Religion und Staat

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Man kann schon interessante Dinge lesen: Staat und Religion sollen nicht in das private Leben der Menschen eingreifen. Das habe ich tatsächlich gelesen!

Was würde das konkret bedeuten?

Anarchie! Denn der Staat greift in mein privates Leben ein, wenn er mich nicht bei Rot über die Ampel fahren lässt, der Staat greift ein, wenn er Steuern verlangt; wenn nicht die Religion Regeln vorgibt – wer gibt sie vor? Ich mir selbst? Folge? Ich, ich, ich – Egoismus, Hedonismus pur, der Stärkere bestimmt! Man sollte schon ein wenig weiter denken als bis zum Brillenrand. Der Staat greift in mein Leben ein, wenn ich zur Schule gehen muss und Bildung eingetrichtert bekomme – und zwar vom Staat geregelte Bildung. Religion greift ein, wenn es heißt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, greift ein, wenn es heißt: Du sollst nicht töten. Sie greift ein, wenn es um die Frage geht: Was ist Würde des Menschen – der Mensch hat Würde, seine Würde muss bewahrt bleiben… Es kann schlicht und ergreifend der einzelne Mensch nicht festlegen, wie er sich in der Gemeinschaft verhalten will – das gibt nicht allein die Tradition vor – denn die Tradition ist Folge der Religion und somit sind auch die Vorgaben des Staates Folge langer Kämpfe auch der Religion gegen den Egoismus des Menschen – und des Menschen gegen Religion. Nun, das sind alte philosophische Fragen – von daher mutet es ziemlich naiv an, so etwas wie eingangs genannt, zu lesen.

Und die Berechtigung von Religion besteht auch darin: Sie stabilisiert Menschen – gleichzeitig bringt sie Unruhe. Sie tröstet – gleichzeitig fordert sie heraus. Sie gibt alte Maßstäbe – gleichzeitig entwickelt sie neue Verbindlichkeiten, sie gibt der Gesellschaft ein Zentrum – gleichzeitig führt sie die Gesellschaft weiter. Zumindest unsere christliche Religion. Denn auch wenn sie in alten Klamotten daherkommt, ist sie vielfach putzmodern. Denn ihre Aussagen betreffen das Wesen des Menschen – und der hat sich bekanntlich nicht geändert. Manche sagen, er hat heute mehr Verstand als früher. Nun ja. (2013)

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