Ich finde es gut, dass sich Muslime gegen Terror einsetzen. Vielfach sind es Muslime, die den Ahmadiyyas zugehören. Sicher nicht nur. Ich kenne auch sunnitische Muslime, die sich massiv gegen den Terror wehren. Aber ich denke, dass das hier überzeichnet wird: https://www.vorwaerts.de/artikel/terrorismus-muslimen-distanzierung-hilft
Gemessen werden die Reaktionen der Muslime an den Massenkundgebungen, die stattgefunden haben, als sie sich angegriffen fühlten. Und angesichts dieser Massenaktionen handelt es sich mit den anderen gegen den Terror um Miniaktionen. Und in dem Beitrag wird so getan, als seien es eben viele – was ich so bislang nicht wahrgenommen habe. Noch einmal gesagt: Es ist gut, dass Muslime sich gegen den Terror wenden – und sie haben es vielfach auch nicht leicht, sich gegen die Ummah zu wenden und sich auf die Seite der angegriffenen „Ungläubigen“ zu stellen. Während ich das sage, denke ich an die mutigen Muslime in Pakistan, in diejenigen in Afghanistan, an die in Indonesien… – sie stehen massiv unter Druck ihrer radikalen Glaubensgenossen. Aber es sind ganz wenig. Und weil es so wenig sind, sind sie allein und Zielscheibe der HardcoreMuslime.
Aber was der Beitrag eben nicht anspricht: Muslime haben noch keinen Weg gefunden, die Grundlage der Terroristen zu entschärfen: die Berufung auf Koran und Sunna. So lange das nicht passiert, dass Koran und Sunna einer neuen Exegese und Hermeneutik unterzogen werden können, die aus Koran und Sunna selbst extrahiert wurde, so lange werden Muslime den Terror aus ihren Reihen haben. Und die pauschale Aussage, dass die Religion durch Terroristen missbraucht wird, ist eine apologetische Aussage, denn eine Religion kann auch Terroristen aus sich entlassen, wenn sie nicht entschärft wird. Der Islam hat noch nicht den Schlüssel zur Entschärfung gefunden. Einzelne Muslime schon. Sie haben das gefunden, indem sie eben den Koran aus aufgeklärter, aus christlicher Perspektive interpretieren, indem sie die Sunna einfach links liegen lassen, indem sie gute Worte – ohne einen Maßstab für gut anzuwenden – aus dem Koran und der Sunna extrahieren, manche wollen auch einfach nur ihren Frieden und ihre Ruhe, manche passen sich an, Koran hin – Sunna her, weil sie einfach ein anderes Leben führen wollen… Das ist alles gut und unterstützenswert. Aber das bedeutet noch nicht, dass damit der Schlüssel gefunden wurde, der die Mehrheit der weltweiten Muslime überzeugt.
Lieberberg muss sich nicht entschuldigen: http://www.bento.de/politik/rock-am-ring-marek-lieberberg-pauschalisiert-nach-terrorgefahr-muslime-1405622/ Denn im Augenblick ist nicht sichtbar, dass der Druck von Muslimen auf ihre gewalttätigen Glaubensbrüder so groß ist, dass sie eine solche Tat nicht mehr ins Auge fassen. Diese Forderung ist auch absurd. Denn es gibt eben auch Muslime selbst, die ihren Glaubensbrüdern den Vorwurf machen, sich nicht stärker gegen den Terror zu wenden. ( Nachtrag: http://kath.net/news/59834 )Die dürfen das – aber Nichtmuslime nicht? Zudem ist gegen die Aufzählung derer, die sich gegen den Terror wenden, eine große Anzahl derer zu stellen, die sich eben nicht dagegen wenden. Es gibt nicht nur Islamophobie – es gibt auch Wahrheitsphobie. Und vor der müssen wir uns genauso hüten wie vor der so genannten Islamophobie.
(Was Lieberberg betrifft: im Vorwärtsbeitrag wird gesagt, dass er von Islamisten ausgegangen sei, bevor überhaupt klar war, weswegen Rock am Ring unterbrochen wurde. Ja, das mag sein. Aber er hat ja nicht allein diese angesprochen, sondern die durch die Terroristen verursachten Spannungen, dass Ängste die Gesellschaft und die Sicherheitskräfte beherrschen. Und Terror geht im Augenblick im Wesentlichen von Islamisten aus, von keinen anderen Gruppen. Ich vermute – vermute! – dass zum Beispiel die Massenpanik in Italien direkt nichts mit Islamisten zu tun hatte, aber dass bei den Menschen angesichts der Islamisten die Nerven blank liegen.)
*
Das Spannende ist, dass nun auch islamische Staaten vermehrt gegen Islamisten vorgehen – und zwar diejenigen, die sie vorher unterstützt haben bzw. diejenigen, die von anderen islamischen Staaten unterstützt werden. Und so unterstützt der Iran Islamisten gegen Islamisten – und wurde nun selbst Opfer von Islamisten: http://www.tagesschau.de/ausland/teheran-137.html Oder Saudi Arabien unterstützt Islamisten, Katar stützt Islamisten (z.B. Muslimbrüder und Hamas) gegen die die Saudis was haben… Von daher sind diese Islamistengegner nicht als Islamistengegner anzusehen, sie sind es eben nur partiell, soweit sie selbst dadurch gefährdet werden. Wer unterstützt die Al Schabab und die Islamisten in Ostafrika? Die Saudis? Oder auch die Kataris? Soweit ich mitbekommen habe: die Saudis.
*
Gabriel will Geschlossenheit im Kampf gegen die IS: http://www.spiegel.de/politik/ausland/sigmar-gabriel-wirbt-bei-saudi-arabien-fuer-geschlossenheit-im-kampf-gegen-is-a-1151033.html Vor lauter IS übersieht man heutzutage wohl die ganzen anderen islamistischen Gruppen, die gewalttätig sind. Das ist nicht gut. Denn man muss aufpassen, dass man in dieser Frage nicht die Perspektive der mächtigen Saudis einnimmt, die die von ihnen unterstützten Islamisten reinwaschen wollen.
Impressum http://www.wolfgangfenske.de/