Kampf gegen Ideologen und für…

Ich habe folgenden Beitrag von 2009 bei mir entdeckt http://blog.wolfgangfenske.de/2009/11/30/rechte-ideologen/:

Der Kampf gegen Rechts darf nicht linken Ideologen überlassen werden, die im Grunde nur eine gleichartige Konkurrenzgruppe bekämpfen. Demokraten, Menschen, die Menschlichkeit und Freiheit lieben, bekämpfen in ihrem Einsatz gegen rechte und linke Gruppen keine Konkurrenzgruppe, sondern kämpfen für die Menschlichkeit, für Freiheit, für Toleranz, für ein Zusammenleben der Menschen, das nicht durch Angst und Gewalttätigkeit geprägt ist… Und dieses Kämpfen für ist wesentlich. Wer dem ideologischen linken und rechten Übel nichts Positives entgegensetzen kann, sondern seinerseits nur Gewalt, hat im Grunde schon verloren. Das gilt auch für andere faschistische und faschistoide Gruppen. Der Kampf gegen ist sinnlos – es muss ein Kampf für Recht, für die Kultur, die Gerechtigkeit, Freiheit sein.

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Geistvoll

Ja, warum ist Geistiges wichtig? Warum Intellektuelles? Weil auch das für eine Gesellschaft langfristig nicht irrelevant ist. Denken wir an die Vergangenheit: Welche Impulse hat die Philosophie zum Beispiel eines Kant gegeben: Wären wir heute da, wo wir sind, ohne sie? Welche frischen Impulse haben Künstler zu Beginn des 19. und 20. Jahrhunderts gegeben – auch ohne sie wären wir heute nicht da, wo wir sind. Eine Gesellschaft stagniert, stirbt ab, wenn der „Geist“ müde wird. Natürlich gibt es auch hier blinden Aktionismus: um jeden Preis auffallen, auf Teufel komm raus provozieren, gut auf Kosten anderer leben ohne geistvolle Innovationen – aber das hat mit „Geist“ nicht zwangsläufig etwas zu tun. Unser Problem ist heute jedoch nicht, dass es diesen „Geist“ nicht gibt. Er wird nur angesichts der Fülle geistlosen Zeugs unscheinbar. Das Goldstückchen im Komposthaufen, das Veilchen in der Monokultur, die Minikerze in der riesigen dunklen Halle, das richtige Wort unter tausenden in den Zeitungen und dem Geplapper in Radio und TV – mögen sie gefunden werden!

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Heute setze ich nur schnell diese drei Ausführungen in den Blog. Vielleicht komme ich am Mittwoch wieder dazu, ihn intensiver zu füllen.

Jesus von Nazareth – Jesus Christus

Was wissen wir von Jesus Christus?

Es gibt immer wieder versuche, das, was wir von Jesus Christus wissen, zu minimieren. Dabei wissen wir eine ganze Menge, auch wenn wir erst einmal nur die historisch-kritische Exegese beachten.

Wir wissen von seinen jüdischen Eltern (Maria und Josef), seinen Geschwistern (Jakobus, Joses, Judas, Simon – die Schwestern werden nicht mit Namen genannt) – es war eine große Familie, der Vater dürfte vor seinem öffentlichen Auftreten verstorben gewesen sein. Wir wissen wo er geboren wurde (Nazareth) und wo er gestorben ist (Jerusalem). Wir wissen ungefähr das Jahr seiner Geburt (7-4v.Chr.) – als Augustus in Rom und sein Anhängsel Herodes in Jerusalem herrschte – und ungefähr das Jahr seines Todes (30 n.Chr.). Wie er gestorben ist, das wissen wir auch: Durch politische Hinrichtung am Kreuz, an der ein Präfekt/Statthalter beteiligt war, der 26-36 regierte und Pontius Pilatus hieß. Jesus war von Beruf Zimmermann wie sein Vater Zimmermann war (die Frage ist nur – wie der Holzberuf konkret aussah). Das ist für antike Verhältnisse nicht wenig. Diese historischen Bezüge kennen wir alle aus den neutestamentlichen Schriften, es ist also nichts eingelesen worden.

