Die Flüchtlinge aus dem Islam werden Deutschland verändern. Die Mehrheitsgesellschaft muss das nur steuern: http://www.welt.de/debatte/kommentare/article146749273/Europa-wird-islamischer-das-ist-nicht-zu-aendern.html Posener hat recht.
Das bedeutet aber, dass der Mehrheitsgesellschaft nicht durch irgendeine elitäre Minderheit verboten wird, über die Werte zu diskutieren, die ihr wichtig sind. Und das ist zentral. Ob es einen Euro-Islam gibt oder nicht, wie der so genannte Euro-Islam mit unseren Werten kompatibel ist oder nicht, das wird sich dann alles zeigen, wenn in unserer Gesellschaft die freie Diskussion ermöglicht wird. Und dazu gehört auch die Frage: Was machen wir mit den Menschen, die unsere Werte nicht annehmen wollen? Hofieren wir die Intoleranten und sagen: Kommt herzu! Oder sagen wir ihnen: Bleibt besser draußen, sonst schicken wir euch raus? Keine Toleranz gegenüber den Intoleranten – aber dazu müssen wir erst grundlegende Überlegungen über unsere Werte selbst anstellen.
Es geht nicht allein um Frauenrechte, Kinderrechte. Es geht auch um Tierrechte. Wollen wir Hallalfleisch in den Kantinen? Ja, Nein? Es geht um die gesamte Weltsicht: Darf die Ummah, die Gemeinschaft über das Individuum entscheiden? Ja, Nein? Dürfen Menschen am Leib geschädigt werden, damit sie bestraft werden: Ja, Nein? Soll der Staat religiös neutral sein: Ja, Nein? Gelten die säkularen Gesetze des Staates auch für Allah-Gläubige: Ja? Nein?
Zum Aspekt Gemeinschaft entscheidet über das Individuum: Das sieht man ja selbst im Alltag, dass immer mehr Massen auf Einzelne bedrohend eingehen. Das kennen wir in Europa so nicht. In Europa hat jeder verantwortlich für seine Sache einzustehen und tut es auch. In dem Islam, wie er überall deutlich wird, hat der Einzelne es dann gleich mit einer Menge Leute zu tun, die ihn disziplinieren wollen.
Aspekt Frauenrechte: Es geht nicht allein um allgemeine Frauenrechte, sondern im Alltag schon darum, dass das Machogehabe aufhört. Muss die Frau zu Boden schauen, um nicht gefährdet zu werden? Wem gehört das Kind im Islam? Dem Mann – also haben wir hier ein Problem. Wem gehört die Frau? Dem Mann. Können wir das bis in den Alltag herunter regeln, dass die Mehrheit der Muslime in unserem Land das anders sehen lernt? Wie lange dauert das? Wird, bis sich die Mehrheitsgesellschaft durchgesetzt hat, nicht eine Parallelwelt bilden, die ihre eigenen Regeln lebt – bis sie so stark ist, die Mehrheitsgesellschaft zu zwingen, diese anzunehmen? Das sehen wir doch an Großbritannien. Frauen, die von ihrem zu Hause fliehen, die werden von den muslimischen Taxifahrern wieder zurückgebracht. Wenn dass auch nur ein oder zweimal geschehen ist – das bedeutet: Frauen haben Angst und bleiben dann doch lieber zu Hause. Taxifahrer haben hier eine eminent wichtige Funktion innerhalb der muslimischen Extrem-Gesellschaft. Wie sieht es mit Frauen aus, die medizinisch untersucht werden müssen, die von Notärzten behandelt werden müssen – wie geht die muslimische Gemeinschaft damit um, ohne dass die Ärzte jedes mal befürchten müssen, vom Mob in Schwierigkeiten an Leib und Leben gebracht zu werden? Darf ein Feuerwehrmann eine Muslima aus dem brennenden Haus tragen, auch wenn sie kein Kopftuch auf hat? Klingt albern – aber auch die Feuerwehr hat immer stärker mit solchen Menschen zu kämpfen, die dagegen sind und wie in Saudi Arabien lieber die Frauen verbrennen lassen, als sie durch einen Mann zu retten. Wie sieht es aus mit dem Tragen von Kleidung? Werden wir uns anpassen? Wie sieht es damit aus, christliche oder jüdische Symbole an uns zu tragen – wird es noch gefährlicher für Juden und gefährlicher für Christen? Sind Juden und Christen dann selbst dran Schuld, wenn sie Nachteile zu erleiden haben, weil sie sich zu ihrem Glauben bekennen? Wie sieht es mit Homosexuellen, mit Transvestiten usw. aus? Werden sie wieder in Clubs eingesperrt und müssen befürchten, von irgendwelchen Radikalen entdeckt zu werden? Muss man sich irgendwann für Hallalfleisch fürs Kopftuch, für den Bau jeder Moschee, für den MuezzinRuf entscheiden, weil man sonst in die Islamophobe Ecke gedrängt wird? Was ja zum Teil schon massiv geschieht.
