Fundamentalismus 3

Tier37

Der Begriff, der zunächst einmal darlegen sollte, was die Grundlage des christlichen Glaubens ist, das Fundament, wurde von christlichen Gegnern erfolgreich umgeprägt: Wer auf diesen Fundamenten beharrt, ist nicht positiv einzuordnen, sondern negativ. Warum? Er ist Hinterwäldler, er geht nicht mit der Zeit, ist unzeitgemäß, ist unmodern, kapiert nicht, dass die Erde keine Scheibe mehr ist, dass das Christentum nur eine Religion unter anderen ist, usw. usw. usw. Eminent christliches Gedankengut und Verhalten wird als fundamentalistisch bezeichnet. Das heißt: Alle frühen Christen würden Fundamentalisten im negativen Sinn sein. Ebenso die Christen, die um ihres Glaubens Willen heute ihr Leben lassen – alles Fundamentalisten, nicht fähig, sich den modernen Zeiten anzupassen.

Das finde ich interessant: Er ist ein Begriff geworden, der die scharfe Auseinandersetzung innerhalb der Christen zeigt und auch sichtbar werden lässt, dass die Fundamentalisten nicht mehr nur auf biblische Grundlagen beharren, sondern dass die modernen christlichen Fundamentalisten alles tun, um ihren Brüdern und Schwestern zu verdeutlichen, dass sie nichts taugen, wenn sie sich auf die Bibel berufen.

Und so schlagen sich Christen dann gegenseitig: Die einen sagen Kind des Fundamentalismus, die anderen sagen: Kind der Hölle.

Wer sich als Christ mit dem Thema beschäftigt, sollte es nicht dazu verwenden, anderen Christen ans Bein zu pinkeln, sondern jeglichen Fundamentalismus in unserer Gesellschaft in den Blick zu bekommen. Und Fundamentalismus negativ bedeutet für mich heute, wie in den letzten Tagen schon gesagt:

Menschen reden nicht mehr miteinander, sie respektieren nicht, dass andere andere Meinungen haben können, sie erniedrigen die Meinung anderer und es gibt Bestrebungen, sie zum Schweigen zu bringen. Und das nicht mit Argumenten, sondern indem man ihnen Raum nimmt: Auftreten in der Öffentlichkeit verhindert (Diskussionen, Bücher), Totschlagbegriffe verwendet, um sie lächerlich zu machen, sie öffentlich demütigt, ohne, dass sie sich wehren können, einzelne Aussagen verallgemeinern, sie verantwortlich dafür machen, dass Christen verfolgt werden, dass der christliche Glaube “verwässert” wird…

Wir Christen haben miteinander zu leben – nicht gegeneinander. Wir müssen einen Interpretationsfreiraum lassen – und für unsere Meinung werben. Die gute und richtige wird sich auf lange Sicht gesehen durchsetzen. Wir müssen auch in dieser Hinsicht die Bitte des Vater Unsers ernst nehmen:

Vergib uns unsere Schuld – wie auch wir vergeben denen, die an uns schuldig geworden sind.

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