Wir müssen also unterscheiden: Es gibt ganz genau historische Angaben – und es gibt Angaben, die wir heute nicht verifizieren können bzw. auch solche, die wir als falsch ansehen müssen, weil sie zum Beispiel nicht ganz passen, also nachträglich nicht ganz korrekt rekonstruiert wurden. Google bzw. Wikipedia gab es damals noch nicht – so dass man schnell nachschauen konnte: Wann fand zum Beispiel die Steuerschätzung statt? Überwiegend wird das Jahr 6 n.Chr. angenommen (wenn es denn nicht die langgezogene „weltweite“ Schätzung war, die vor Christus begonnen worden sein soll. Oder wenn Jesus 6 n. geboren worden sein sollte, dann ist der Bezug zu Herodes dem Großen nicht korrekt, der 4 vor Christus starb. Wir finden also Angaben, die heute eindeutig historisch eingeordnet werden können und Angaben, die wir nicht präzise bestimmen können. Und das trifft auch auf das gesamte Leben Jesu zu. Das ist nun die Aufgabe der historisch-kritisch Arbeitenden, das jeweils zu diskutieren – und wenn neue Funde usw. hinzukommen, neu einzuordnen.

Dann kam dieser Zimmermann nach Kapernaum. Warum gerade Kapernaum? Denkbar ist: Jesus von Nazareth – jetzt stelle ich ein wenig meine Recherchen dar – ging als Zimmermann nach Tiberias, das ab dem Jahr 17 n.Chr. gerade aufgebaut wurde. Weil er als Zimmermann tätig war, gab es also dort Arbeit – und der Mitte 20 jährige – wohnte in Kapernaum, nicht weit weg von der Baustelle Tiberias.

Dann gibt es eine zeitliche Lücke von ca. 10 Jahren. Dann: Der junge Mann aus Galiläa hörte von einem Johannes, der in Judäa/Peräa taufte (26/27). Ein apokalyptischer Prediger, der das Volk dahin bringen wollte, sich wieder dem Gesetz Gottes zuzuwenden und das Kommen eines von Gott Gesandten angekündigt hat. Jesus selbst wurde also von ihm angezogen, ließ sich von ihm taufen. Diese Taufe mag für ihn ein Schlüsselerlebnis gewesen sein. Herodes Antipas – so der Herrscher – ließ Johannes ca. 28/29 hinrichten. Jesus begann wohl direkt nach seiner Taufe zu wirken – und zwar in einem anderen Sinn als Johannes der Täufer. Beiden gemeinsam ist die Ankündigung der nahen Gottesherrschaft. Beiden gemeinsam ist, dass man sich entsprechend der Gottesherrschaft sozial verhalten solle. Dieses soziale Verhalten zu leben und zu verkünden, das war dann der Mittelpunkt der Wirksamkeit des Jesus von Nazareth. In seiner Lehre verwendete er prägnante Bildworte, er verwendete Gleichnisse, in denen er den Menschen verdeutlichen wollte, was er glaubte. Im Zentrum stand jedoch nicht das Gericht, im Zentrum stand die Vergebung – und zwar unabhängig vom Tempel. Das Gericht Gottes war im Denken vorhanden – aber es war ein drohender Unterton, aber das Bedeutsame war, dass er einen anderen Lehr-Weg beschritt. Nicht drohen, sondern im Namen Gottes einzuladen. Dazu war er – anders als Johannes – ein sehr geselliger Mensch, der sich einfach bei anderen Menschen eingeladen hat – und zwar nicht allein, sondern mit einer Schar von 12 Männern, die er auswählte – was damals unüblich war. Neben seiner Lehre hat er das getan, was aus seiner Sicht dem Reich Gottes entsprach: Menschen leben ein angenehmes Leben, befreit von Krankheiten und von Mächten. Dass Jesus in den Augen seiner Zeitgenossen heilen konnte, das ist unbestritten – auch dass er geheilt hat. Die Frage ist nur: Welche Berichte gehen auf Taten von ihm zurück, welche haben sich an ihm angerankt. Und da kann man eine ganze Menge erkennen, wenn man sie detailliert untersucht. So kann man erkennen, dass die Wunder im Sinne der damaligen Zeit erzählt wurden (Gattung), aber auch spezifische Neuerungen hatten, z.B. Thema Vergebung, Sabbat und: Glauben. Glauben ist die Beharrlichkeit, auf dem Weg zur Heilung zu Jesus Hindernisse zu überwinden. In seiner Zeit war auch nicht die Frage, ob er Menschen, die in der Gewalt von Dämonen war, befreite. Die Frage war nur: Wie macht er das. Das wissen wir heute auch nicht. Heute wird als plausibelste Antwort das gegeben, was die Psychologie erarbeitet hat. Er hatte – und das ist auch schon großartig -, die Fähigkeit, den Menschen so zu begegnen, dass sie psychisch befreit, gesund wurden. Und wie ist es mit den Naturwundern? Die Naturwunder werden schon von den Evangelisten schillernd als Wunder und „Gleichnis“ verstanden. Sie weisen auf etwas hin. Das Weinwunder zum Beispiel weist auf das Abendmahl (meine Stunde ist noch nicht gekommen).

