Reflexion zu meinem Blog

Ich bin meinem Kritiker dankbar, auch wenn er durch ständige Unterstellungen (ich sei Antisemit, Frauenfeind, AfD Verharmloser, Ausländerfeind, würde blutige Bilder teilen, Erdogan nicht genügend kritisieren, gegen Kirchenleitungen hetzen…) auffällt. Ich bin darum dankbar, weil er mich zwingt, über das nachzudenken, was ich schreibe.

Neulich hat er bei mir ins Suchfeld „Junge Freiheit“ eingegeben – und dann kamen alle Stellen, in denen ich die „Junge Freiheit“ genannt habe. Das hat er dann in einem Link veröffentlicht. Damit sollte ich in bestimmten Kreisen, in denen der Kritiker verkehrt, vermutlich diffamiert werden.

Dass ich die Junge Freiheit genannt habe, das will ich nicht leugnen, warum auch. Ich mache von einem mir durch das Grundgesetz gegebenem Recht Gebrauch, mich zu informieren. Das mache ich auch mit Blick auf Blättern, die von manchen Rechten abgelehnt werden: Spiegel, Stern, Zeit, FR, SZ… Natürlich auch bei Tagesschau, FAZ und Focus – und andere.

Wenn man mich also kritisiert, dass ich die Junge Freiheit erwähne, dann muss man erst einmal schauen: Warum erwähne ich sie. Und da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: a) Sie bringt eine Information, die andere nicht bringen; b) sie bringt einen Kommentar, den ich für angemessen halte; c) sie bringt einen Kommentar, den ich für unangemessen halte und kritisiere; d)…

Und das betrifft alles. Wenn einer im Suchfeld Merkel eingibt, dann sieht er 2000 Mal Merkel (ich schätze, ich habe nicht nachgezählt  in den letzten bald 10 Jahren meines Blogs kommen viele Merkels zusammen) und sagt dann: Was für ein Merkelfan! Doch dann entdeckt er, dass ich Merkel viel kritisiere – und fasst zusammen: Der ist Merkel-Gegner. Doch dann entdeckt er Texte, in denen ich Merkel zustimme und auch gegen Aussagen anderer verteidige. Dann mag also ein Kritiker sagen: Der hängt sein Fähnchen nach dem Wind! Nein, tue ich nicht. So habe ich mich zum Beispiel nie an der Merkel muss weg Kampagne beteiligt (aus Gründen, die ich im Blog genannt habe). Ich hänge das Fähnchen nicht nach dem Wind: Ich sage das, was aus meiner Perspektive richtig ist – und ich bin ich. Meinen Maßstab lege ich an alle an, sei es an Junge Freiheit, an Merkel, an EU, an Parteien, an Kirchen…

Das betrifft die EU: Ich kritisiere die EU viel. Ich schrieb aber auch häufig, dass ich zur EU keine Alternative sehe. Ich schrieb das nur nicht unbedingt in jedem Blog, in dem ich die EU kritisiere, weil ich davon ausgehe, dass meine Leserinnen und Leser häufiger in meinem Blog lesen und wissen, wie sie was einzuordnen haben. (Manche, die mir nichts unterstellen wollen.)

Das betrifft auch Parteien: CDU, SPD, FDP, Grüne, Linke, AfD – ich kritisiere sie und stimme ihnen zu, jeweils nach meiner Sicht der Dinge. Nun zur AfD – das ist das Steckenpferd meines Kritikers, darum betone ich sie. Immer wieder nennt er mich AfD-Verharmloser. Ich keile nicht auf die AfD ein. Das ist klar. Ich keile auf niemanden ein [zumindest ist mir das nicht bewusst geworden], außer ich habe mal einen schlechten Tag erwischt, soll ja auch bei mir vorkommen. Warum keile ich nicht auf die AfD ein? Weil sie Teil des demokratischen Parteienspektrums ist. Sie ist Ausdruck unserer Demokratie. Es gibt eben Menschen, die anderer Meinung sind als ich. Ich keile ja auch nicht auf Linke oder sonstwem ein. Es geht bei mir nur um Themen.

