Nun, das klingt ja nicht besonders: Wie soll man mit alttestamentlichen texten mehr Menschen in die Kirche bekommen? Eine eigenartige Argumentation. Wenn der Gottesdienst schlecht gestaltet ist, dann mit alttestamentlichen wie mit neutestamentlichen Texten. Glaube muss glaubwürdig „rübergebracht“ werden. Weitere Änderungsversuche gab es schon immer in den letzten Jahrzehnten und gibt es weiterhin, sodass ich nicht so recht verstehe, was diese Neueurungen wirklich bewirken sollen. Dass die frühen Christen eher Abendgottesdienste als Sonntagsgottensdienste um 10 Uhr feierten, ist mir – ich muss es gestehen – neu. Sie trafen sich, soweit ich noch aus den Texten weiß, morgens früh, vor der Arbeit, bei Sonnenaufgang. Aber diese Argumentation ist vielleicht wenig werbewirksam, da man die Menschen nicht gut aus dem Bett holen kann.
Ich bin für moderate Neuerungen, die man in der jeweiligen Gemeinde abstimmen kann. Aber dass dadurch wirklich mehr Menschen in den Gottesdienst kommen bzw. nicht mehr austreten, das halte ich für nicht realistisch. Warum?
Auch in anderen bereichen der Gesellschaft muss man sehen, dass Menschen ihre Freizeit ganz anders planen. Und diese Freizeitplanung ist nicht abhängig davon, ob man nun Abends oder Morgens einen Gottesdienst feiert. Wenn Menschen nicht den Eindruck haben, dass sie diese Stunde wirklich sinnvoll und gut verbracht haben, dann hilft das alles nichts. Ich weiß das doch von mir. Ich gehe nicht einmal zu Veranstaltungen, die ich als wichtig ansehe, weil ich keine Zeit habe und weil ich meine verbleibende Zeit eher als Entspannung oder zum Abbauen dessen benötige, was alles liegen geblieben ist.
Zumindest was mein Leben betrifft: Da muss man dann ansetzen: Anderen bei der Arbeit helfen, etwas zur Entspannung anbieten… – jetzt muss man dann von mir als Individuum absehen und auf weitere Menschen übertragen: Was benötigen sie? Und wenn man das herausgefunden hat – und auch herausgefunden hat, dass es etwas ist, was man als Kirche besonders gut leisten kann, dann ist das neuer Gottesdienst. Wobei der alte nicht abgeschafft werden darf.
Impressum http://www.wolfgangfenske.de/