Ich kann hier nicht alles detailliert darlegen – aber man weiß sehr viel und zwar mit Hilfe von Methoden, die die historisch-kritische Exegese samt der anderen Geschichtswissenschaften herausgearbeitet haben.

Historisch-kritisch wurde herausgearbeitet, dass er sich selbst nur den Hoheitstitel „Menschensohn“ gegeben hat – wenn er es denn als Hoheitstitel verwendet hat -, wobei manche fragen, ob er sich selbst meint oder einen anderen als kommenden Menschensohn erwartete. Was auch immer war: Er hatte ein immenses Selbstbewusstsein, das in der Formulierung deutlich wird: Ich aber sage euch…, aber auch darin, dass er Menschen vom Opfer/Tempel löste (Vergebung), dass er das Thema rein-unrein anders verstand (ein Unreiner macht keinen Reinen unrein, sondern er als Reiner macht den Unreinen rein). Das hatte Auswirkungen auf den Umgang mit Aussätzigen (Leprösen?) und mit Frauen, ebenso mit solchen, die als Gesetzesübertreter angesehen wurden. Diese Menschen nun, die sich von ihm angesprochen fühlten, die hat er dann zusammengeführt zur Familie der Kinder Gottes. Diese sollten sich so verhalten, wie es Gott – aus seiner Sicht verlangt: zum Beispiel teilen. Aber nicht nur Geld teilen, sondern: Gefangene besuchen, Obdach geben, Kleidung und Nahrung geben… – weil Gott sich mit ihnen sagen wir es modern „solidarisiert“.

Das führte alles zu heftigen Auseinandersetzungen mit der religiösen Elite und deren Vertreter bzw. mit Konkurrenzströmungen, sodass er wohl zweimal floh, einmal nach Tyrus/Sidon, dann nach Caesarea Philippi. Und hier hat er dann aufgrund eines Erlebnisses gemerkt, er muss einen anderen Weg gehen, kehrte um und ging nach Jerusalem. Und jeder wache Mensch seiner Zeit konnte ahnen, dass es aufgrund der Auseinandersetzungen kein ruhiger Ausflug nach Jerusalem sein wird. Von daher sind Leidensweissagungen wie auch immer sie gelautet haben mögen, sehr wahrscheinlich. In Jerusalem gab es dann Auseinandersetzungen, in deren Zuge er hingerichtet worden ist.

Nun geschah etwas, das die Jünger selbst nicht kapierten – und was historisch-kritische Exegese nicht eruieren kann. Sie kann nur sehen: Es musste etwas geschehen sein, das die Nachfolgerinnen und Nachfolger als außergewöhnlich angesehen habe. Sie nannten es „Auferstehung“. Und sie ringen um Worte, dieses Außergewöhnliche darzustellen. Historisch-kritisch ist natürlich nicht die Auferstehung zu beweisen, denn die kann es nicht geben (das ist die Voraussetzung, die man in der historisch-kritischen Exegese macht: Es kann nur etwas geschehen sein, das auch Parallelen hat, was im Erfahrungsbereich der Menschen liegt, das im Experiment wiederholbar ist. Und das alles ist die Auferstehung nicht) also kann man nur die Folgen dieses Ereignisses sehen. Was historisch-kritisch aber auffällig ist: Eine Frau, die als Zeugin in der damaligen Zeit nicht besonders hoch angesehen war, ist Erstzeugin. Hätte man das alles erfunden, hätte man Männer genommen. Was nun also stattgefunden haben kann, das wird vielfältig diskutiert, bis dahin, er sei gar nicht am Kreuz gestorben, sondern später – so meinen Ahmadis, Jesu Grab liege in Kaschmir.

