Freiheit

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Für das Neue Testament ist in dieser Hinsicht vor allem Paulus zu nennen. Er greift diesen Aspekt „Freiheit“ auf, sieht jedoch die Sklavenhalter nicht wie in seiner Tradition in Menschen, sondern in den drei Größen: Sünde – Gesetz – Tod. Diese drei versklaven den Menschen.

Die Sünde (Freud würde es die Triebe nennen) lassen den Menschen Handlungen tun, die er gar nicht will.

Das Gesetz (Freud würde es das Über-Ich nennen) zwingt den Menschen etwas zu tun, was er gar nicht leisten kann. Und darum ist er ständig zwischen den Forderungen des Gesetzes und der Sünde hin und her gerissen – kurz: Er ist unfrei.

Was befreit ihn nun? Und da weicht dann Freud von Paulus ab. Für Freud ist es der Verstandesoptimismus, der ihn auf den Verstand setzen lässt. Paulus sieht die Befreiung durch Jesus Christus gegeben, denn der Verstand ist abhängig von dem zerrissenen Menschen, ist Teil des zerrissenen Menschen. Er kann gar nicht wirklich frei entscheiden.

Und so finden wir die Ansätze modernster Auffassung schon beim Apostel Paulus: Erst wenn Gott den Menschen neu macht, dann ist auch das, was im Hintergrund abläuft, neu. Weil der Mensch sich selbst nicht ganz in der Hand hat, muss Gott ihn in die Hand nehmen und nach seinem Willen verändern. Der Mensch trägt das Seine natürlich dazu bei, indem er sich verändern lassen will.

Zuletzt kommt bei Paulus noch die Freiheit vom Tod dazu. Der Mensch muss keine Angst mehr haben vor dem Sterben, somit ist diese Angst kein handlungsleitendes Motiv mehr. Und das haben wir in der Gegenwart so noch nicht erkannt: Nicht den Tod müssen Glaubende fürchten und entsprechend abhängig von dieser Angst handeln. Er kann gelassen sein: Lebe ich, so lebe ich dem Herrn, sterbe ich, so sterbe ich dem Herrn.

Gleichzeitig ist die Freiheit des Christen nur durch seine Gebundenheit an Gott erfahrbar. Wer von Sünde frei ist, tut Gottes Willen. Wer vom Gesetz frei ist, handelt menschlich aus freien Stücken, also nicht gezwungen. Und wer vom Tod frei ist, handelt ohne Angst. Christen sind, so Paulus auch frei von den Vorgaben der jeweiligen Gesellschaft – eben dann, wenn sie Gottes Willen widerspricht, müssen sie ihr frei und mutig widersprechen.

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