Noch etwas, was mir vor kurzem häufiger aufgefallen ist: Wem gehört die Straße? Ausländern, die sich gerade gerne mitten auf der Straße in ihren Autos unterhalten wollen und langsam nebeneinander herfahren? Oder die einfach stehen bleiben und auf der jeweiligen Straßenseite eine lange Schlange von Autos aufstauen lassen, nur weil sie das Bedürfnis haben, sich gerade jetzt zu unterhalten? Das sind alles Herrschaftsgebaren, die schleunigst abgestellt werden müssen – aber die Mehrheitsgesellschaft – kann die sich wehren? Wird sie sich wehren? Wie sieht es mit den Massen aus, die in Krankenhäusern eindringen, weil einer ihrer Verwandten usw. gestorben ist? Die aus diesem Grund das gesamte Umfeld unter Druck setzen und einschüchtern? Hat die Mehrheitsgesellschaft hier etwas zu sagen? Sie muss hier Wege finden, gemeinsam mit Muslimen guten Willens, damit Menschen, die die Gemeinschaft stören, keinen großen Raum und keine Macht bekommen.
Viele gute Ideen und Artikel kranken daran, dass sie die Realität ausklammern. Und so auch der Artikel von Posener. Die Mehrheitsgesellschaft wird jetzt schon gegängelt. Wie sehr erst, wenn die Zahl der Muslime zunimmt – und eben nicht die Zahl der Euro-Muslime, sondern derer aus Syrien, Irak, Pakistan, Afghanistan, Somalia… – Und darüber muss man diskutieren dürfen!
Der Euro-Islam, der in dem Artikel genannt wird, der von einzelnen Menschen vertreten wird, ist mit unserer Gesellschaftsordnung kompatibel. Aber wie viele Menschen aus der muslimischen Welt in Europa würden dem ohne Wenn und Aber zustimmen? Selbst manche unserer muslimischen Gruppen haben da ihre Schwierigkeiten mit, vorbehaltlos das Grundgesetz anzuerkennen. Was machen wir mit denen?
Das Problem des Euro-Islam ist: Er hat keinen hermeneutisch begründeten Zugang zu den heiligen Schriften des Islam. Die Auslegung erfolgt mit Hilfe der aufgeklärten und christlichen Tradition Europas – sie kommt nicht aus dem Koran und den Ahadith heraus. Von daher ist der Euro-Islam immer eine Form muslimischer Religion auf Abruf. Man kann ihm nicht vertrauen, insofern, dass er die Ummah in Europa stabilisiert. Wir müssen ihn unterstützen, ohne Frage, aber er hat keine innermuslimische Basis. Welches Argument haben Euro-Islamer zum Beispiel, wenn sie mit Europa die Monogamie fordern – wenn im Koran die Polygamie vorgesehen ist? Sie haben keines. Und daran krankt jede muslimische Erneuerungsbewegung, die nicht aus dem Koran bzw. den Ahadith heraus ihre Sicht so begründen, dass sie mit Europas Werte kompatibel sind.
Übrigens: Wie sieht das denn in der Gegenwart aus, wenn einer eine Meinung äußert, die nicht besonders islamfreundlich ist? Darf er sie äußern? Wird er sich hüten sie zu äußern, wenn er an politisch exponierter Stelle steht, um nicht die geballte Macht der Beleidigten erfahren zu müssen? Wir kennen so manchen, der seinen Posten verloren hat: auch bei der BILD. Und man lese das hier: http://www.donaukurier.de/nachrichten/topnews/USA-Wahlen-Praesident-Islam-US-Praesidentschaftsbewerber-empoert-mit-Aussage-zu-Islam;art154776,3124115 Statt darüber zu diskutieren, sagt Frau Clinton: Schluss der Debatte!
So geht das nicht. Wir müssen im Westen über unsere Werte reden können – alles andere ist von Übel.
Und es geht auch nicht an, Positionen so zu verwässern, dass am Ende alles richtig oder falsch ist: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-09/islam-fluechtlinge-allah (Sonja Hegasy) Es wird viel Richtiges in dem Artikel gesagt – aber es wird so gesagt, dass es die berechtigten Anfragen und Diskussionsbeiträge vom Tisch fegt. Wer erkannt hat, dass das Gottesbild massiv das Verhalten in einer Gesellschaft prägt, der kann nicht einfach alles in einen Topf werfen. Wenn ich das Bild von einem freundlichen Gott habe, das Jesus verkündet, dann gehe ich ganz anders mit Menschen um, als wenn ich einen Gott vertrete, der als strafender dargestellt wird, vor dessen Hölle man sich fürchten muss, dessen Gericht ich selbst in die Hand nehme, weil er es mir befiehlt. Das kann man nicht wegwischen. Von daher muss es auch erlaubt sein, über das Gottesbild des Islam zu diskutieren – und eine solche Diskussion muss innerhalb der muslimischen Ummah auch gefordert werden. Wer will es einem in einer demokratischen Gesellschaft, in der die Wissenschaft frei ist, eigentlich auch verbieten? Niemand. Es sei denn, sie ist schon islamisiert.
Der Vergleich des Islam mit dem Katholizismus ist ein rhetorischer Trick von Herrn Posener, sollte also nicht so ernst genommen werden.
Und so stellt sich die Frage: Was wollen wir als Mehrheitsgesellschaft, wie weit darf der Islam unsere Gesellschaft verändern? In diese Diskussion sind auch Muslime unseres Landes mit einzubeziehen. Denn so mancher, der aus seinem muslimischen Land geflohen ist, floh vor dem dort vertretenen Islam und dürfte bereit sein, wie die Euro-Muslime aber auch die Ex-Muslime (von denen zu selten gesprochen wird [ein neues großes Thema]), einen gangbaren Weg zu suchen.
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