Unterhaltung über Tod und Auferstehung

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In einer Unterhaltung über Tod und Auferstehung haben wir bestimmte Fragen angesprochen:

– Viele in unserem Land glauben an Gott – aber die Auferstehung scheint ihnen fremd zu sein. Was ist passiert, dass dem so ist? Wir sind sprachlos geworden. Man hat uns suggeriert. Ihr sprecht nur in Formeln. Wenn ihr Trost spenden wollt mit der Aussage, dass der Mensch bei Gott ist, bei ihm lebt, dass wir ihn sehen werden, dann heißt es, das sei billiger Trost, formelhaft – und zu vermeiden. Auch Christen wollen keine billigen Vertröster sein. Darum sagen sie dann lieber gar nichts – und vermehren so die Sprachlosigkeit. Auferstehung wird zu etwas Exotischem. Parallel dazu kommen Gedanken aus anderen Religionen auf: Reinkarnation oder Gedanken, die schon immer irgendwie in Menschen verborgen waren, Glaube an einem Leben auf Sternen/als Stern, Paradies – nur ohne Gott… – aber: Sie sind auch nicht stärker beweisbar. Wir Christen haben zumindest die Erfahrung, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist – gibt es eine begründetere Auferstehungsbotschaft?

– Christen sind zurückhaltend geworden, weil man nie weiß, wie das Gegenüber reagiert, weil man nie weiß, was es benötigt. In einer reinen christlichen Gesellschaft, in der alle an die Auferstehung glauben, und jeweilige Konkretionen allgemein gängig sind, da fällt so etwas leicht. Aber in unserer Gesellschaft weiß man eben nicht, wen man vor sich hat: Einen Christen, der von Herzen glaubt? Einen Christen, der ganz in seinen Zweifeln verstrickt ist? Einen Nichtchristen, der zwar irgendwie christlich ist, aber letztendlich die christliche Auferstehungshoffnung nicht unbedingt teilt, statt dessen vielleicht an ewige Verwesung glaubt oder an Reinkarnation oder an ein Paradies ohne Gott oder eine psychologisierte Vorstellung, an den ewigen Kreislauf der Natur oder nihilistisch jeglichen Sinn ablehnt oder dessen einzige Hoffnung es ist, wie kann ich nun gut weiterleben… Auch von daher verlieren wir uns eher in allgemein gültige gegenwärtig akzeptierte Floskeln – oder anders gesagt: Schöne Worte, die man lieber nicht tiefer rational durchdringen sollte, weil sie hohl sind – aber schön und zu Herzen gehend. Aus christlicher Sicht: ungedeckte Checks – sie machen glücklich, aber eben nur kurz.

– Christen sind dann dazu übergegangen, den Auferstehungsglauben zu ethisieren, zu einem Teil der Ethik zu machen. In einer anderen Art und Weise als früher. Während man früher sagte: Verhalte dich so, wie Gott es will, dann kommst du in den Himmel (wobei der Wille der Herrscher oder die übliche traditionelle Verhaltensweise mit dem Willen Gottes identifiziert wurden), sagt man in der Gegenwart: Auferstehung wird da sein, wo Menschen miteinander sozial umgehen. Das ist eine säkularisierte Form: Wenn in der Gesellschaft alle gut miteinander umgehen, dann haben wir die Auferstehung. Aber diese säkulare Form dürfte kaum einen angesichts des Todes wirklich zufriedenstellen. Wie schon der Stoiker Seneca sinngemäß Epikur entgegen gehalten hat: Mit einer Nähnadel versuchst du die massiven Angriffe des Löwen (des Todes) abzuwehren?

– Heute geht es den Menschen überwiegend um die Frage: Wie gehe ich damit um, dass ich einen Menschen verloren habe. Er lebt im Herzen weiter – aber eben dann nur eine kurze Zeit – und was ist mit den Menschen, die keine Freunde haben oder deren Lieben schon alle vorher gestorben sind? Es geht darum, den Verlust psychisch zu verarbeiten. Die Frage nach dem ewigen Leben des Verstorbenen gerät in den Hintergrund, damit auch Trost. Wenn ich weiß, es geht ihm gut, er ist nur in der Welt Gottes, er hat den Raum gewechselt, ich werde ihn wiedersehen – dann ist das ein hilfreicherer Gedanke als der: Ich kann den Verlust irgendwie verarbeiten. Vor allem: Wenn ich über die Trauerverarbeitung nachdenke, habe ich für mich noch lange nicht geklärt: Was wird mit mir nach dem Sterben? Wobei freilich die gute Erinnerung an den Verstorbenen zu der Frage nach dessen Zukunft bei Gott für Christen zusammengehört.