Das Wesentliche ist, dass diese Erfahrung auch die Berichterstattung über Jesus veränderte. Die Anhänger konnten Jesus nicht mehr allein als Menschen, den sie kannten sehen, sondern eben: Der Mensch Jesus war durchleuchtet von dieser Erfahrung. Das prägt nun auch die neutestamentlichen Berichte, prägt Paulus usw. Entsprechend finden wir dann sehr viel über Jesus, den Christus – bis dahin, dass er bis in die Gegenwart hinein wirksam ist. Nicht nur wirksam über seine Texte (NT) – sondern auch als Macht (Geist Gottes). Und diese neutestamentlichen Berichte werden – zum Glück für die historisch-kritische Exegese – nicht vereinheitlicht, sondern in vierfacher Form sogar kanonisiert.

Dieser Jesus von Nazareth prägt auch den Umgang mit den Worten des AT. Jesus stand in der alttestamentlichen Tradition – besser: In der Tradition seines Volkes – und hat aber daraus bestimmte Ansichten übernommen, andere hat er abgelehnt. So gibt es im AT verschiedene Strömungen, was den Umgang mit Nichtjuden betrifft. Engere und weitere. Jesus wusste sich seinem Volk verbunden – hat aber diese enge Sicht immer wieder durchbrochen (Barmherziger Samariter, Umgang mit Heiden). Was er vom Opfer hielt, wissen wir weniger. Zu vermuten ist: Er hat es nicht abgelehnt – aber er hat es auch nicht betont. Das FeindesliebeGebot ist sicher seine Sichtweise. Und das stimmt eben nicht, dass er es nur auf sein Volk bezogen hat, sondern er hat es ausgeweitet: Jeder, der einen Feidn hat, soll ihn lieben – wobei Lieben keine Euphorisierung der Emotion ist (kann man ja auch nicht befehlen), sondern bedeutet: Ihm Gutes tun. Die Goldene Regel in ihrer positiven Form begegnet, soweit ich noch in Erinnerung habe, nur in der JesusÜberlieferung. Oder er war gegen Erniedrigungen anderer (gegen Beschimpfungen, gegen Erniedrigungen von Frauen) – und hat das auch mit harschen Worten deutlich gemacht. (Man darf auch bei Jesus die Rhetorik nicht übersehen – allerdings nicht die saubere, lehrschulenhafte Anwendung aristotelischer ciceronischer Rhetorik.) An manchen Stellen wird dann deutlich, dass die Wirkung dieser Worte auch auf die frühe Gemeinde ausgestrahlt hat: Grenzen überschreiten, Menschlichkeit, Vergebung… – es gab Auseinandersetzungen zwischen den (christlich) jüdischen Traditionalisten und denen, die Jesu Worte intensiviert haben. Jesus war nicht gesetzlich. Er forderte das Teilen – aber er hat zum Beispiel auch der Frau Recht gegeben, gegenüber den Anklägern, die für ihn viel Geld ausgegeben hatte – was seine Anhänger als Verschwendung angesehen haben. Was ich bei Jesus auch bemerkenswert finde: Er hat den Menschen, mit dem er es zu tun hatte, nicht nur als ein Teil des Volkes gesehen, sondern als Individuum. Was er auch gefördert hat: Das Wort „MenschenWürde“ gab es noch nicht. Aber er hat durch Worte und Taten gezeigt, was es bedeutet, dass Menschen Würde haben.

Von hier aus gesehen ist Jesus für mich Maßstab. Menschlichkeit, gegen Gesetzlichkeit, Grenzen überwindend, Hindernisse überwindend, vergebend… – und das schließt vieles aus: Rassismus, Nationalismus, Todesstrafe (wegen Vergebung, Ermöglichung von Neuanfang)… Da er aber nicht gesetzlich war und auch im Grunde nur ein paar Maßstäbe, die es jedoch in sich haben, überliefert hat, wie das Leben nach Gottes Willen aussehen könnte, gibt es in der Gemeinde eben Diskussionen. Er selbst hat ja auch Diskussionen nicht gescheut.

Heute wird das schön in der WWJD-Aktion deutlich: Jeder muss sich selbst überlegen – er gibt keine Gesetze vor, auch keine alttestamentlichen: What would Jesus do?

