Alexander Grau trifft mal wieder den Nagel auf den Kopf: http://www.cicero.de/weltbuehne/deutschlands-rolle-in-syrien-es-geht-nicht-ohne-gewalt Besonders interessant finde ich die Aussage: Man hat „Menschen ermuntert, für ihre Freiheit zu Kämpfen, ihnen im entscheidenden Moment aber die Hilfe versagt.“ – Vielleicht denkt er daran, dass der Westen nicht geholfen hat, Assad mit Gewalt zu vertreiben. Das wäre nicht meine Lösung, denn Assad wäre nie mit Gewalt vertrieben worden. Das hätte nicht geklappt. Aber dass man die rebellischen Menschen ermuntert hat, statt zu sehen, was für eine Katastrophe das heraufführen wird, das ist, was ich der Politik vorwerfe. Sie hat die Verstrickungen der Mächte (Sunniten/Schiiten und politische Machtambitionen: Türkei, Saudi Arabien, Katar, Iran, Russland, Westen) ignoriert, darum das Aufkommen der Islamisten nicht sehen wollen.
Jetzt, so Grau richtig: Kann man die Gewalt nicht mehr ohne Gewalt bekämpfen. Ich würde auch hier weiterführen: Wer den Sieg der Islamisten erhofft und die Niederlage Assads, der fördert das Grauen.
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Kurden haben gemeinsam mit anderen eine Stadt weitgehend eingenommen und damit den Nachschub der IS aus der Türkei eingeschränkt: http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-kurdische-truppen-nehmen-offenbar-is-stadt-ein-a-1106434.html
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Syrische Frauen klagen Männer, die nach Europa flüchten, an, weil sie Frauen und Kinder allein lassen: http://www.dailymail.co.uk/news/article-3263593/Syrian-wives-mothers-left-condemn-men-fled-country-ask-free-protect-wrong-leave-country.html Haben die Frauen nicht verstanden, dass die Männer nur vorangehen, um die ganze Familie nachzuholen? Manchmal werden freilich auch Kinder nach Europa geschickt – mit derselben Folge. Aber da bleiben die Männer wenigstens zu Hause, um, wie die Frauen sagen, sie zu beschützen.
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Angeblich werden immer mehr Muslime Christen, weil der Islamismus sie abschreckt: http://kath.net/news/56298
In Algerien wurde ein Christ (Silmane Bouhafs) wegen Blasphemie zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Was hatte er gesagt? Er sagte, dass „das Licht Jesu die Lüge des Islams und seines Propheten überwinden“ möge und hat dazu Bilder gezeigt, die die Hinrichtung von Menschen durch Islamisten wiedergaben. http://kath.net/news/56283
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Auch auf den Philippinen herrscht Krieg – Krieg gegen Drogen und Korruption: http://www.focus.de/politik/experten/philippinen-praesident-duterte-fuehrt-gnadenlosen-krieg-gegen-die-drogenbarone_id_5815057.html Es werden Menschenrechte mit Füßen getreten. Aber die Zustimmung zu dieser Politik durch 91% der Bevölkerung zeigt, wie sehr die Menschenrechte bislang durch die Drogenbanden und anderen Kriminellen mit Füßen getreten wurden. Die Menschen wollen sich endlich sicher fühlen und nicht von solchen Kriminellen der Freiheit beraubt.
Nun haben wir also wieder einmal ein gesellschaftspolitisches Dilemma. Man hat den kriminellen Macht gegeben, man hat ihnen viel Raum gegeben – und nun will man ihnen diesen Raum wieder nehmen. Wie macht man das ohne einen solchen Krieg? Mit guten Worten? Wenn die Menschenrechte am Boden liegen – kann man sie nur errichten, indem man in ihrem Namen Krieg führt?
Das ist ein ethisches Dilemma – und ich bin mir nicht so sicher, ob man diesem wirklich so leicht entkommt, indem man einfach naiv sagt: Das darf er nicht. Das würde eben bedeuten, den Kriminellen wieder Raum zu geben.
Andererseits ist das äußerst schlimm: Menschen werden erschossen, ob unschuldig oder schuldig, Menschen werden inhaftiert, ob unschuldig oder schuldig, Gerichte werden weitgehend außer Kraft gesetzt, weil die Polizei selbst Gericht ist. Wie viele Menschen werden ihr Leben lassen, einfach weil ein korrupter Polizist meint, einen Konkurrenten auf diese Weise loswerden zu müssen? Und was wird nach den sechs Monaten sein? Wird er selbst dann weiterhin als blutiger Machthaber alle Philippinen knebeln?
Was Gesellschaften betrifft: Es gilt nicht nur „Wehret den Anfängen“ angesichts von ideologischen Gewalttätern, sondern auch angesichts der Kriminellen. Je früher ein Zurückweichen verhindert wird, sieht man ja auch an die Clans in Berlin und anderswo, desto leichter ist es, sie in Schach zu halten. Wenn sie erst einmal Macht gewonnen haben, dann ist es schwer, den Raum wieder zurückzuerobern.
Eine einfache und banale Weisheit. Es wäre gut, wenn sie auch jeder Verantwortliche verstehen würde.
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