Der Philosoph Odo Marquard ist gestorben. Seine „Transzendentalbelletristik“ hat mich so manches Mal fasziniert. Und als Mängelwesen war man glücklich, dass man gesagt bekam, dass man das Rad nicht immer wieder neu erfinden könne, weil die Lebenszeit dazu nicht ausreiche, sondern dass man auch das Überkommene aufnehmen könne – aber dennoch unvollendet bleibe. Ich sage es – hoffentlich richtig – mal so: Die gegenwärtige technisierte Leere muss mit Geschichtswissen und kultureller Vielfalt kompensiert werden – das versteht sich von selbst – auch wenn der Mensch so gestrickt ist, dass sich eben nichts von selbst versteht. Anregend sind seine Texte allemal.
(Ob das Mängelwesen Mensch allerdings bald noch Traditionen aufnehmen kann, angesichts des ganzen Copyright-Gedöns und der Patentkäufe, mag ich bezweifeln. Das hieße: Jeder Mensch muss alles neu erfinden, weil er sonst horrende Summen an irgendwelche Firmen zahlen muss, die sich irgendeine Erfindung der Vergangenheit kaufen konnte. Und so bleibt das Mängelwesen Mensch noch unvollendeter, es sei denn, er findet seine Vollendung in den Firmen, die alles aufgekauft haben – auch ihn, den Menschen.)
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