Man kann Jesus kritisieren, man kann die Überlieferung kritisieren. Man kann die Christen weltweit und durch die Jahrhunderte kritisieren. Und das tun wir ja auch. Jesus hätte in dem einen Jahr (bzw. drei Jahren seines Wirkens) (!), die Sklaverei abschaffen sollen, er hätte, das waren die Erwartungen zu seiner Zeit: die Römer aus dem Land jagen sollen, er hätte das alttestamentliche Gesetz wieder zur Geltung bringen sollen, er hätte eine gerechte Herrschaft der Jünger als gerechte Könige aufbauen sollen… – der Wünsche durch die Jahrtausende gibt es kein Ende. Aber warum ist gerade dieser Jesus Christus so geschichtsmächtig geworden? Manche sagen: Wegen Paulus. Aber das ist dann wieder ein anderes Thema. Ich vermute: Er hat den Menschen etwas gegeben, wonach sie gesucht haben. Und wenn wir die Bergpredigt ansehen und sein Wirken, dann kann wohl kaum einer umhin kommen und sagen: Ja, wenn wir so leben würden, ohne Erniedrigungen, ohne Heucheleien, vergebend, einander annehmend – das wäre doch was. Dann wären wir schon viel weiter gekommen in der Welt. Und wenn man an ihn als Christus glaubt, dann hat er seine Hand weiterhin im Spiel der Geschichte.

Jetzt kann man freilich auch ein Gegenbild Jesu zeichnen. Die Texte, die dazu verwendet werden, müssen dann freilich genau untersucht werden. Da wären die Höllentexte, die man betrachten müsste und auch von der jeweiligen Redaktion lösen müsste (z.B. Matthäus liebt das Wort Heulen und Zähneklappern – ist das jesuanisch oder redaktionell? Paradebeispiel ist die Syrophönizierin-Geschichte, die Naherwartung – die jesuanisch ist, jeder wird so seine negativen Lieblingstexte haben, wie zum Beispiel das Schwertwort oder die Tempelaustreibung. Das Gleichnis von den 10 Brautjungfern, Jesu Umgang mit Maria… Es gibt unverständliche Texte, weil die Kontexte fehlen, usw. usw. Die Frage ist: Sind sie so dominant, dass sie das oben gezeichnete Bild umwerfen oder müssen sie in das gezeichnete Bild hineingewoben werden.

Damit habe ich aber erst einen Teil meiner Antwort nach dem Maßstab gegeben, mit dem ich alles messe. Irgendwann wird die Fortsetzung folgen.

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2. Advent

Wir sind hin und her gerissen.
Wir wissen oft nicht, was richtig und was falsch ist.
Wir wissen nicht, weil wir nicht in die Zukunft blicken können.
Was richtig scheint, kann falsch werden, was falsch scheint, kann richtig werden.
Wir sind oft hin und her gerissen zwischen
Gesinnung und Verantwortung,
Vertrauen und Distanz,
zwischen dem, was uns gut tut – oder anderen,
Traditionen und Zeitmoden,
Liebe und Verstand.

Darum komm, Gott Heiliger Geist,
als Gewissen und Liebe in unseren Verstand,
als Verstand in unsere Gefühle,
als Licht in unsere Herzen,
als Wahrheits-Wort und Lied auf unsere Lippen,
erfülle unsere Seele.

Und segne unser Tun.
Vollende was unvollendet blieb,
lass zum Guten werden, was aus aufrichtigem Herzen kam, aber falsch wurde,
und was gut war, verwandle es in Frucht
zu Gottes Ehre.

(Erweiterte Adventsbitte aus dem Dezember 2016.)

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Religiöse Sprache – Sprachspiele

1.

Unterschiedliche Wissenschaften und Gruppen einer Gesellschaft haben unterschiedliche Sprachen – neben der Alltagssprache. Mathematiker haben eine andere Sprache, Logiker haben eine, Juristen haben ihre Sprache und Mediziner, Psychologen und Naturwissenschaftler welcher Couleur auch immer, Jugend hat ihre Sprache, Alter und dann der Slang, unterschiedliche Kulturen haben ihre Art, Worte zu verwenden und – damit zusammenhängend – zu diskutieren.

2.

