Flüchtlingspolitik und unsere Gesellschaft

Eine Gesellschaft ist ein äußerst komplexes Etwas, in dem Menschen zusammen wohnen. Wenn eine Gesellschaft gut läuft, dann haben diejenigen, die in ihr leben, ein ausgewogenes System gefunden, die unterschiedlichen Interessen und Mächte und Kräfte so zu ordnen, dass es den Menschen hilfreich ist. Freilich ist eine Gesellschaft immer im Wandel begriffen – und um weiterhin gut zu funktionieren, müssen diese Interessen, Mächte und Kräfte angemessen miteinander umgehen.

Unser gesellschaftliches System hat seine Grundlage in absorbierten Ansätzen jüdisch-christlicher, griechischer, römischer und auch germanischer Tradition. Juden-Christen steuerten die Ethik und die Religion bei, Griechen das abstrakte philosophische Denken, die Römer das Recht und die germanischen Traditionen in ihren unterschiedlichsten Stämmen (Hessen sind anders als die Alemannen und die wieder anders als die Friesen…) agieren im Hintergrund. Natürlich ist das alles nicht so klar abzugrenzen – aber es ist etwas Wahres dran.

Wir leben in Mitteleuropa verhältnismäßig friedlich miteinander. Warum?

Ein Rechtssystem ist entwickelt worden, an das sich Menschen halten – wenn sie es nicht tun, müssen sie die Konsequenzen spüren. Alle Menschen sind – theoretisch (das heißt es muss immer wieder durchgesetzt werden) vor dem Gesetz gleich, alle Menschen haben gleiche Würde.

Ein demokratisches System wurde entwickelt, das heißt, unterschiedliche Kräfte werden gehört, müssen die Chance haben, sich zu äußern, ohne Gefahr zu laufen, geköpft, ausgeschlossen oder gerädert zu werden.

Ein Subsidiaritäts-System wurde entwickelt, das heißt, dass nichts von oben herab Elitär bestimmt wird, sondern dass die Gesellschaft nach einem Prinzip aufgebaut wurde, das von unten nach oben regiert.

In jüdisch-christlicher Tradition, verbunden mit manchen Strömungen der Griechen und Römer wurde es in der Neuzeit endlich geschafft, den Tyrannen abzuschaffen (auch das Alte Testament ist äußerst herrschaftskritisch). Aufgrund der Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche und den religiösen Auseinandersetzungen in der Neuzeit sowie den unmenschlichen Anmaßungen säkularer Gruppen schaffte man es, das Verhältnis auszutarieren (nach der Herrschaft der herrschenden Gruppen in der französischen Revolution, des Nationalsozialismus und Kommunismus ahnte man, wie es jedoch ohne christliche Religion aussieht).  Man hat es auch geschafft, die einzelnen Gruppen und Weltanschauungen, die andere Gruppen und Weltanschauungen unterwerfen wollen, im Rahmen des Rechts zu disziplinieren. Und weitergehend: Die Gruppen haben das Bestreben, Individuen unterzubuttern, das Individuum zu überrennen, auszusondern, wenn es ihnen nicht hilfreich erscheint. Dass das bei uns kaum geschieht, haben wir vielen Kämpfen in unserer Kultur zu verdanken.

Wir leben also in einer Gesellschaft, in der es aufgrund vieler Kämpfe und Auseinandersetzungen in der Vergangenheit im Augenblick ziemlich ausgeglichen aussieht. Von daher muss man sich überlegen: Was muss an unserer Gesellschaft geändert werden – und wie, damit es besser wird, damit di genannten Grundlagen immer wieder realisiert werden?

Schlimmer wird es ganz schnell.

Und so beobachten wir zurzeit, dass es weltanschauliche und religiöse Gruppen gibt, die Andersdenkenden keinen Raum mehr lassen möchten.

Wir beobachten, dass es Gruppen gibt, die anderen Menschen Würde absprechen (Ungeborenen, dann aus nationalem Interesse, aus rassistischen Gründen, aus linkschaotischen Gründen).

Wir beobachten eine Aufweichung des Rechts zugunsten einer bestimmten zugezogenen religiösen Gruppierung: Frauenrechte werden eingeschränkt (Kleidung und Polygamie), das Recht des Individuums zur freien Meinungsäußerung wird bekämpft, Tierschutzbestimmungen werden umgangen, Kinderrechte werden missachtet (körperliche Strafen, Verheiratung Minderjähriger, Beschneidungen von Mädchen).