– Wiedersehen bedeutet aber im christlichen Bereich nicht: Er ist ganz der Alte. Es bedeutet im christlichen Glauben, dass ihn Gott als Schöpfer der Vollkommenheit zugeführt hat, ihn so gestaltet hat, wie Gott ihn haben wollte.

– Von Allversöhnung kann man reden, das heißt, alle kommen in den Himmel – was auch immer Himmel ist. Heute versucht man den Himmel zu säkularisieren – er wird ein schöner Ort ohne Gott. Allversöhnung hat seine Wurzel in der Sicht des Paulus, dass Jesus Christus am Ende der Zeiten von allen erkannt wird, und sie dann nicht mehr umhin können, als ihn anzunehmen. Aber: Ich denke, dass auch noch in diesem Erkennen die Möglichkeit besteht, frei zu sein, das heißt: Gott in Jesus Christus abzulehnen. Von daher besteht der Wille Jesu darin, dass er mit allen Gemeinschaft hat, er bietet sie in der letzten Zeit genauso an wie er es heute schon tut – aber es bleibt dem starrköpfigen Menschen die Möglichkeit, die Liebe abzulehnen – und das nennt man dann Hölle.

– Einen Todesstoß hat der “Münchner im Himmel” – bzw. verwandte Vorstellungen, dem Auferstehungsglauben versetzt. Dieses ewige Singen und Halleluja, mit kleinen Flügelchen auf dem Rücken… und das in Ewigkeit… Das hat mit der christlichen Vorstellungen so viel zu tun wie die Sonne mit einem Kotkrümelchen der Raupe. Ewigkeit ist keine Zeit. Ewigkeit ist ewige erfüllte Jetztzeit. Nun mag man natürlich sagen: Eine Art spirituelle Demenz. Dass das die Sache nicht trifft, dürfte auch klar sein.

– Wir wissen jedoch auch als Christen im Grunde nicht, wie das ewige Leben konkret aussehen wird. Wie auch immer Nahtoderfahrungen interpretiert werden mögen – aus christlicher Perspektive ist nur eins sicher: Es gibt Auferstehung von den Toten, denn Jesus Christus wurde von Gott auferweckt, aus den Toten geholt, wurde von Menschen erfahren, damals bis heute, immer wieder. Und so ist das “Dass” der Auferstehung eindeutig. Die Konkretisierung dagegen ist nur mit Hilfe von Metaphern auszusagen: Gemeinschaft, Mahlgemeinschaft, Paradies, Wie Engel sein, Vor Gottes Thron stehen, Gott mit Gott ehrenden Liedern loben und preisen, Gott wird sein alles in allem, Von Jesus Christus empfangen werden, Im Licht Gottes leben, In der Wohnung leben, die Christus bereitet hat… – wir finden in der Bibel unzählige Bildworte für die Vollendung des Menschen in Jesus Christus, in der Herrlichkeit – oder wie es im Lukasevangelium heißt – in der Klarheit Gottes. (Wie es ja auch viele Vorstellungen zum Thema “Hölle” gibt, die aber schon vorchristlich kursierten, während Auferstehungsvorstellungen im spezifisch christlichen Sinn meines Wissens noch nicht gab. Man dachte eher an ein Leben in der Unterwelt, darum die Grabbeigaben…)

– Christen haben sehr viel zu bieten – an gedeckten Checks. Wir sollten mit dem Trost aus unserer Sicht nicht zurückhalten, aber äußerst sensibel sein. Ein Hungernder Mensch benötigt in dem Augenblick keine Kleidung, ein unbekleideter Mensch benötigt in dem Augenblick kein Glas Wasser… – erspüren, was der andere benötigt, das weitergeben, auch auf die Gefahr hin, dass wir uns in dem jeweiligen Augenblick geirrt haben und der Mensch etwas ganz anderes benötigt als das, was wir ihm geben. Daraus können wir eben nur lernen, noch sensibler zu werden und auf die Zwischentöne zu achten.  

– Der Himmel wird international besetzt sein – und Christen freuen sich auf alle Schwestern und Brüder weltweit. Viele, viele großartige Menschen, schon auf der Erde.

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