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Inhaltlich ist das ein vollkommen unlogischer Satz. Was ist Würde? Was/wer ist Mensch? Was bedeutet unantastbar? Würde wird nicht definiert, weil es Menschen ausgrenzen würde. Man kann vor dem Bundesverfassungsgericht klagen, wenn man den Eindruck hat, dass einem die Würde genommen wird. Mensch. Was ist der Mensch? Aus welcher Perspektive? Chemie, Biologie, Soziologie, Religion, Psychologie… Eine Einengung auf eine dieser Sichtweisen wird dem Menschen nicht gerecht. Ein Ausschluss dieser Sichtweisen ebenfalls nicht. Unantastbar? Heißt das: Keiner darf sie antasten? Was heißt das aber, wenn man nicht definiert, was Würde ist, was Mensch ist? Heißt das, dass sie nicht angetastet werden darf, dass sie überhaupt nicht angetastet werden kann? Usw. Gleichzeitig ist das ein wunderbarer Satz, weil er den Menschen – den individuellen Menschen ernst nimmt. Ernst nimmt in seinen eigenen Befindlichkeiten. Er ist nicht nur Teil der Gemeinschaft und als solches wichtig, er ist als Individuum wichtig. Und so lautet die Frage immer – auch wenn wir das nicht alles so genau definieren können -: Wo werden in unserem Land Menschen entwürdigt? In schweren Grenzfällen kommt es entsprechend auch zu heftigen Diskussionen (Abtreibung, Altenpflege, Gefängnissen…).

3.

Wir sind in unterschiedlichen Sprachspielen zu Hause. Und wenn man sich nicht aus der Gesellschaft mit ihrer Alltagssprache ausschließen will, muss man versuchen, so kompatibel wie möglich zu sein. Das ist ja auch die große Angst mancher Wissenschaftler, dass sie sich so von den allgemeinen Menschen abheben, dass sie sie nicht mehr verstehen und darum nicht nur links liegen lassen, sondern sie sogar ablehnen – und damit keine Gelder durch die Politik mehr zugewiesen bekommen. Darum muss die Wissenschaft auch immer versuchen, ihre Sprache in allgemeine Sprache umzuwandeln – in andere Sprachspiele hinüberzuführen. Und das betrifft auch die Religion. Die Religiöse Sprache ist dann kein Problem, wenn Menschen in ihr zuhause sind. Sobald aber der Faden abreißt und keiner mehr die religiöse Sprache versteht, bekommt sie Probleme. Man verwendet Bilder – aber kaum einer weiß mehr, was sie meinen. Und so muss also auch Religion immer wieder versuchen, wie die Wissenschaft, sich in der jeweiligen Alltagssprache vernehmbar zu machen. Wie die Wissenschaft weiterhin Insidersprache ausbildet, so natürlich die Religion. Aber man muss über diese Insidersprache hinauskommen, um den Kontakt zur Alltagssprache nicht zu verlieren. Das betrifft aber auch den Sprung zwischen den Religionen. Wenn der islamische und christliche Kulturkreis aufeinander treffen, dann haben sie nicht dasselbe Sprachspiel (wie auch das Sprachspiel innerhalb der christlichen Konfessionen variiert und mühsam zusammengeführt werden muss) – und diesen anzugleichen dient der Religiöse Dialog.

4.

Die Religiöse Sprache besteht unter anderem aus:

  • Mythos – das heißt: der Glaube findet mit Hilfe bestimmter Bilder / Sprachmustern aus der jeweiligen Zeit die Möglichkeit, sich vernehmbar und verstehbar zu machen.
  • Gebet – Gespräch (Klage, Bitte, Dank, Hymnus…) mit Gott/Göttern
  • Segen und Fluch – Gnade Gottes / der Götter auf den Mitmenschen und sich selbst legen, sich unter die Schutzhülle Gottes legen – Fluch: Diese Schutzhülle zerstören.
  • Gleichnis – Verknüpfung von Transzendentem mit Immanenten durch Sprache,
  • Bekenntnissen – mit Hilfe der Sprache seiner Zeit und auch der Tradition das Transzendente konstatieren,
  • Argumentationen im Rahmen der Religion – aber eben auch im Rahmen der Alltagssprache. Religiöse Sprache in die Wissenschaftssprache zu transportieren, ist noch schwerer. Religion in die Sprache der Logik – welcher? – Mathematik, Medizin, Psychologie, Linguistik zu überführen – das können im Grunde nur Glaubende, die auch in dieser jeweiligen Experten-Sprache zu Hause sind.
  • Religiöse Sprache besteht auch aus anderen Fertigkeiten: Gesten (z.B. in den Arm nehmen, Hand halten), Mimik, Kunst, Musik, Architektur (Raum schaffen), Farben, Kleidung, Filme, Riten, und was für Christen immer wichtig war (auch wenn manche eher die gegenteiligen Handlungen betonen(*): teilen, sich einsetzen für Arme, Schwache, den Menschen, die Hilfe und Zuflucht benötigen, …

5.

Religiöse Sprache vermittelt auch Sinn des Lebens. Das ist aber nicht allein mit der Religion zu verbinden, sondern auch mit anderen:

  • Gott,
  • König,
  • Vaterland,
  • Familie,
  • Anerkennung in seinem sozialen Umfeld.

Darin sahen viele Vorfahren den Sinn ihres Lebens. König gibt es nicht mehr. Vaterland gibt es noch – und wenn es dem Vaterland schlecht geht, geht es auch dem Individuum schlecht. Von daher ist der Einsatz für das Vaterland auch heute noch für viele äußerst sinnvoll. Einsatz für die Familie, das Überleben des Stammbaumes, damit verbunden auch in höheren Kreisen das Bewusstsein, dass man als Familie zum Wohl der Gemeinschaft (viele auch zum eigenen Wohl) wirken muss.

Heutzutage kam manches pointiert Neue hinzu:

  • Einsatz für die eigene Karriere – damit man Ansehen hat, damit man mehr als ein gutes Auskommen hat, weil Geldbesitz und Freiheit häufig zusammen gesehen werden (also Egoismus bzw. Hedonismus).
  • Einsatz für die Menschenrechte, Einsatz für die Umwelt – das gibt dem Leben so mancher ihren Sinn (Mitleid, „Schleier des Nichtwissens“…).
  • Man setzt sich Ziele – Macht der Religion ersetzt durch Wirtschaftsethik, Wissenschaftsethik, Diskursethik…

Das bedeutet, dass Menschen ihren Sinn sehen, unabhängig von den klassischen Religionen, auch wenn sich viele, die sich für Menschenrechte und Umwelt einsetzen, auch religiös sind, wenn manche auch nicht christlich, so doch mit Hilfe eines Flickenteppichs religiöser Wohltaten (Esoterik, Wiedergeburt…) ihr Leben einrichten. Menschen wollen eher wieder auf die Erde kommen, der KarmaGedanke ist manchen angenehmer als der Gedanke, bei einem Gott zu sein, den sie nicht kennen. Oder: Man kann sich selbst sagen: Gut gemacht! Du hast dich für die gute Sache eingesetzt. Nun kannst du ruhig den Weg jeglicher Natur gehen – den des Vergehens -, und dienst recycelt der Natur.

Das bedeutet für die religiöse Sprache: Religion war dafür, dem Leben einen Sinn zu geben, das über das Irdische hinausgeht, zuständig. Das wurde von anderen Sinn-Gebungen ersetzt. Die Frage ist nun – mit Blick auf den christlichen Glauben: Wie können wir unsere Sprache so einsetzen, dass sie Menschen Heimat bietet, dass sie Menschen hilft, den zu erreichen, der die Ursache und das Ziel des Lebens ist? Geht das überhaupt nur mit Sprache – muss man dazu nicht alle Möglichkeiten (s. oben 4.) in Betracht ziehen? Wie kann man darauf aufmerksam machen, dass sie religiöse Ersatzhandlungen verfallen sind, statt sich dem wahren Gott zur Verfügung zu stellen? Aber auch das ist Ausdruck der Zeit: Statt Blumen: Plastikblumen, statt Freiheit: ein Cabrio, statt echte Nahrungsmittel: irgendwelche chemische Schnitzel, statt echten Menschen: Menschen über Geräte (TV, Radio, Handy…)…

7.

Das bedeutet nun: Diese Sprachspiele sind in der Kommunikation zu beachten. Man ist jeweils Teil einzelner Sprachspiele, niemals Teil des gesamten Spiels. Von daher sind Rücksichtnahme, Verstehensversuche angebracht, statt Dominanzgebarens.

 

(*) Geschichtsschreibung betont die Herrscher, die Macht, die Starken. Diejenigen, die im christlichen Sinn tätig waren, kommen im wesentlichen nur durch die Heiligenlegenden usw. in den Blick. Hin und wieder erlauben auch mal andere Infos einen kleinen Einblick in die christliche Alltagswelt. Von daher sind viele auch Opfer der allgemeinen Geschichtsschreibung der Sieger. Heute gehen Bemühungen tiefer: Wie können wir den Menschen des Alltags in der Geschichte auf die Spur kommen? Da hat zum Beispiel die feministische Betrachtung so manches herausgearbeitet, was für Christen wohl noch nicht so vorliegt. Ich muss aber meine Unkenntnis eingestehen. Gibt es eine christliche Geschichtsaufarbeitung „von unten“?