Wir beobachten, dass Menschen aus ihren gescheiterten Kulturen Traditionen mitbringen, die für Individuen unserer Kultur gefährlich werden (auch hier: Frauenrechte, Rechte des Kindes), es wird nicht mit dem Wort gekämpft, sondern mit Gewalt – nicht Einzelne kämpfen gegen Einzelne, sondern Horden überfallen Einzelne bzw. Wehrlose, Menschen bereichern sich durch Zerstörung anderer (Drogen, Raub).

Unsere Gesellschaft ist nicht vollkommen. Das ist klar. Tierrechte werden immer stärker erkämpft, Umweltfragen müssen intensiver diskutiert werden, und was ich für besonders wichtig halte: wieweit darf der Kapitalismus gehen – und neuerdings nicht nur die großen Firmen, sondern der „Finanzkapitalismus“. Er muss von der internationalen Gesellschaft unter Kontrolle gebracht werden, auch ist es asozial, dass eine kleine Gruppe extrem reicher Menschen und Firmen 99% der Menschheit in die Tasche stecken können. Geld darf nicht die Welt regieren. Dass unsere Gesellschaft nicht vollkommen ist, ist also klar. Nur kann das nicht bedeuten, dass Verhaltensweisen, Traditionen in unserer Gesellschaft wieder Eingang finden, die wir als schädlich ansehen und in mühevollen Auseinandersetzungen im Laufe unserer Geschichte aussortiert haben.

Hier hat die Politik anzusetzen: Flüchtlinge müssen bei uns willkommen sein, aus Gründen des Menschenrechts, der Würde – nicht nur aufgrund des wirtschaftlichen Gewinns. Und jeder Mensch, der sich unseren kulturellen Bedingungen anpasst, ist auch willkommen. Es geht jetzt natürlich nicht darum, wie ich mal las, dass ein Italiener sich dagegen verwahrte, nun immer Kartoffeln essen zu müssen. Das ist Schwachsinn. Auf dieser Ebene lieben die Menschen unseres Landes andere Traditionen und Sitten. Es geht nicht um Kleidung, nicht um Feiertagsbräuche. Es geht um das, was oben grundsätzlich dargelegt wurde.

Damit unsere Gesellschaft nicht aus dem Gleichgewicht gerät, müssen Menschen, die sich aktiv gegen sie wenden (gegen das, was oben gesagt wurde), wenn sie sich nicht integrieren wollen, diszipliniert werden. Dazu muss die Politik Möglichkeiten schaffen, diese Menschen zu disziplinieren. Auch Menschen unserer Kultur werden diszipliniert, wenn sie sich asozial verhalten. Einen gewissen Prozentsatz an Menschen, die das Gleichgewicht der Gesellschaft stören, erträgt jede Gesellschaft ohne Gefahren. Doch wenn sie in einem Übermaß vorhanden sind, kann sie leicht kippen. Und was das zur Folge hat, das sehen wir schon an Teilen in Schweden, an den No-Go-Zonen in Frankreich und England, und natürlich an den meisten islamischen Ländern.

Es dürfen keine Ghettos entstehen, keine Rechtsfreien Räume, keine Stadtteile, in der man nicht mehr die Sprache des Aufnahmelandes versteht – und mit der Sprache auch die Kultur nicht. Die Menschen, die zu uns kommen, müssen als Individuen weiter gebildet werden, müssen unterstützt werden, integriert werden, damit auch ihnen das ermöglicht wird, wozu sie hierher gekommen sind: Sie wollen wirtschaftlich, rechtlich sicher leben.

Und wenn wir sie in die Hände asozialer Gruppen ihres Landes fallen lassen, werden wir an ihnen schuldig. Darum müssen wir uns anstrengen, nicht nur die Politik, sondern auch die Städte und einzelne Familien, dass diese Menschen integriert werden – aber die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen, damit diejenigen, die sich um Integration bemühen, nicht durch Asoziale und Integrierungsunwillige Schaden erleiden. Aber dazu muss man die Gefahren auch benennen dürfen und benennen.

Man darf nicht zulassen, dass hilfsbereite Menschen ausgenutzt und vor dem Kopf gestoßen werden.

Zudem: Einzelne schwarze Schafe führen dazu, dass Menschen, die nicht differenzieren können, alle Menschen dieser Religion, dieser Kultur usw. in einen Topf werfen. Man muss also die Flüchtlinge vor schwarzen Schafen aus ihren Kreisen schützen.

Die Gefahren für unsere Gesellschaft kommen freilich nicht allein von Außen, sondern auch von Links- und Rechtsextremen. Aber das ist bekannt. Manchen.

Impressum auf www.wolfgangfenske.de

 

 

KategorienAllgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert