändert, sodass man ihr nicht mehr folgen mag, man selbst hat sich geändert, sodass man ihr nicht mehr folgen mag – aber die Kritiker tun so, als habe weder hier noch dort eine Veränderung stattgefunden.

Oder noch anders: Man greift Seiten auf, mit Blick auf einen ganz bestimmten Aspekt. Das interpretieren Kritiker dann als eine Zustimmung zu allem, was diese Seiten schrieben. Beispiel: Wenn ich einen Beitrag von spiegel-online aufgreife, dann eben nur diesen Beitrag und nicht die Weltanschauung der Macher bzw. einzelner Journalisten.

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Ich erhielt folgenden Kommentar:

Amerikanische Grenzer entreißen auf Befehl Donald Trumps Kinder ihren Eltern und sperren sie in Käfige, und sie empören sich darüber, dass in einem Bericht darüber nicht sauber zwischen Nachricht und Kommentar getrennt wurde? Sie sind einfach nur ekelerregend!

Das sind solche Kommentare, die ich nur Kopf schüttelnd wahrnehmen kann. Nicht gelesen, was ich in Blogbeiträgen vorher darüber geschrieben habe?  Auch den Kontext nicht beachtet? Man kann gegen eine Sache sein – aber gleichzeitig kann man auch einfordern, dass in einem Artikel sachlich berichtet wird. Medien sind dazu da, dass sie informieren und nicht irgendwelche Kommentare einschieben. Das gilt auch für Themen, gegen die man selbst ist. Und diese US-Vorgehensweise ist/war auch schon neutral informativ geschildert, schlimm genug.

Ich will als Leser keine Meinungen untergejubelt bekommen. Auch dann nicht, wenn die Meinung, die mir untergejubelt werden soll, meiner Meinung entspricht. Ich weiß, manche Menschen reagieren einfach nur gemäß dem Pawlowschen Reflex. Einfach emotional – und ohne das Denken einzuschalten. Sie sind eine Art Pawlowscher Reflektor.

Auf dieser Ebene sehe ich auch eine undifferenzierte Flüchtlings-/Migrantenpolitik a la Trump: Einfach nur emotional agieren… – die einen pauschal gegen Flüchtlinge/Migranten, die anderen pauschal für Flüchtlinge/Migranten. Wenn die Emotion die Herrschaft über den Verstand übernommen hat, dann kann von jetzt auf Gleich die Emotion auch in die gegensätzliche Richtung manipuliert werden.

Ich frage mich allerdings weiter gehend: Wie konnte in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit ein solches vermutetes System aufgebaut werden? Wie konnte es aufgebaut werden an den lokalen Regierungen vorbei? Ich vermute, dass man noch nicht alle Informationen zu diesem Fall hat. Der Oberbürgermeister stellt in diesem Beitrag (s. Link unten) die richtigen Fragen. Zudem: Was ist das für eine Hilfsorganisation, die Kinder an Pflegefamilien vermittelt, die evtl. vom Staat ihren Eltern weggenommen wurden… Es ist vieles offen. Und so lange nicht alles geklärt ist, ist es meine Natur, nicht auf alle möglichen emotionalisierenden Themen einfach mit allen anderen rein emotional zu reagieren http://www.tagesschau.de/ausland/trump-kinder-migranten-101.html

Was ich im Blog immer wieder mache (ich gebe zu: nicht häufig genug): Auf schlimme Themen, auf die keiner achtet, hinzuweisen. Denken wir an den Kongo. Und was ist mit dem schlimmen Zuständen in Myanmar/Bangladesh, Jemen, Libyen, Südsudan, warum hilft man nicht Syrien – nachdem die emotionalen Wellen verebbt sind – beim Wiederaufbau? Was ist mit Eritrea? Somalia? Nordkenia? – Geht die mediale Emotionswelle weiter, werden diese Menschen vergessen. Dass diese medialen Emotionswellen immer neue Themen suchen – und dann die alten vergessen, das finde ich äußerst ärgerlich. (Ich könnte das natürlich emotionaler ausdrücken – aber warum?) Übrigens das Thema FlüchtlingsKinder-USA ist auch schon wieder am abklingen. Weil das von Trump zurückgenommen wurde? Das Problem wird zumindest in der USA hoffentlich fundiert weiterdiskutiert. Denn es ist ein grundsätzliches Problem. Nicht nur da. Bei uns doch genauso.

Dass sich Menschen noch immer mit Schiffen oder schwimmbaren Etwassen auf den Weg über das Mittelmeer machen – das ist äußerst schlimm – aber die emotionalen Wellen helfen nicht weiter. Es muss sachlich gearbeitet werden – und das ist mein Vorwurf an die EU und an die UN, dass nicht genügend Nachhaltiges getan wird. Wird es jetzt endlich geschehen?

(Nachtrag: So viel zum Thema emotionalisieren der Gesellschaft: http://www.spiegel.de/politik/ausland/symbolfoto-fuer-familientrennung-maedchen-wurde-nicht-von-mutter-getrennt-a-1214550.html – gut ist, dass Machenschaften aufgedeckt werden – nicht gut ist es, wie es vielfach getan wird.)

(Nachtrag 26.6.2018: Hier kommt ein wenig Licht ins Dunkel: Die Praxis vor Trump in den USA: https://www.womensrefugeecommission.org/images/zdocs/WRC-Backgrounder-Flores-Settlement-and-Family-Separation.pdf

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