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Unser Gehirn…

Oh, oh, das lässt wieder die Tasten rauchen: https://www.pro-medienmagazin.de/kultur/film/2017/12/01/ist-das-ich-nur-das-gehirn/

 Im Fazit mahnt der Film, dass die Wissenschaft nicht die Grenze zur Weltanschauung überschreiten sollte. Aus der Au: „Wissenschaft kann nicht entscheiden, ob der Mensch und diese Welt nur Materie sind, oder ob es darüber hinaus eine immaterielle Dimension gibt.“

Ich muss aber gestehen, dass ich dazu so gut wie nichts sagen kann. Natürlich: Außer dem, was ich schon die ganze Zeit zu sagen versuche.

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Führe uns nicht in Versuchung 2 + EKD und idea + Wolffsohn kritisiert Christen + Christen sind keine Anhängsel

Hier eine andere Sicht als die des Papstes zur VaterunserBitte: http://www.katholisch.de/aktuelles/standpunkt/in-der-versuchung-fuhren

„Lass uns nicht in Versuchung geraten“ – Klaus Berger zum Thema: https://de.catholicnewsagency.com/article/zum-streit-um-die-versuchungsbitte-im-vaterunser-0188

Dazu s. auch meinen Beitrag: http://blog.wolfgangfenske.de/2017/12/07/fuehre-uns-nicht-in-versuchung-hier-irrt-der-papst-bibel-gilt-fuer-alle-zeiten/

*

Man muss wohl auch das in einem größeren Zusammenhang sehen: https://www.idea.de/frei-kirchen/detail/apis-chef-kern-ekd-beschluss-treibt-den-protestantismus-auseinander-103532.html

Wer hat ein Interesse daran, christliche Gemeinde zu spalten?

Wer hat ein Interesse daran, sie zu sozial-politischer Monokultur umzugestalten?

Ich finde solche Machtspielchen derer, die an den Geldtöpfen sitzen, ärgerlich – statt zusammenzuhalten und auch wenn man nicht der politischen Meinung des Mitchristen (Bruders/Schwester) ist, sein Tun zu akzeptieren und zu unterstützen soweit man es eben verantworten kann. Es ist wohl nicht der christliche Glaube, der hier aktiv ist, sondern es ist die politische Einstellung, die spaltend wirkt. Die hat in der Kirche nicht Oberhand zu bekommen. Wir sind als Christen eigenständig – und keine Anhängsel irgendwelcher Parteien oder Weltanschauungen.

*

Wolffsohn kritisiert Christen – und das zu recht: https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/2017/12/06/kirche-als-der-verlaengerte-rot-gruene-arm/

Bundesdeutsche Repräsentanten der Protestanten müssten „höllisch aufpassen, dass sie den Himmel nicht aus den Augen verlieren“. Besonders die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) stelle sich nicht selten wie „der verlängerte rot-grüne Arm“ dar. Wolffsohn warnt: „Man sollte Kirchenvertreter daran erinnern, dass Politiker auf der Politik-Klaviatur besser spielen können als sie. Den politischen Wettbewerb mit der Politik kann die Kirche nur verlieren.“

Alttestamentliche Kritiker (Propheten) des Volkes sind angenehmer – sie sind zeitlich so weit weg: Sie ehrt mancher – moderne Kritiker wehrt man.

Wolffsohn hat vielleicht auch noch keine Bezeichnung dafür. Es ist nicht nur rot-grün – es ist die Weltanschauung, die sich auf der Nordhalbkugel breit macht, für die ich aber noch immer nach einer Bezeichnung suche.

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Ehegattensplitting

Weltanschaulicher Kampf gegen Ehegattensplitting: https://www.welt.de/debatte/kommentare/article171315882/Abschaffung-des-Ehegattensplittings-waere-perfide.html

Auf allen ebenen finden die Gesellschaft spaltenden Diskussionen statt, wenn die Themen nicht mehr nur sachlich diskutiert werden, die Diskussion nicht mehr nur sachliche Grundlagen haben, sondern weltanschauliche.

Das haben viele nur noch nicht gemerkt, dass sie über den Tisch gezogen werden sollen.

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