Ich schrieb es schon im Blog: Was ich im Kontext der AfD sehr schwer finde, das ist, dass massenhaft Fakes im Umlauf sind, sowohl Bilder als auch Texte – und das in allen Medien. Das war auch der Fall bei Obama, das war der Fall bei Trump, bei Putin – und je unsicherer ich bin, was nun stimmt und was nicht, desto mehr halte ich mich zurück. Ich werfe nicht mit Steinen auf andere, auch dann nicht, wenn alle anderen Steine werfen. Mit der AfD gibt es aber noch eine Besonderheit: Ich finde sie im demokratischen Spektrum wichtig, weil sie dazu beiträgt, dass die etablierten Parteien nicht in ihrer Blase bleiben. Sie hilft dazu, falsche Politik zu korrigieren. Falsche Politik nenne ich das, was einem großen Teil der Bevölkerung nicht passt. Die Politik ist für die Bevölkerung da – nicht die Bevölkerung ist Untertan der Politiker und Parteien. Politik hat nicht die Aufgabe die Meinung einzelner Mächtiger und mächtiger Gruppen durchzusetzen, sondern Kompromisse zu finden, die einen möglichst breiten Teil der Bevölkerung wiederspiegeln. Insofern kann man bei mir schon Texte finden, die die AfD aus dem genannten Grund für wichtig ansieht – aber das heißt nicht, dass ich mir die Aussagen der Partei zu eigen mache. Und so kann ich auch die Positionen der Grünen, der Linken, der FDP, der SPD und der CDU betonen, weil ich darin einen Fortschritt für den Zusammenhalt der Bevölkerung sehe. Damit mache ich mich ja nicht zu einem Parteimitglied von Grünen, Linken, FDP, SPD, CDU. Das ist für manche sicher schwer zu verstehen – vor allem für diejenigen, die in schwarz-weiß denken und in irgendeiner Partei den Untergang der Welt erkennen (manche erkennen sie in der AfD, manche in den Grünen – möglicherweise auch manche in den Linken und manche sehen ihn in Merkel) – und in ihrer Ideologie die Rettung Deutschlands und der Welt. Zudem: Ich werde von einer Meinung, die ich seit Jahren äußere, nicht abrücken, nur weil sie die AfD vertritt. Das wäre absurd und würde zeigen, dass ich kein Rückgrat habe. Noch schwerer wird die folgende Aussage für manche zu verstehen sein: Man muss differenzieren: Wann wurde eine Aussage gemacht? Die Lucke-AfD ist eine andere als die Petry-AfD. Die Petry-AfD ist eine andere als die AfD, die jetzt eher weiter nach rechts an den Rand abdriftet. Jede Zeit hat ihre Besonderheit. Man kann nicht die Situation von heute nehmen und einfach auf die Zeit von vor ein paar Jahren übertragen, das klappt in diesen schnelllebigen Zeiten manchmal selbst auf Monate bezogen nicht mehr. Manche machen das, aber das zeigt nur ihre eigene Unfähigkeit und ihr verkrampftes unreflektiertes Denken. Ich war übrigens auch immer einem Verbot der NPD gegenüber kritisch eingestellt. Nicht, weil ich Fan der NPD wäre – das zu sein ist für mich vollkommen absurd – und jeder, der mich kennt und nicht anfängt sich selber in mir zu spiegeln, weiß das. Sondern: Es hat mit unserer Demokratie zu tun. Wir müssen Parteien aushalten, die uns zuwiderlaufen, wir müssen ihnen dieselben Rechte einräumen, die das Gesetz Parteien einräumt. Ohne Finten und juristischen Tricks. Denn die Parteien sind Ausdruck dafür, dass es einen Teil der Bevölkerung gibt, der vollkommen unsinnig denkt. Übrigens auch auf religiösem Gebiet. Damit muss man leben – und dagegen muss man argumentativ angehen. Jeder einzelne im Land muss auf die Demokratie aufpassen und für sie eintreten. Sie hat Feinde von rechts und von links, von Säkularen und Religiösen… Und so muss jeder einzelne im Land auch für sich selber argumentativ Lösungen finden. Dazu muss man beitragen – und dazu will ich mit meinem Blog beitragen. (Noch einmal AfD: was jetzt passiert, habe ich übrigens schon vor ein paar Monaten gesagt. Wenn die CDU vernünftige Politik macht, dann kehren Menschen der AfD den Rücken – und die AfD muss weiter nach rechts abrutschen, um Stimmen zu bekommen. Und hätte die CDU das nicht gemacht, wäre die AfD erstarkt. So einfach ist das manchmal.)

Nun zum Koran/Islam. An dieser Stelle muss ich sagen, dass ich eine Entwicklung durchgemacht habe. Ich hatte der Propaganda von Muslimen vor Jahren geglaubt, dass alle Muslime den Koran 1 zu 1 umsetzen und umsetzen müssen. Von daher war ich entsetzt, als ich den Koran zum ersten Mal ganz und intensiv gelesen habe. Entsprechend habe ich auf Islam und Koran eher allergisch reagiert. Inzwischen habe ich Muslime kennen gelernt: Manche halten sich nicht an den Koran, finden aber sein Arabisch göttlich, manche finden weder sein Arabisch göttlich noch den Inhalt – aber sie nennen sich Muslime, manche suchen sich Teile aus dem Koran, die unserer aufgeklärten/christlichen Kultur entsprechen und übersehen die anderen Stellen (das ist beim Euro-Islam beliebt). Andere (Ahmadiyya/Sufis) haben andere hermeneutische Zugänge. Und dann gibt es Muslime, die den Koran sehr ernst nehmen und solche, die ihn nicht nur sehr ernst nehmen, sondern auch 1 zu 1 umsetzen wollen. Und nachdem ich das erkannt habe, habe ich auch gelernt, den Islam differenzierter zu betrachten. Und so ist es in den letzten Jahren mein Anliegen geworden, die hermeneutischen Ansätze der Muslime in den Blick zu rücken und auch wirklich zu fordern, eine neue Koranexegese zu finden, die aus dem Koran/Ahadith herauskommt, um den Islam kompatibel machen zu können mit unserer Welt. So lange das nicht passiert, so lange wird der Koran Sprengsatz unserer Gesellschaft sein.

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